Der Gründer der grössten Schweizer Bankensoftware-Schmiede Avaloq zieht sich aufs Präsidium zurück. Der Entscheid kommt zur rechten Zeit.

Der Schritt hat sich bereits vor neun Monaten abgezeichnet. Damals erwarb der New Yorker Finanzinvestor Warburg Pincus 35 Prozent an Avaloq und beendete damit den 25 Jahre währenden Alleingang des gewichtigsten Banken-IT-Anbieters in der Schweiz.

Im gleichem Zug wünschten die Amerikaner, dass Avaloq-Mitgründer und CEO Francisco Fernandez neben der operativen Leitung auch das Präsidium der Gruppe übernimmt – dies, um sich mehr um die strategische Ebene zu kümmern. Wie auch finews.ch am Donnerstag berichtete, zieht sich Fernandez nun auf die Präsidenten-Rolle zurück.

Banking steht Kopf

Ob die Finanzinvestoren den umtriebigen Unternehmer, Jazz-Liebhaber und Sportwagen-Aficionado zu diesem Schritt gedrängt haben, kann nur gemutmasst werden. Die Firma Warburg Pincus hat ihre Beteiligung an der Software-Herstellerin Avaloq, die von Zürich bis Manila 2'000 Mitarbeitende beschäftigt, kürzlich auf 45 Prozent ausgebaut.

In der Mitteilung vom Donnerstag gibt sich Fernandez wie gewohnt zupackend: Er wolle sich auf die «Fortsetzung des steilen Wachstumskurses» sowie auf Innovation und Akquisitionen konzentrieren, hiess es da. Tatsächlich gibt es hier viel für ihn zu tun. Die Digitalisierung stellt das Banking auf den Kopf. Der Aufbau von Schnittstellen und das Plattform-Modell von Amazon & Co gelten hier als die Zukunft.

Einkauf von Technologie

Und es stellt sich die Frage, wie das Geschäftsmodell von Avaloq – Banken-IT und Auslagerung von rückwärtigen Diensten – in diese Zukunft passt. Dass Fernandez in den vergangenen Monaten mit Fintech-Startups auf Tuchfühlung ging, zeigt, dass ihm das nicht verborgen geblieben ist. Mittelfristig dürften die Zürcher nicht um den Einkauf von Technologie herumkommen.

Der stets quirrlig und vital wirkende Fernandez erhält damit die eigentliche Aufgabe, den mit 1 Milliarde Franken bewerteten multinationalen Konzern nochmals neu erfinden. Doch dazu braucht auch einer wie er einen freien Kopf.

Viele Bälle in der Luft

Die vergangenen Jahre zeigten nämlich auch, dass Fernandez immer mehr Bälle in der Luft zu halten hatte und ihm dabei manche zu entgleiten drohten. So das Joint-Venture Arizon mit Raiffeisen, das die IT-Erneuerung der drittgrössten Schweizer Bankengruppe zu stemmen hat – ein Riesenprojekt mit vielen Unwägbarkeiten. Raiffeisen will per 2019 das Heft bei Arizon wieder ganz Avaloq in die Hand geben.

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