Anleihenmarkt im August: War da was mit Zöllen?
Darauf hätten wohl nur die wenigsten gewettet: Am Schweizer Nationalfeiertag kündigten die USA einen Zollsatz von rekordhohen 39 Prozent für Exporte aus der Schweiz an – und am Kapitalmarkt lancierten in- und ausländische Schuldner im August mehr Obligationen als in den beiden Vorjahren.
Gemäss der Statistik der Zürcher Kantonalbank (ZKB) holten sich 34 Schuldner mit 48 Transaktionen (darunter auch Aufstockungen) Mittel im Nennwert von insgesamt über 10 Milliarden Franken.
Nicht nur die üblichen Verdächtigen
Besonders reichhaltig war das Emissionsmenü im Inlandsegment. Die Financials waren mit UBS (die zwei Tranchen eigener, mit Schweizer Hypotheken besicherter Covered Bonds und damit eine Alternative zum Schweizer Pfandbrief anbot), einer Doppeltranche der ZKB und je einer Anleihe der Thurgauer bzw. der Luzerner Kantonalbank vertreten, wobei letztere ein nachrangiges Format (Tier 2) wählte. Auch die Kantone selber waren mit Basel-Stadt (Doppeltranche) und Bern zugegen, mit Lausanne war zudem eine Stadt aktiv.
Wie gewohnt zuverlässig für Nachschub an genuinen Schweizer Pfandbriefen sorgten die Pfandbriefzentrale und die Pfandbriefbank, mit vier bzw. drei Tranchen.
Dichtestress bei den Schweizer Corporates
Fast schon Dichtestress herrschte im Unternehmenssegment. Swisscom (Doppeltranche), Roche (im Dreierpack), Sulzer (Doppeltranche), Tecan, OC Oerlikon (im Doppel), Geberit und die SRG (über deren Comeback finews.ch bereits berichtete) hiessen hier die Emittenten. Mit Zug Estates Holding und Mobimo Holding (Green Bond) wurden auch Gänge aus der Küche der Immobiliengesellschaften serviert.
Durch das hohe Emissionsvolumen wurde der Trend hin zu sinkenden Risikoaufschlägen am Sekundärmarkt (also im Obligationenhandel) gemäss ZKB einem «rigorosen Belastungstest» unterzogen. Gleichwohl hätten zahlreiche Transaktionen ohne nennenswerte Neuemissionsprämie (Aufschlag gegenüber dem Sekundärmarkt) platziert werden können, registriert die im Emissionsgeschäft rührige Staatsbank.
Viele staatsnahe Schuldner
Im Auslandsegment waren Corporates dagegen eher spärlich vertreten: Zimmer Biomet mit einer Doppeltranche und Telstra Group. Dafür waren staatliche bzw. staatsnahe Schuldner aktiv: aus Australien die Treasury Corporation of Victoria, aus Kanada die Provinz Saskatchewan (Quasi-Doppeltranche mit einigen Tagen Abstand) und die Republik Österreich mit einem Green Bond.
Aus Norwegen war Kommunalbanken und aus Deutschland die Kreditanstalt für Wiederaufbau (digitale Anleihe) zu Gast, aus dem Bereich der Supras mit je einer nachhaltigen Anleihe die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (besser bekannt unter dem Kürzel IBRD für International Bank for Reconstruction and Development) und die International Development Association (IDA).
Banken bevorzugen nachrangige Anleihen
BNP Paribas (nachrangige Anleihe, Tier 2), Nationwide Building Society (Covered Bond), Société Générale (senior non-preferred, einer weiteren Spielart von nachrangigen Bonds), National Australia Bank (Tier 2), Bank of Montreal und aus Liechtenstein die LGT Bank hiessen die Vertreter der Financials.
Mit 21,4 Milliarden Franken seit Anfang 2025 steht der Emissionspegel im Auslandsegment bereits über dem Stand des ganzen Vorjahres (20,6 Milliarden).
Haben die Investoren nun die besseren Karten?
Das ZKB-Kapitalmarkt-Team geht davon aus, dass sich das Emissionskarussell im Sog der Saison der Halbjahresberichte «ungebremst weiter drehen wird». Das könnte zu einem gewissen Aufwärtsdruck auf die Spreads (Risikoaufschläge) führen, haben doch bei einem anhaltend hohen Primärmarktangebot tendenziell die Investoren die besseren Karten, um ihre Preisvorstellungen gegenüber den Emittenten durchzusetzen.
Aufgrund der bereits recht aktiven Vormonate kommt es nicht ganz überraschend, dass auch der Sekundärmarkt ein Plus verbucht. Gemäss den jüngst von der SIX veröffentlichten Zahlen für August betrug dieses beim Obligationenumsatz zum Vorjahresmonat 12,7 Prozent und seit Jahresbeginn 10,3 Prozent. Insgesamt wurden im August Frankenobligationen über 9,8 Milliarden gehandelt.