Die seit einigen Jahren laufende Digitalisierung in der Bankenwelt könnte jetzt den grossen Durchbruch erleben. Paradoxerweise aufgrund der rasanten Ausbreitung des Coronavirus'. Die Banken aktivieren ihre digitalen Kanäle, um mit ihren Kunden in Kontakt zu bleiben.

Die Banken müssen handeln. Denn aufgrund des Coronavirus droht ihnen ein wichtiger Teil ihres Geschäfts einzuschlafen: die persönliche Beratung von Privat- wie auch institutionellen Kunden, also die Paradedisziplin der meisten Banken.

Doch mit der fortschreitenden Pandemie rund um das Coronavirus reisen die Kunden weniger, bleiben von Veranstaltungen fern und halten sich mit neuen finanziellen Engagements zurück. Darum aktivieren alle grossen Banken nun ihre digitalen Reserven und setzen alles daran, ihre Kunden für digitale Tools und virtuelle Aktivitäten zu bewegen.

Anlagespezialisten gehen online

Jüngstes Beispiel: Der britisch-chinesische Finanzkonzern HSBC führt seit neustem Fernkonferenzdienste ein, um die Kommunikation zwischen Kunden und ihren Kundenbetreuern und Anlagespezialisten letztlich am Leben zu erhalten, wie einer Mitteilung vom Mittwoch zu entnehmen ist.

Greg Hingston 504

Zu diesem Zweck setzt die Bank den populären Videokonferenz-Dienst Zoom ein. «Die virtuelle Interaktion erleichtert eine vertiefte Diskussion zwenn es beispielsweise um eine detailliertere Vermögensplanung geht. Denn es ist eine Tatsache, dass die meisten Kunden ihre Reisetätigkeit massiv reduziert haben», erklärt Greg Hingston (Bild oben), Leiter des Privatkundengeschäfts und der Vermögensverwaltung von HSBC in Hongkong.

Digitale Tools aufgerüstet

Die UBS erliess am Mittwoch in einer internen Mitteilung ein generelles Geschäftsreiseverbot für alle 66'000 Mitarbeitenden – ausser es handle sich um absolut notwendige Businesstrips. Gleichzeitig würden alle Kundenmeetings auf unbestimmte Zeit verschoben, hiess es weiter. Die Bank empfiehlt ihren Angestellten auch private Reisen möglichst einzuschränken. Umso mehr kommen auch hier nun virtuelle Kommunikationsmittel zum Einsatz.  

Ähnlich verfährt auch die Credit Suisse, wie Benjamin Cavalli (Bild oben), Chef in Singapur und Leiter für das Private Banking in Südasien, in einem Interview mit finews.asia erklärt. Seit dem Ausbruch der Viruskrise hätten mehr als 30 Prozent der Private-Banking-Kunden ihre digitalen Kommunikationstools aktiviert oder aufgerüstet, um Services wie den CS Chat oder die Digital Private Bank zu benützen.

Benjamin Cavalli 506

Wie andere Finanzinstitute in Asien musste die CS auch diverse hochkarätige Konferenzen absagen, die in den nächsten Wochen oder Monaten stattgefunden hätten, wie die renommierte Asian Investment Conference (AIC) in Hongkong oder die Supertrends-Konferenz in Singapur. Sie sollen zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden. Doch bis dahin veranstaltet auch die CS nun intensiv Videokonferenzen, an denen die Kunden von einschlägigen Experten Analysten und Einschätzungen aus erster Hand erhalten können.

Es wird sich nun weisen, ob die digitale Kommunikation in dem aktuellen Ausmass bleiben wird, sobald die Pandemie abebbt. Fest stehe indessen, dass die Krise die weitere Digitalisierung in der Finanzwelt in einem noch nie da gewesenen Ausmass beschleunige, erklärt Cavalli.

 

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