ETH-Professor Roger Wattenhofer ist ein starker Befürworter eines digitalen Franken. Im Interview mit finews.tv findet er, ein solcher bringe nur Vorteile – sofern die Schwiezerische Nationalbank keine versteckten Absichten verfolge.

Zentralbanken weltweit treiben ihre Projekte einer digitalen Landeswährung voran. Prognostiziert hat dies schon vor einiger Zeit Roger Wattenhofer, Computerwissenschafter und IT-Professor an der ETH Zürich. Er ist überzeugt, dass sogenannte CBDC (Central Bank Digital Currencies) dereinst Bargeld völlig verdrängen werden.

«CBDC stellen eine Win-Win-Win-Situation dar, für den Staat, den Handel und den Konsumenten», sagt Wattenhofer im Interview mit finews.tv. Die Produktion eines digitalen Frankens würde – im Gegensatz zum Papier- und Münzgeld – praktisch nichts kosten, genau wie auch Transaktionen völlig umsonst wären, nennt er nur einige der Vorteile.

Wattenhofer nennt aber auch Nachteile. Solche drohen etwa, wenn Notenbanken mittels Digitalwährungen einen bestimmten Zweck verfolgen. So wolle die Europäische Zentralbank (EZB) eine Art Negativzins auf Bargeld einführen, wenn der digitale Euro käme. «Das sollte man nicht machen», sagt der ETH-Professor. «Es wäre sehr wichtig, dass Zentralbanken bei einer CBDC-Einführung keine hidden agenda führen.» Ansonsten sei mit politischem Widerstand zu rechnen.

Anonymität gewährleistet

Wattenhofer zufolge sollte eine digitale Landeswährung nur einen Zweck haben, das Bargeld 1:1 zu ersetzen. Zum Vorbehalt von Kritikern, mittels E-Coin liesse sich der Zahlungsverkehr überwachen und zu kontrollieren, sagt er: Es gebe eine Vielzahl von Möglichkeiten, die Bezahlsysteme so zu konstruieren, dass Transaktionen anonym blieben.

Dass inzwischen eine Art Wettrennen und Konkurrenzkampf zwischen führenden Notenbanken bei der Entwicklung ein Einführung einer CBDC herrscht, führt Wattenhofer nicht direkt auf den Boom von Kryptowährungen zurück.

Franken attraktiv genug

Bitcoin hält er für eine Anlagenische, hingegen ziele die Facebook-Währung Diem klar auf die Etablierung eines alternativen Bezahlsystems. «Diem wird zu Konkurrenz, aber es ist fraglich, ob die Regulatoren das zulassen werden», sagt er.

Dass die Schweizerische Nationalbank im Vergleich zur chinesischen Zentralbank oder zur Bank of England zurückhaltender und langsamer bei der Prüfung und Entwicklung einer CBDC vorgeht, beobachtet Wattenhofer ebenfalls. «Aber das muss nicht unbedingt schlecht sein.» Der Franken sei ohnehin schon attraktiv genug, merkt er an.

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