Bei Avaloq tobte ein Richtungsstreit zwischen Warburg Pincus und Gründer Francisco Fernandez, wie Recherchen von finews.ch zeigen. Nun haben sie sich zusammengerauft, um das Banken-IT-Unternehmen zu verkaufen.

Vergangenen Herbst gab es nur noch einen Ausweg: Investor Warburg Pincus wollte sein Investment in Avaloq loswerden. Risse hatten sich in der Partnerschaft zwischen dem mächtigen Private-Equity-Haus und Francisco Fernandez, dem Mitgründer und Mitbesitzer von Avaloq, bereits vorher gezeigt.

Das Zürcher Bankensoftware-Unternehmen entwickelte sich nicht wunschgemäss, nachdem Warburg Pincus im Frühling 2017 für rund 350 Millionen Franken einen Anteil von 35 Prozent gekauft hatte. Später erhöhte der Investor auf 45 Prozent.

Langfristige Träume, kurzfristiger Profit

Wie finews.ch bereits aufzeigte, blieben Wachstum und Profitabilität hinter den Hoffnungen von Warburg Pincus zurück. Mehrere mit den Ereignissen vertraute Personen sagten gegenüber finews.ch,  mit der enttäuschenden Entwicklung Avaloqs seien die völlig unterschiedlichen Interessen im Aktionariat unüberbrückbar geworden.

Fernandez, der Avaloq vor 35 Jahren gegründet hatte, strebte einen langfristigen Ausbau an. Warburg Pincus wollte als typischer Private-Equity-Investor innerhalb von drei bis fünf Jahren einen Profit auf seinem Investment erzielen.

Kardinalfehler: Keine Kontrollmehrheit

Das Problem von Warburg Pincus: Mit 45 Prozent der Aktien und zwei Verwaltungsräten kontrollieren sie Avaloq nicht – eigentlich ein Kardinalfehler in der Private-Equity-Branche. Fernandez, der 28 Prozent hält, sowie das Management und Angestellte halten 55 Prozent.

«Hier prallten der visionäre Avaloq-Mitgründer, der Mühe bekundete, seine Pläne in die Realität umzusetzen, und der abgebrühte Finanzinvestor aufeinander, der seinen Investment Case innerhalb von drei bis fünf Jahren umsetzen wollte», sagte eine mit den Vorgängen vertraute Person gegenüber finews.ch.

Es kam zum Bruch: Avaloq holte sich im Spätherbst 2019 Investmentbanker von Goldman Sachs und Barclays als Berater für einen Verkauf, wie die Nachrichtenagentur «Reuters» damals berichtete. Den Prozess stoppte die Coronapandemie. Avaloq kommentierte dies gegenüber finews.ch nicht.

350 Millionen in eigene Taschen

Der Missmut von Warburg Pincus und die im Vergleich zur Konkurrenz deutlich schlechtere Profitabilität von Avaloq haben weitere Gründe: Von den gut 350 Millionen Franken von Warburg Pincus hatte Avaloq nichts. Denn die Aktien hatten vornehmlich Fernandez und Mitgründer Ronald Strässler verkauft.

Avaloq musste also den Strategiewechsel auf ein Software-as-a-Service-Modell aus dem eigenen Cashflow finanzieren. Weder Fernandez noch Strässler kommentierten dies. Die Folge: Die Umstellung auf Bankdienstleistungen auf die Cloud kosteten Avaloq einen hohen zweistelligen Millionenbetrag, was in den Jahren 2017, 2018 und auch 2019 die Gewinnentwicklung dämpfte. Zusätzlich bezahlte Avaloq im Jahr 2018 eine Dividende aus.

Fernandez wollte Google oder Apple

Die Suche nach einem strategischen Avaloq-Käufer verlief in den Wintermonaten fruchtlos. Die Investmentbanker bewerteten das Unternehmen vor der Coronakrise mit 1,5 bis 2 Milliarden Dollar. Fernandez hätte gerne einen der grossen Tech-Konzerne wie Apple oder Google als Käufer gesehen. Doch dieser Wunsch ging nicht Erfüllung.

Man einigte sich schliesslich darauf, einen anderen Private-Equity-Investor zu finden. Erste Gespräche mit Interessenten sollen auch stattgefunden haben, bevor die Coronapandemie und der «Shutdown» eine Fortsetzung vereitelten.  Eine Person sagte, derzeit hätten Avaloq und Warburg Pincus noch nicht entschieden, ob der Verkaufsprozess neu gestartet oder ob damit bis kommenden Herbst  gewartet wird.

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