Bei vielen Pensionskassen ist die Hoffnung auf ein Wiederaufleben der «Roaring Twenties» verblasst. Stattdessen geht jetzt die Furcht vor einer Stagflation im Stil der 1970er Jahre herum.

Verwalter von Vorsorgevermögen stehen trotz weitreichender Interventionen der Notenbanken vor der Herausforderung, ihre Portfolios wegen der Inflationsrisiken umzustrukturieren. Zu diesem Schluss kommt eine Analyse von Create-Research und dem französischen Fondshaus Amundi. Der Bericht fasst die Ergebnisse einer Umfrage unter 152 Pensionseinrichtungen aus 17 Ländern und einem verwalteten Vermögen von 1,98 Billionen Euro zusammen.

Furcht vor Stagflation und niedrigen Renditen

Als wahrscheinlichstes Szenario erwarten 50 Prozent der Umfrageteilnehmer ein Stagflation-Szenario, also eine Kombination aus hoher Inflation und geringem Wachstum. 38 Prozent rechnen mit einer säkularen Stagnation beziehungsweise einer Rückkehr zu Vor-Corona-Verhältnissen mit geringem Wachstum, niedriger Inflation, geringen Investitionen, wachsenden Ungleichheiten und stagnierenden Löhnen.

Nur 12 Prozent erwarten hingegen ein Szenario der «Roaring Twenties», in dem der Preisdruck durch Versorgungsengpässe merklich nachlässt und das Wachstum durch Produktivitätsgewinne infolge von Innovationen anzieht.

Ausrichtung auf eine Ära nach dem billigen Geld

Der drastische Anstieg der Inflation auf ein 40-Jahres-Hoch in der westlichen Welt markiert einen Wendepunkt. Im Einklang mit den Ergebnissen aus den anderen Ländern müssen demnach auch die Schweizer Vorsorgewerke ihre Anlagen an ein Stagflationsumfeld sowie die Zinswende anpassen und gezielt nach renditestärkeren Assets suchen. Handlungsbedarf besteht gemäss Pensionskassenverwaltern zudem bei der ESG-Integration sowie beim Wunsch, die Portfolios auf ein Netto-Null-Ziel auszurichten.

Schweizer Pensionskassen sind üblicherweise vor allem in Obligationen und Immobilien investiert, während sie vergleichsweise geringe Allokationen bei Aktien- und Alternative Investments aufweisen, heisst es im Bericht.

Diversifikation hat erneut versagt

Umschichtungen in den Portfolios können auch nötig sein, weil die Diversifizierung im 2022 erneut versagte, als sie am nötigsten war. Die grossen Ausverkäufe bei Aktien und Anleihen, die sich in einer positiven Korrelation spiegelten, sollten sich gemäss den Studienautoren fortsetzen. So gab rund jeder zweite Umfrageteilnehmer an, Segmente mit einem Inflationsschutz zu bevorzugen, darunter Immobilien-, Infrastruktur- und Private-Debt-Anlagen.

Gleichzeitig dürfte sich die Suche nach Renditeaufschlägen intensivieren, da grössere Marktbewegungen zu sehr günstigen Bewertungen bei einigen notleidenden Assets führen können. Dabei werden laut 58 Prozent der Befragten dynamische Anlagen auf Kosten des traditionellen Ansatzes mit 60 Prozent Obligationen und 40 Prozent Aktien (60:40-Ansatz) zulegen. Ausserdem wollen 43 Prozent der Umfrageteilnehmer entwickelte Märkte und 40 Prozent Schwellenländer stärker gewichten.

Aktien als Renditemotor

59 Prozent der Umfrageteilnehmer glauben, dass sich die Inflation negativ auf ihr Anlageportfolio auswirken wird. Innerhalb der nächsten drei Jahre rechnen ebenfalls 59 Prozent damit, dass die Renditen weitaus niedriger ausfallen werden als im letzten Jahrzehnt. Insgesamt stehen bei der Vermögensallokation daher jetzt gemäss den Experten drei Ziele im Fokus: angemessene Gesamtrendite, Inflationsschutz und Kapitalerhalt.

Dabei bleiben globale Aktien für 70 Prozent der Befragten der wichtigste Renditemotor für ihre Portfolios. Zum Schutz vor Inflation setzen Pensionsmanager neu auf Sachwerte, insbesondere Immobilien und Infrastruktur (je 49 Prozent).

ESG bewegt stark

Allerding ist die Kapazität solcher Anlagen begrenzt und die Liquidität einschränkt. 44 Prozent bevorzugt amerikanische Staatsanleihen als Absicherung gegen risikoreiche Anlagen, gefolgt von europäischen Staatsanleihen (40 Prozent) und chinesischen Staatsanleihen (36 Prozent).

Bei den Themen dominieren ESG (76 Prozent), gefolgt von Gesundheitswesen sowie Gesundheitstechnologie (50 Prozent), Genomik und Biotechnologie (32 Prozent) und Demografie (38 Prozent).

Passive Fonds weiterhin geschätzt

Nach mehr als einem Jahrzehnt mit starkem Rückenwind scheinen passive Fonds auch in turbulenten Märkten für die Altersvorsorge attraktiv zu bleiben. Als Gründe genannt werden günstige Gebühren (86 Prozent), die Eignung als Liquiditäts- und Absicherungsinstrumente (56 Prozent) und die Diversifikation von sich de-synchron entwickelnden globalen Kapitalmärkten (49 Prozent).

Mit Blick auf die Zukunft sagen 29 Prozent, dass sie ihren Passiv-Anteil erhöhen wollen, 16 Prozent planen eine Reduktion, und 55 Prozent wollen den Anteil stabil halten.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.26%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.74%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.9%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.32%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.79%
pixel