Erstmals hat Boris Collardi seine Belegschaft in Asien eingeschworen. Im wichtigsten Wachstumsmarkt entscheidet sich, ob der neue Partner der Genfer Privatbank Pictet Erfolg hat. finews.ch fühlte den Puls.


Von Shruti Advani, Gastautorin von finews.asia


Nicolas Pictet betont äusserst selten, dass er bereits in der achten Generation ein Nachfahre der gleichnamige Genfer Privatbank Pictet ist. Doch als der mittlerweile 62-jährige Bankier Anfang dieses Jahres vor versammelter Belegschaft in Hongkong stand, sah er sich offensichtlich doch genötigt, die nunmehr 213-jährige Geschichte des Hauses zu bemühen, um den nervösen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu versichern, bei Pictet werde sich nichts verändern.

Dennoch musste er einräumen, dass sich das Genfer Geldhaus nun an einem Wendepunkt befinde – ein Wendepunkt, an dem entweder Pictet «den Mann», oder eben umgekehrt, «der Mann» Pictet verändern werde. Besagter «Mann» ist natürlich Boris Collardi, einer der schillerndsten Banker dieses Landes und gleichzeitig seit diesem Monat der neuste Teilhaber der Genfer Privatbank.

Freche Jugendlichkeit

Die Ankunft des früheren Julius-Bär-Chefs im «Salon», also dort, wo sich die Partner von Pictet mindestens einmal die Woche zum Gespräch treffen, birgt schon jetzt viel Zunder, treffen doch da ab sofort freche Jugendlichkeit und stoischer Traditionalismus aufeinander – oder Shareholder-Value-Denken und eine Geschäftskultur, die auf Generationen angelegt ist, und die nie etwas anderes, als eine einvernehmliche Entscheidungsfindung gekannt hat.

Pictet partners 500 

(Pictets Partner: Boris Collardi, Laurent Ramsey, Remy Best, Bertrand Demole, Renaud de Planta, Nicolas Pictet und Marc Pictet, fotografiert von Jillian Edelstein)

Erste Abgänge

Die Schlacht wird in Asien ausgetragen werden, im wichtigsten Wachstumsmarkt der Welt, wo Pictet bislang nur sehr verhalten expandiert hat. Umso mehr gehen in der dortigen Belegschaft nun Spekulationen um, wie sich die Bank unter Collardi verändern wird. Bereits kam es denn auch zu einigen Abgängen, zu denen etwa auch der langjährige Kadermann Christian Gellerstad gehört, wie finews.asia exklusiv berichtete.

Umso mehr versuchen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, in den Signalen, die der 43-jährige Collardi diese Woche auf seiner ersten Tour nach Singapur und Hongkong aussendet, die Konturen einer neuen Ära auszumachen.

Ambitionierter Akquisitionskurs

Seine Visitenkarte war bisher ganz klar seine Beharrlichkeit, mit der er als CEO die Bank Julius Bär in gerade mal neun Jahren von einem verstaubten Finanzinstitut in einen Global Player im Private Banking umbaute. In seiner Amtszeit verdoppelte er die verwalteten Vermögen auf mehr als 400 Milliarden Franken, steigerte die Profitabilität und begab sich auf einen ambitionierten Akquisitionskurs, der seinen Höhepunkt in der Übernahme des internationalen Vermögensverwaltungsgeschäfts des amerikanischen Finanzgiganten Merrill Lynch gipfelte.

Nicolas Pictet (Bild unten) hat bereits im vergangenen Jahr das Engagement Collardis als «Bestätigung» für den fortgesetzten Willen des Unternehmens bezeichnet, «Unabhängigkeit, organisches Wachstum und langfristige Ausrichtung» zu sichern. Und: Man bereite sich keinesfalls auf irgendwelche Quantensprünge vor, fügte der Genfer Bankier noch an.

Nicolas Pictet 500

Beispielslose Personaloffensive

In Branchenkreisen gibt man sich bezüglich dieser Ansage doch eher etwas skeptisch – Collardi sei eine Galionsfigur, man hole ihn nicht, um Retouchen an einer Strategie vorzunehmen, sondern um diese ganz neu zu schreiben, sagt ein Kadermann einer anderen Genfer Privatbank. Und lasse sich der frühere Julius-Bär-Chef darauf ein, werde sich zweifelsohne auf zwei Dinge konzentrieren: auf das Personal und die Bilanz der Bank.

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