Anleihenmarkt: Emissionsgeschäft steuert auf Rekordkurs
Auch wenn im September am Primärmarkt mit frischen Obligationen im Nominalwert von rund 8 Milliarden Franken das aggregierte Emissionsvolumen (ohne Anleihen der Eidgenossenschaft) unter dem des aussergewöhnlichen Vormonats lag, dürfen die Schuldner, die federführenden bzw. syndizierenden Banken und die Investoren zufrieden sein.
Der Schweizer Kapitalmarkt funktioniert, auch in einem schwierigen geopolitischen Umfeld: Er ist einerseits für Unternehmen und andere Emittenten eine wichtige und verlässliche Quelle zur Beschaffung von Fremdkapital und erfüllt damit – meist unspektakulär, aber effizient – eine wichtige volkswirtschaftliche Aufgabe. Andererseits bietet er institutionellen Investoren (Pensionskassen, Versicherungen, Fonds usw.) eine Vielfalt an recht sicheren Anlagemöglichkeiten, wenn auch mit einem (was Obligationen generell eigen ist) begrenzten Aufwärtspotenzial.
Schweizer Corporates greifen zu
Im Inlandsegment waren aus der Unternehmenswelt Bobst, Straumann, Amag Leasing (Doppeltranche), Siegfried, Implenia, Sonova und die neu formierte Cham Swiss Properties mit ihrer Debütanleihe. Mit der BKW, der Groupe E (Doppeltranche) und der Aktiengesellschaft für Kernenergie-Beteiligungen oder kurz Akeb (Doppeltranche) waren die Versorger ebenfalls präsent.
Zumindest am Kapitalmarkt wird der Föderalismus noch gelebt: die Städte Genf und Bern sowie die Kantone Solothurn, Genf (Dreiertranche) und Tessin beschafften sich Mittel. Und aus vier Kantonen (Jura, Schaffhausen, Waadt und Wallis) waren die Staatsbanken aktiv. Neben den beiden Pfandbriefinstituten, die zusammen mit der Eidgenossenschaft das Trio der Dauerstammgäste bilden, fand mit Swiss Life auch eine Versicherung den Weg an den Markt, mit einer Tier-2-Anleihe, die nach zehn Jahren erstmals gekündigt werden kann.
Die ganze Welt zu Gast in der Schweiz
Etwas übersichtlicher ist das Emissionstableau der ausländischen Schuldner. Die Republik Österreich, seit einiger Zeit ebenfalls wieder ein Stammgast, lancierte einen Green Bond und eine Anleihe ohne Nachhaltigkeitssiegel. Hochtief (der Baukonzern feierte seine Premiere), Bayer (Doppeltranche) und Daimler Truck Finance boten Auswahl an Corporate-Papieren.
Staatsnahe Schuldner waren ebenfalls gut vertreten: Landwirtschaftliche Rentenbank, Municipality Finance, New Zealand Local Government Funding Agency und der Supra International Bank for Reconstruction and Development (Weltbank). Für die Abrundung sorgten Empresa de Transporte de Pasajeros Metro mit einem Green Bond aus Chile und die Financials Crédit Agricole (nachrangig, Senior Non Preferred), Banque Fédérative du Crédit Mutuel und Commerzbank.
Ein Rekordjahr für die Kapitalmarktannalen?
Das Kapitalmarktteam der Zürcher Kantonalbank stellt sich nun im Newsletter die Frage, ob der Schwung der letzten Monaten im Schlussquartal anhält und verweist darauf, dass Oktober und November historisch betrachtet gute Emissionsmonate sind, während der Dezember traditionell schwach ausfällt. Die Antwort darauf dürfte auch die um entsprechende Mandate buhlenden Abteilungen der anderen Banken umtreiben. Hält das Tempo an, könnte 2025 als Rekordjahr in die Annalen der Schweizer Primärmarktgeschichte eingehen.
Passend dazu hat die SIX am Mittwoch Zahlen zum Sekundärmarkt publiziert. Das Plus im Obligationenhandel gegenüber Vorjahr beträgt bislang 8,2 Prozent. Insgesamt wurden von Januar bis September 2025 Titel im Nennwert von fast 97 Milliarden Franken umgesetzt.
Ökonomisch betrachtet relevant ist indes, dass der Anleihenmarkt insbesondere für inländische Schuldner als verlässliche Refinanzierungsquelle offensteht – und nicht die Schwankung in der Beanspruchung von Monat zu Monat.