Der frühere Credit-Suisse-Banker Daniel Brühwiler hat eine Investment-Boutique gegründet. Er bäckt nun deutlich kleinere Brötchen, versichert aber im Interview mit finews.ch: Weniger ist mehr.


Herr Brühwiler, Sie haben bei der Credit Suisse Milliarden von Franken verwaltet. Mit Global Strategic Capital backen Sie deutlich kleinere Brötchen. Wie gehen Sie damit um?

Das eine ist nicht mit dem anderen zu vergleichen. Ich bin heute in der komfortablen Lage, frei von übergeordneten Vorgaben, ganz im Interesse unserer Investoren zu agieren und sämtliche Entscheide unabhängig und aus einer persönlichen Überzeugung heraus zu fällen.

Seit der Finanzkrise sind von Ex-Bankern gegründete Vermögensverwaltungen in Zürich wie Pilze aus dem Boden geschossen. Wie kann man in diesen Zeiten des Wandels differenzieren?

Wer alles macht, macht nichts richtig – wir fokussieren deshalb bewusst auf Nischen und konzentrieren uns derzeit auf zwei zentrale Anlagethemen. Diese haben wir je in einem Portfolio zusammengefasst: familiengeführte Schweizer Unternehmen sowie die vierte industrielle Revolution, also Innovation im weitesten Sinn.

Sie wenden sich an Schweizer Privatkunden und Family Offices. Tun das nicht alle Privatbanken?

Die Frage ist weniger, wer diese Kundensegmente anspricht, sondern vielmehr, wer mit einem tragfähigen Investitionsansatz und einer entsprechenden Überrendite zu überzeugen vermag. Die Performance-Zahlen, die wir erwirtschaften, sprechen eine klare Sprache.

Sie fokussieren auf zwei Bereiche: Innovationen und familiengeführte Firmen. Das ist weder neu noch exklusiv.

Wir sind nicht angetreten, um das Rad neu zu erfinden. Ich stelle aber fest, dass vermögende Privatkunden zunehmend unabhängigen und auf wenige Kernthemen spezialisierten Investment-Boutiquen vertrauen. Der grosse Zuspruch, den wir aus der hiesigen Investorengemeinde erfahren, bestätigt diese Wahrnehmung.

Genügt dies wirklich, um ein komplexes Anlageuniversum abzubilden?

Es ist nicht unser Anspruch, mit zwei thematisch ausgerichteten Portfolios das gesamte Anlageuniversum abzubilden – das wäre vermessen und wenig zielführend. In einem Portfoliokontext erachten wir eine Gewichtung unserer beiden Investment-Strategien von zwei bis drei Prozent als sinnvoll.

«Wir definieren uns nur über die Rendite»

Grösse per se steht für uns nicht im Vordergrund. Wir definieren uns ausschliesslich über die Rendite, die wir für unsere Investoren erwirtschaften – so liegen wir per Ende Mai mit beiden Portfolios deutlich über unserer Benchmark.

Sie giessen Ihre Strategien in Zertifikate, die von der UBS und der Zürcher Kantonalbank emittiert werden. Was ist der Sinn dieser Zusammenarbeit?

Ganz einfach: Beide Finanzinstitute sind hochsolide und verlässliche Gegenparteien.

Hohe Gebühren sind laut Ihren Aussagen ein Renditefresser. Sind Strukturierte Produkte nicht teurer als andere Anlageformen?

Gebühren sind letztlich immer in einem Performance-Kontext zu betrachten. Investoren sind durchaus bereit, für Überrenditen eine entsprechende Gebühr zu entrichten – sofern die Rechnung unter dem Strich stimmt.

Strukturierte Produkte haben ein zwiespältiges Image. Stossen Sie mit Ihrem Angebot daher nicht auf Skepsis?

Ich will keine Lanze für Strukturierte Produkte brechen und akzeptiere allfällige Vorbehalte seitens der Investorengemeinde. Wäre ich nicht persönlich vom Konzept und dem damit verbundenen Mehrwert Strukturierten Produkten überzeugt, würde ich sie sicher nicht einsetzen.

«Lassen Sie uns in zwölf Monaten wieder miteinander sprechen»

Investoren, die sich für uns entscheiden, wissen um diesen Umstand und vertrauen uns respektive unserem Ansatz.

Wie hat sich Global Strategic Capital bisher entwickelt?

Wir sind seit Anfang 2018 operativ und verzeichnen einen erfreulichen Vermögenszufluss in beiden Portfolios. Dennoch stehen wir erst am Anfang. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass wir in den kommenden Monaten weiter wachsen und überzeugen werden – lassen Sie uns in zwölf Monaten wieder sprechen.

Was sind ihre Ausbaupläne?

Wir sind eine agile und überschaubare Investment-Boutique und wollen das auch bleiben. Punktuell werden wir über die Zeit sicherlich auch personell wachsen – im Vordergrund steht jedoch eine effiziente Organisation, die sich weniger mit sich selber als vielmehr mit den Interessen der Investoren beschäftigt.


Daniel Brühwiler ist CEO und Gründer der Zürcher Investment- und Beratungs-Boutique Global Strategic Capital. Vor seiner Selbständigkeit war er unter anderem CEO der Privatbank Pasche, Head Investment Management bei Vontobel und Head Portfolio Management bei der Credit Suisse. Für Global Strategic Capital konnte Brühwiler Bruno Gehrig als Verwaltungsrat gewinnen.

 

 

 

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