Die Zürcher Bank Incore kann nicht mehr all ihren Kunden Dollar-Transaktionen anbieten, wie finews.ch erfahren hat. Das bringt mehrere Unternehmen auf dem Finanzplatz in eine prekäre Lage.

Die Ankündigung war sehr kurzfristig: Am 13. Mai teilte das Krypto-Unternehmen Lykke per E-Mail mit, dass es ab dem folgenden Tag keine Dollar mehr entgegennehmen könne. Der Grund für das Problem des Schweizer Unternehmens ist, dass die liechtensteinische Bank Alpinum seit dieser Woche keine Dollarzahlungen mehr abwickeln kann.

Alpinum ist offenbar nur eines von mehreren Schweizer Institituten, welche zum Kollateralschaden eines Geschäftsentscheids der Deutschen Bank geworden sind. Wie finews.ch erfahren hat, soll mindestens ein Dutzend Kunden der Zürcher Incore Bank betroffen sein, zu denen auch das Liechtensteiner Institut gehört.

Incore betreut keine eigenen Privatkunden, sondern hat sich darauf spezialisiert, für kleinere Banken IT- und andere Backoffice-Dienstleistungen zu erbringen, darunter auch die Abwicklungen von Transaktionen in Fremdwährungen. 

Auf der eigenen Website weist Incore 14 Kunden aus. Auf Anfrage bei der Privatbank Maerki Baumann beschied diese, es gebe keine Probleme. Incore ging ursprünglich aus Maerki Baumann hervor und gehörte dieser bis 2017 vollständig. 

«Heikle Geschichte»

Für eine Bank kann der Ausschluss von Zahlungen in der amerikanischen Währung eine Katastrophe sein, da es sich dabei um die wichtigste Währung der Welt handelt. Die Angst vor einem Ausschluss aus Dollar-Transaktionen ist ein Grund dafür, dass sich auch Banken ausserhalb der USA an dortige Regeln halten.

Dollar-Zahlungen der betroffenen Incore-Kunden liefen dem Vernehmen nach über die Filiale der Deutschen Bank in New York. Diese habe ihr «Downstream Banking-Modell gekündigt», schrieb die Bank Alpinum auf Anfrage von finews.ch, ohne allerdings zu bestätigen, dass es sich tatsächlich um das deutsche Institut handelt.

Incore-CEO Mark Dambacher sagte, das Institut habe drei Korrespondenzbanken für Zahlungen in Dollar. Ohne konkret auf Alpinum einzugehen, bezeichnete er die Abwicklung von Dollar-Zahlungen als «heikle Geschichte» und sagte, man müsse immer Backups haben. Zur Frage bezüglich der Kündigung der Dienstleistungen von Seiten der Deutschen Bank wollte Dambacher keine Stellung nehmen.

Zu wenig Zeit

Offenbar war die Frist von etwa zwei Monaten zwischen dem Ende des Service der Grossbank und deren Ankündigung weder für Incore noch für Alpinum ausreichend, um eine Alternative zu organisieren. Auch bei Lykke ist das Problem noch nicht gelöst.

Die Deutsche Bank fuhr ihr Korrespondenzbanken-Geschäft jüngst stark zurück, wie es bereits Anfang Februar in einem Bericht von «Reuters» hiess. Diese Veränderungen waren eine Folge des Geldwäscherei-Skandals um die Danske Bank, wo die Deutsche Bank ebenfalls als Korrespondenzbank amtete. 

«Wir überprüfen regelmäßig unsere Geschäftsbeziehungen und stellen so sicher, das wir unsere Dienstleistungen effizient, kostengünstig und sicher anbieten können», sagte ein Sprecher der Deutschen Bank auf Anfrage von finews.ch. «Die Deutsche Bank unterhält eines der dichtesten und größten Korrespondenzbanken-Netzwerke der Welt. Correspondent Banking ist ein zentraler Teil unserer DNA und wichtiger Bestandteil unseres Dienstleistungsangebot», sagte er weiter. 

Problem zur Unzeit

Auch wenn der vorläufige Ausschluss der Bank Alpinum vom Dollar-Handel nicht der Fehler der Liechtensteiner Bank zu sein scheint, kommt das Problem zur Unzeit. Im Februar feuerte das Institut unter der Kontrolle des iranisch-schweizerischen Geschäftsmanns Yousef Sherkati den CEO, auch sonst ist das Institut im Umbruch

Nun muss die Mannschaft unter Interims-Chef Jürgen Bewernick auch noch mit Hochdruck einen neuen Weg finden, für die Alpinum-Kunden Dollar-Überweisungen zu tätigen. «Wir hoffen, unseren Kunden zeitnah diesen Service wieder anbieten zu können», sagte die Bank in einer schriftlichen Antwort des Verwaltungsrats.

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