Erste Einzelheiten aus dem geplanten Verkauf der Schweizer Banken-Softwarefirma Avaloq sickern durch. Der Verkaufspreis soll bei rund 2 Milliarden Franken liegen. Gut zwei Dutzend potenzielle Käufer wurden offenbar kontaktiert.

Seit sich die hohen Erwartungen in das Engagement des Grossinvestors Warburg Pincus mehr oder weniger zerschlagen haben, wie finews.ch bereits vor knapp zwei Monaten berichtete, steht die Schweizer Banken-Software-Firma Avaloq nun konkret zum Verkauf.

Im Rahmen dieses Prozesses, der von den angelsächsischen Investmentbanken Goldman Sachs und Barclays geleitet wird, wurden insgesamt 25 potenzielle Käufer kontaktiert, wie das britische Finanznews- und Datenunternehmen «Mergermarket» (Artikel gebührenpflichtig) berichtete. Für Kaufangebote bestehe nun eine Frist bis 17. August 2020, hiess es weiter.

Überhöhte Preisvorstellungen?

Ebenfalls an Bord dieser Transaktion sind die beiden Beratungsunternehmen EY sowie Boston Consulting Group (BCG), die für die Sorgfaltsabklärungen zuständig sind. Wie finews.ch bereits früher berichtet hatte, belaufen sich die Preisvorstellungen auf rund 2 Milliarden Franken.

Dies entspricht dem 20-fachen Wert des Ebitda (dt. Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände) von letztmals 97 Millionen Franken. Allerdings ist fraglich, ob dieser Wert aufgrund der Corona-Pandemie noch realistisch ist.

Totalverkauf erwünscht

Der Private-Equity-Investor Warburg Pincus, der sich vor rund drei Jahren an Avaloq beteiligte, hält inzwischen 45 Prozent am Unternehmen. Die übrigen Anteile halten Firmengründer Francisco Fernandez, das Management sowie die Mitarbeitenden. Dem Vernehmen nach wird nun ein Käufer gesucht, der die gesamte Firma übernimmt.

Gemäss «Mergermarkt» sind in einer ersten Gruppe grössere Beteiligungsgesellschaften wie Permira, TPG, Advent, Bain Astrog, Cinven und Hg an Avaloq grundsätzlich interessiert. Als potenzieller Käufer gilt auch das Luxemburger Unternehmen CVC.

Namhafte Bankkunden

Parallel zu diesen Investmentfirmen könnte Avaloq auch einem Konkurrenten zufallen. In Finanzkreise werden dafür folgende Firmen kolportiert: Temenos, FIS, Fiserv sowie die Ion Group, welche die Firma Acuris besitzt, die wiederum das Unternehmen Mergermarket publiziert.

Avaloq konnte in den vergangenen Jahren – im Zuge der weiteren Digitalisierung – namhafte Bankkunden an Bord holen, darunter HSBC, Deutsche Bank, Rothschild oder auch Vomtobel. Gleichzeitig setzte das Unternehmen alles daran, vom reinen Software-Geschäft auf Service-Dienstleistungen (Software as a Service, SaaS, und Business Process as a Srvice, BPaaS) zu wechseln, weil sich so wiederkehrende Erträge besser generieren lassen. Die Modularität dieses Angebots führte auch dazu, dass Avaloq in der Branche auch als «Rolls-Royce One Stop Shop» gilt. 

Grosser Reibach

Obschon das 1985 als BZ Informatik (aus Martin Ebners Firmengruppe) hervorgegangene Unternehmen auch die Lockdown-Periode der vergangenen Monate vergleichsweise gut hinter sich gebracht hat, ist es zuletzt im Vergleich zur Konkurrenz etwas schwächer gewachsen. Dieser Umstand dürfte bei den nun lancierten Verkaufsverhandlungen sicherlich eine Rolle spielen und dem Käufer den Zuschlag geben, der sich am ehesten im Stande sieht, wieder mehr Dynamik ins Unternehmen zu bringen.

Auf jeden Fall verdienen wird Francisco Fernandez, der bereits beim Einstieg von Warburg Pincus vor drei Jahren den grossen Reibach machte und nun nochmals ein gutes Entgelt für sein Lebenswerk wird einstecken können.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.25%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.76%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.95%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.34%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.7%
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