In der UBS bereitet ein Technologie-Stratege still und heimlich die Abschaffung des Bonus' vor. Denn anstellte der gewieften Trader und allmächtigen Kundenberater übernehmen immer mehr Maschinen das Geschäft. Banker müssen das alte System «verlernen».

Im Investmentbanking hat Chris Purves in den vergangenen 20 Jahren so ziemlich alles mitgemacht: Financial Engineering, Handel, elektronischer Handel, die Regulierungswelle und den Einzug der Super-Computer und «intelligenten» Algorithmen.

Bei der UBS beschäftigt sich Purves seit gut zwei Jahren mit strategischen Aspekten der Digitalisierung. Momentan ist er Co-Chef für Digital Transformation in der Handelsabteilung der Investmentbank. Sein Hauptfokus: Wie sollen gestandene Banker die Tech-Invasion überleben?

Ein Lebensstil stirbt weg

Es sind nicht allein die smarten Algorithmen oder das Machine Learning (ML), welche die Arbeitswelt der Banker verändern. Purves sieht ein Aussterben eines «Way of Life» am Horizont dämmern, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) berichtet – nämlich das Ende der Bonus-Kultur. Oder anders gesagt: Die Kompensationsmodelle seien die letzte Grenze, welche die Technologiewelle im Finanzsektor nehmen werde.

Die Löhne im Banking beruhten in den vergangenen Jahrzehnten auf Individualismus und Meritokratie. Das heisst: Die Leistungen der Einzelnen, sei es im Handelsraum oder an der Kundenfront, wurden gemessen und entsprechend belohnt.

Der Einzug der Digitalisierung zwingt die Banken nun zu einer Lernkurve: Silo-Organisationen werden aufgelöst, während interdisziplinäres Teamwork als neues Mantra gilt, um die beiden Welten Technologie und Finanz zu verschmelzen. Die Migros Bank beispielsweise entschied bereits 2018, ihr Bonus-System aufzugeben.

Das alte System «verlernen»

Die Zeiten, als Händler im Investmentbanking wie Zocker agierten und Boni von 100 Millionen Dollar keine Seltenheit waren, sind seit langem Vergangenheit. Heute zählt die Handhabung elektronischer Systeme, und die Bürokratie ist zum Moloch mutiert, während das Urteilsvermögen einzelner Mitarbeitenden immer unwichtiger wird. Damit verändert sich zwangsläufig auch das Kompensationssystem.

«Die Vorstellung, dass man im Banking für sein eigenes Schicksal zuständig ist, gilt nicht mehr. Es ist jetzt ein Team-Sport», erklärt Purves. Heute engagiere er Leute, die weniger ihre Boni für dieses Jahr im Kopf hätten, als vielmehr die Entwicklungen im Markt für die nächsten zehn Jahre.

Die älteren Semester im Banking, jene aus dem «alten» System, müssen laut Purves «verlernen», wie sie ihren Beruf früher ausgeübt haben. Es ist der Jargon aus dem Silicon Valley, der da aus dem einstigen Trader Purves spricht.

Maschinen übernehmen

Die Digitalisierung schreitet nicht nur im Investmentbanking rasant voran. Auch in der Vermögensverwaltung (Private Banking oder Wealth Management) übernehmen nun Portfoliomanagement-Systeme und smarte Robo-Advisor einen wesentlichen Teil der Arbeit. Und die einstmals allmächtigen Kundenberater sind ihrerseits heute auf einen Stab von Spezialisten angewiesen, um die Komplexität im Crossborder-Geschäft zu meistern. Im Asset Management wiederum bauen Maschinen Finanzprodukte, und Fondsmanager werden durch Quant-Teams ersetzt.

Der Prozess beschleunigt sich mit jedem zusätzlichen Programmierer und Software-Ingenieur, die die Banken mittlerweile zu Tausenden rekrutieren. Die Boni dieser neuen Talente im Banking sind jedoch keineswegs höher geworden. Konkret: An der Wall Street sanken die durchschnittlichen Boni 2018 – für 2019 sind die Daten noch nicht vorhanden.

Kaum Erfahrung im Banking

Purves ist überzeugt, dass die Bonus-Kultur als Ganzes verschwinden wird. Wenn Plattformen und Algorithmen den Herzschlag im Banking bestimmen, kann die Bemessung eines individuellen Bonus' nicht mehr funktionieren, ist er überzeugt; vielmehr werden Teams, Desks und Einheiten bewertet werden müssen.

Vor diesem Hintergrund werden sich Banker den laufenden Veränderungen anpassen müssen. Denn der Technologisierungsprozess ist unumkehrbar und nimmt weiter Fahrt auf.

Wie können Banker in diesem Umfeld ihre persönliche Relevanz für ihren Arbeitgeber sicherstellen? Purves sagt, die besten Kandidaten für einen Job seien jene, die am wenigsten «verlernen» müssten, also Teamplayer mit IT-Know-how. Viele hätten keine berufliche Erfahrung im Banking.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
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