Die Affäre um Ex-Chef Pierin Vincenz stürzte die Raiffeisen-Gruppe letztes Jahr in eine tiefe Krise. Trotzdem nehmen die Kunden nicht Reissaus. Weshalb?

Der ehemalige CEO Pierin Vincenz sass in Untersuchungshaft, der Verwaltungsrat stellte sich als inkompetent heraus, bei der Geschäftsleitung kam es zum kompletten Exodus: Für Raiffeisen war 2018 ein Annus Horribilis.

Trotzdem übernahm die neue Führungsmannschaft unter Präsident Guy Lachappelle und CEO Heinz Huber keinen Sanierungsfall. Die Kunden der Genossenschaftsbank scheinen bei all dem Lärm ihre Gelassenheit gewahrt zu haben. Diese zeigte bereits das operativ solide Halbjahres-Ergebnis und das am (morgigen) Freitag erwartete Resultat für das ganze Geschäftsjahr.

Die loyalsten Bankkunden der Schweiz

Ein wichtiges Indiz liefert auch eine aktuelle Studie der Beratungsgesellschaft Bain, welche finews.ch vorliegt: Keine Bank in der Schweiz geniesst mehr Loyalität bei den Kunden als Raiffeisen. Mit grossem Abstand folgt an zweiter Stelle die Zürcher Kantonalbank.

Wie wichtig diese Kundentreue ist, musste die UBS in der Krise erleben. Damals standen die verschreckten Kunden der Grossbank bei der Konkurrenz Schlange.

Raiffeisen weiterempfehlen

Profiteure waren namentlich die ZKB und die Raiffeisenbanken. Und die Überläufer sind offenbar auch zehn Jahre nach der Krise noch zufrieden mit ihrer Wahl. Umfrageteilnehmer mit einem Konto bei Raiffeisen würden diese mit grosser Mehrheit sogar weiterempfehlen.

Die Berater von Bain haben für die Banken den sogenannten Net Promoter Score ermittelt. Dieser ermittelt die Differenz zwischen dem Prozentsatz der Kunden, die ein Unternehmen weiterempfehlen würden und denjenigen, die das nicht tun. Bei Raiffeisen betrug der Wert 43. Der Durchschnitt der Schweizer Banken belief sich auf 24.

Für die anhaltende Treue der Kunden zu Raiffeisen scheint es zwei Gründe zu geben:

Keine akute Gefahr

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.57%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.88%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.97%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.04%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.54%
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