Die Zuger Firma Utopia Music will eine klingende Anlageklasse in die Schweiz bringen. Diese verspricht zweistellige Renditen – aber auch ungewohnte Risiken.

Der Run auf Alternative Investments immer noch an. Investoren stürzen sich auf Hedgefonds, privat gehaltene Kredite und Aktien und inzwischen sogar auf Kunst, Immobilien, Autos und Kryptowährungen – das Tiefzinsumfeld ist diesbezüglich ein mächtiger Treiber.

In den USA schon seit Jahren ein Thema, kommt nun eine Anlageklasse neu in die Schweiz. Mit der verdient man Geld, wenn zum Beispiel «Stairway to Heaven» oder «Bohemian Rhapsody» im Radio läuft. Denn: Die Person, die das Lied – also die Melodie komponiert und den Text – geschrieben hat, sowie die Künstlerin oder die Band, die das Lied dann eingespielt und aufgenommen hat, verdienen immer mit, wenn das Lied verwendet wird. Ob über den Streaming-Dienst Spotify, als Hintergrundmusik einer Fernsehwerbung, oder eben im Radio und sonst überall.

Diese Urheberrechte können in Katalogen gesammelt werden und sind veräusserlich, also handelbar.

Von Rainer-Marc Frey getestet?

Doch der Handel mit Urheberrechten war bisher in der Schweiz so kompliziert und mühsam, dass Banken grundsätzlich die Finger davon gelassen haben. Einzig Investment-Grössen wie Rainer-Marc Frey hätten die Anlageklasse bisher ausprobiert, erzählt man sich in der Branche. 

Das will Utopia Music nun ändern, erklärt David SchulhofPresident of Music bei der amerikanischen Filmproduktionsfirma AGC Studios und neuerdings im Verwaltungsrat von Utopia Music gegenüber finews.ch: «Wir haben eine Big-Data-Plattform gebaut, die die kommerzielle Nutzung von Urheberrechtskatalogen massiv vereinfacht und so Investoren die Gelegenheit gibt, an diesem Geschäft teilzunehmen.»

Konkret funktioniert das über einen 100-Millionen-Dollar-schweren Fonds, den das Unternehmen im dritten Quartal 2019 ins Leben rufen will und der dann Urheberrechts-Kataloge erwirbt. Potenzielle Investoren sind Family Offices, Pensionskassen und Privatbanken, so Schulhof. Für viele davon sind Urheberrechte aber komplettes Neuland: «Am letzten Investorenlunch wussten zu Beginn zwei der 20 Anwesenden, von was wir da eigentlich genau reden. Interessiert sind nun aber die meisten.»

Vorsicht Piraten

Verständlich, denn der Ausblick auf mindestens 17,9 Prozent Rendite pro Jahr, die Utopia in ihrer Broschüre verspricht, und auch der Umstand, dass Urheberrechte mit keinem Markt korrelieren, klingt angesichts des aktuellen Anlageumfelds sehr verlockend. Das gibt es aber natürlich nicht gratis, die Kosten belaufen sich auf jährlichen 1,5 Prozent Management-Gebühr und 20 Prozent Performance-Gebühr – ähnlich dem «two and twenty» bei Hedgefonds.

Auch die Liquidität ist eher eingeschränkt, warnt die Broschüre, es gäbe keinen organisierten Zweitmarkt, und es sei auch keiner in Planung. Es gibt deshalb Einschränkungen bei der Auszahlung und Übertragung von Anteilen.

Die Risiken sind laut Schulhof dennoch überschaubar: «Das grösste Risiko ist die Musikpiraterie. Wenn Menschen illegal Musik herunterladen, schaden sie nicht nur den Künstlern, denen ja dadurch auch Einnahmen entgehen, sondern auch den Inhabern der Urheberrechte.» Ausserdem würden kommerzielle Nutzer – wie zum Beispiel Radio- oder Fernsehsender – die Benutzung der einzelnen Lieder häufig nicht ausweisen.

Software sucht nach Rechtsverletzungen

Was das in der Praxis heisst, erklärt Alexander Brunner, Berater von Utopia Music, gegenüber finews.ch: «Wir hatten dieser Tage eine Sitzung mit einem Gründungsmitglied einer weltweit bekannten schwedischen Band. Er erhält Lizenzgebühren aus 60 Ländern. Ihre Lieder werden aber – wie wir mit unserer Technologie nachweisen können – in 160 Ländern gespielt.»

Schulhof führt aus: «Unsere Software Delta durchkämmt das Internet sowie die digitalen Musikdienste und die ganzen Web-Radios. Damit können wir in Echtzeit auswerten, was wo auch immer gerade gehört wird, und so die Einnahmen der Lizenzgebühren um 10 wenn nicht sogar 30 Prozent steigern.» Und nicht nur aus den eigenen Katalogen: Utopia will auch auf andere Inhaber von Urheberrechten zugehen, und ihnen – natürlich gegen entsprechendes Entgelt – verraten, wer ihre Urheberrechte verletzt.

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