Sergio Ermotti gibt sich an der heutigen Generalversammlung ganz als Optimist. Das hindert den Bankchef nicht daran, gegen die Schweizer Erzrivalin Credit Suisse zu sticheln.

Optimisten und Pessimisten betrachten ein zur Hälfte gefülltes Glas bekanntlich gegensätzlich. Für Sergio Ermotti ist jedoch das Glas bei der UBS nicht nur zur Hälfte, sondern derzeit gar zu drei Vierteln voll, wie der Bankchef an der Generalversammlung vom (heutigen) Donnerstag erklärte.

Damit wurde gleich klar: Der Lenker der grössten Schweizer Bank war zum heurigen Aktionärstreffen als Optimist angetreten. So unterstrich er den gegenüber dem Vorjahr um 16 Prozent gestiegenen Reingewinn und die Rendite auf dem Kernkapital von 13,1 Prozent. «Unsere Strategie funktioniert – in besseren genauso wie in schlechteren Zeiten», tönte Ermotti in seiner Rede.

Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Die schlechteren Zeiten streifte der CEO dabei nur am Rande. Das unruhige Umfeld habe bei Kunden und Investoren tiefe Spuren hinterlassen, welche die Bank heute noch spüre, liess er anklingen. Tatsächlich hatte die Grossbank im vierten Quartal 2018 und im ersten Jahresviertel diesen Jahres schwer zu kämpfen – Ermotti persönlich gab im vergangenen März eine verkappte Gewinnwarnung aus und schreckte damit die Investoren derart auf, dass sie das effektive Quartalsergebnis erleichtert aufnahmen.

Der Bankchef kann also Pessimist sein und durchaus auf ein negativ wahrgenommenes Umfeld reagieren. Auch in der heutigen Rede kam der Manager darauf zu sprechen, dass er im vergangenen März kurzfristig entschieden hatte, bei der Bank nochmals mindestens 300 Millionen Dollar zusätzlich einzusparen.

6 Milliarden für die Vergangenheitsbewältigung

Vor den Bankeignern gab Ermotti nun zu bedenken, dass die Bank nicht nur auf Quartalsergebnisse und Jahresgewinn fokussiere, sondern auf nachhaltige, langfristige Performance. Das unterstrich er mit dem weiten Blick zurück. Seit dem Investorentag vor fünf Jahren habe die UBS rund 19 Milliarden Dollar Gewinn erzielt, 9 Milliarden zusätzliches Kapital aufgebaut und – weniger positiv – fast 6 Milliarden Dollar für die Bewältigung der Vergangenheit bezahlt.

Und dies notabene «ohne Kapitalerhöhungen oder Verwässerung der Aktionäre zum Beispiel bei der Dividendenzahlung», so der Bankchef weiter: ein kaum verhüllter Seitenhieb gegen die Schweizer Erzrivalin Credit Suisse, wo CEO Tidjane Thiam die Aktionäre in den letzten drei Jahren zweimal um frisches Kapital angegangen ist.

Immer das Positive

Bei den schwierigen Themen an der Versammlung – der dümpelnde Aktienkurs und die Milliardenbusse in Frankreich, wegen der am heutigen Donnerstag nun auch die Entlastung des Verwaltungsrats in Gefahr ist – liess Ermotti im Wesentlichen seinem Präsidenten Axel Weber in dessen separater Rede das Feld.

So konnte er auch auf einer positiven Note enden. «Wichtig ist, dass man in die richtige Richtung geht. Und dabei immer wieder das Positive sieht. Wir wollen weiterhin beides tun.»

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