«Ist das Swiss Banking nicht eine 'dead cat bouncing'?»

Ich hab’s dann auf mein eigenes Risiko geschrieben. Als ich das fertige Manuskript anbot, bekam ich noch einmal die gleiche Rückmeldung, diesmal von anderen Verlegern. Was mich störte, weil es sich dabei zum Teil um Verleger handelte, die sonst in Interviews beklagen, dass Autoren im deutschen Sprachraum nicht recherchieren wollen und keine aktuellen Geschehnisse aufnehmen, sondern lieber über ihre Kindheit, Jugend oder Familienverhältnisse schreiben. Bis ich dann eine Zusage von einem Verleger bekam, der keine Erwartungen gehabt hatte, sondern dem einfach mein Text gefiel.

Die aufkeimende Finanzkrise spielt im Roman eigentlich kaum eine Rolle. Vielmehr beschreiben Sie anhand der fiktiven Privatbank Helfenstein den viel zitierten Niedergang des Swiss Private Banking. Doch das Swiss Banking auch im Jahr 2018 noch quicklebendig.

Tatsächlich, ist es das? Oder ist es eine «dead cat bouncing»? Was sind die zwingenden Gründe, sein Geld einer Schweizer Bank zu geben, wenn es nicht mehr vor allem darum geht, die Steuern im Land, wo der Anleger wohnt, zu umgehen? Erzielen Schweizer nachhaltig höhere Renditen? Verlangen sie, klar erkennbar, niedrigere Gebühren? Das wäre mir tatsächlich neu. Ich fürchte, die Treue der Kunden zu Schweizer Banken hängt eher mit wenig glanzvollen Umständen zusammen.

«Die Frauen suchen seither meine Nähe nicht mehr»

Etwa, dass man die Bank etwa gleich gern wechselt wie den Arzt oder den Coiffeur. Aber wir werden es in den kommenden Jahren sehen, wenn der Generationenwechsel stattfindet. Ich bin gespannt, ob die Erben den Private Bankern ihrer Eltern treu bleiben, bloss weil diese für Schweizer Geldhäuser arbeiten.

«Jede Ähnlichkeit mit lebenden Personen ist rein zufällig» – das trifft in Ihrem Roman definitiv nicht zu. Man muss nicht mal Insider sein, um manche Real-Life-Personen in ihren fiktiven Figuren wieder zu erkennen. Haben Sie deswegen Probleme bekommen?

Ich überlasse es dem Leser, ob er tatsächlich existierende Leute in meinem Roman zu erkennen glaubt. Ich denke, dass die besten Geschichten manchmal in der Realität passieren. Von Männern, die vielleicht im Buch vorkommen, habe ich keine Rückmeldungen bekommen. Sie überlegen wahrscheinlich taktisch und wollen dem Roman keine zusätzliche Aufmerksamkeit verschaffen. Und die Frauen dieser Männer: Sagen wir er so, sie suchen meine Nähe seither nicht mehr. Was ich verstehen kann – «veritas odium parit» oder «Wahrheit erzeugt Hass», sagt man.

Wie haben Sie recherchiert: Persönliche Erfahrungen mit Private Bankern? Oder haben Sie sich in Ihrem Celebrity-Bekanntenkreis umgehört?

Ich habe keine persönlichen Erfahrungen mit Private Bankern, was meine Anlagen angeht. Mein Buch ist zwar in der zweiten Auflage, doch ich habe bis jetzt weder «Harry Potter»- noch «Fifty Shades of Grey»-Verkaufszahlen erreicht. Leider.

Stimmt es tatsächlich, dass sich reiche Leute in Zürich ständig über Ihre Banker austauschen?

Dort wo ich dabei war, waren die Namen von Bankern höchst selten ein Thema. Es wurde vielleicht mal von Bernie Maddoff gesprochen oder von Michael Steinhardt respektive einem anderen alten Hedgefonds-Manager. Aber es ging schon die meiste Zeit ums Geld.

«Die wenigsten Reichen sind zufrieden mit der Performance ihrer Geldmanager»

Eigentlich immer, ausser man erzählte, wie undankbar und schlecht das Hauspersonal sei. Beziehungsweise wer gerade welche Immobilie gekauft oder verkauft hat. Und wer welche Schönheits-OP hinter sich hat.

Was hören Sie als Insider da für Stories?

Die, die am Tisch sitzen, sind meistens genial in ihren Immobiliengeschäften. Und die, die nicht am Tisch sitzen, haben Millionen für irgendwelche Lotterbuden ausgegeben, die eine schlechte Lage ohne Aufsicht auf den See oder die Berge haben, die man nicht umbauen darf oder auf denen noch irgendeine versteckte Steuer lastet. Im Allgemeinen sind die wenigsten Reichen, mit denen ich zu tun habe, zufrieden mit der Performance der Manager, denen sie ihr Geld anvertrauten.

Planen Sie eine Fortsetzung des Romans, vielleicht eine Art Comeback-Geschichte?

Nein. Ich mag mich nicht noch einmal Jahre lang mit dieser Welt beschäftigen. Darüber hinaus glaube ich, dass die Finanzbranche massiv an Ausstrahlung verloren hat. Die interessanten Storys der nahen Zukunft spielen, von mir aus gesehen, in der Technologie-Industrie.

Gibt es eigentlich noch ehrbare Schweizer Banker? Falls ja, wer wäre das – und weshalb?

Das denke ich schon. Sie sind wahrscheinlich auf der mittleren Kaderstufe zu finden – allenfalls leicht darüber. Leute, die ihren Job machen, wie man es erwarten kann. Und die dafür angemessen, aber nicht übermässig, bezahlt werden. Wie man es ebenfalls erwarten kann. Die sogenannten Top-Leute der grossen Schweizer Banken halte ich aber für überschätzt und überbezahlt. Wenn man die Performance der Aktien ihrer Firmen anschaut, ist meine Aussage ein Fakt: Ein Grossbanken-Präsident, der einen Zehntel verdient hätte, hätte es vermutlich nicht schlechter gemacht.


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«Letzter Halt Bahnhofstrasse» erscheint im Münster Verlag in zweiter Auflage. Mark von Huisseling hat sich als Gesellschafts- und Lifestyle-Reporter einen Namen gemacht. Er schreibt über seine Treffen mit «Celebrities» regelmässig Kolumnen, unter anderem in der «Weltwoche». Der 53-Jährige hat mit seinem ersten Buch «How to be a Star» einen Bestseller geschrieben. Van Huisseling lebt in Zürich, ist verheiratet und hat einen Sohn.

Gold hat mit 2'400 Dollar ein neues Allzeithoch erklommen. Ist dies der Anfang einer nachhaltigen Hausse?
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