Was an den Märkten derzeit geschehe, sei eine Normalisierung, beschwichtigt Nicolas Faller. Dennoch beobachtet der Co-Chef im Asset Management der Genfer Privatbank UBP einige Veränderungen bei seiner Kundschaft.

Nach dem an den Finanzmärkten sehr günstigen Verlauf im Vorjahr 2021 haben sich die Bedingungen grundlegend verändert. Inflation, Zinswende, Lieferkettenprobleme und Ukrainekrieg sind dabei die wichtigsten Stichworte.

«Wir sind es gewohnt, in unterschiedlichen Marktsituationen zu agieren», sagt Nicolas Faller, Co-CEO Asset Management und Leiter für das Geschäft mit institutionellen Kunden bei der Union Bancaire Privée (UBP) im Gespräch mit finews.ch. «Die Zinsen waren extrem niedrig, und jetzt sehen wir eine Normalisierung, die wir auch so erwartet haben.»

Hedging gehört wieder dazu

Die institutionellen Investoren würden bei ihren Engagements derzeit entsprechend vorsichtiger agieren. «Bei den Investoren kann man derzeit eine Risk-off-Stimmung beobachten», erklärt Faller. Das bedeute etwa, dass sie Anlagen in illiquide Investments eher meiden würden und kürzere Laufzeiten oder einen Mix aus verschiedenen Zeiträumen bevorzugten.

«Der passive Ansatz wird bleiben, aber im aktuellen Umfeld ist aktives Management gefordert», betont der UBP-Banker. Ein Thema, das zuletzt nicht allzu sehr im Fokus stand, sei nun wieder aktueller denn je: Hedging. «Das wurde lange als obsolet und zu teuer angesehen. Jetzt gehört es zu jeder vernünftigen Strategie dazu», gibt Faller zu bedenken.

Privatmarkt-Anlagen noch nicht abschreiben

In den vergangenen Jahren hatten Investments abseite der Börsen einen Boom erlebt. Institutionelle hatten angesichts der tiefen Renditen am Anleihemarkt nach anderen Einnahmequellen gesucht. Privatmarkt-Anlagen seien auch in Zeiten steigender Zinsen attraktiv, betont der Asset-Management-Co-Chef.

«Die Unterschiede zwischen den Asset-Klassen werden zunehmen. Das entspricht aber auch einer Normalisierung und wird Private Markets nicht einschränken.» Im Volumen würden Privatmarkt-Investments die gelisteten Werte um ein Vielfaches übersteigen, und sie würden auch weiterhin eine Risiko- und Illiquiditäts-Prämie abwerfen. «Der Abstand zu den liquiden Assets bleibt erhalten, auch wenn das Zinsumfeld steigt.»

Weniger gute Gelegenheiten

Ein Faktor seien derzeit aber die Unsicherheiten bei den Bewertungen. «Es gibt nicht viele gute Gelegenheiten, und eine reelle Einschätzung der Werte ist schwieriger geworden. Es geht darum zu vermeiden, zu viel zu bezahlen. Eine Ausnahme bilden dabei derzeit noch die Immobilienmärkte, die sich oft mit der Inflation in Korrelation bewegen.»

Faller ist optimistisch, dass die UBP ihre Position auch im aktuellen Umfeld stärken kann. Das Asset Management der UBP setzte auf mehr Umsatz, mehr Märkte und mehr Produkte. Die Regionen, auf die sich die Genfer Private Banker konzentrieren, sind Europa und in Asien China, Hongkong und Japan. «Dort werden wir weiter in Wachstum investieren», erklärt Faller.

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