Auf Social-Media-Kanälen von Finanz-Nerds verehrt, von Wallstreet-Profis bewundert: Für viele Händler und Fondsmanager sind die scharfsinnigen Analysen des Zinsstrategen Zoltan Pozsar Pflichtlektüre.

Die Credit Suisse hat einen Rockstar der Finanzwelt verloren: Der viel beachtete Börsenguru Zoltan Pozsar, dessen Analysen auch ausserhalb der Fachwelt für viel Gesprächsstoff sorgten, habe das Institut in den vergangenen Monaten verlassen, berichtet das «Wall Street Journal» unter Berufung auf eine mit der Angelegenheit vertraute Person.

Da Pozsars Arbeit eng mit den Problemen verbunden ist, die in diesem Jahr zu den Banken-Turbulenzen in den USA geführt haben, fragten sich viele Marktbeobachter, warum sich der Zinsstratege in letzter Zeit kaum noch zu Wort meldete. Sein Schweigen löste auch in den sozialen Medien Spekulationen über seinen Status aus.

Neues Ziel unbekannt

Am vergangenen Freitag trat Pozsar nun bei einer Konferenz der Federal Reserve Bank of New York auf. Er trug ein Namensschild mit dem Vermerk «TBD». Eine Stellungnahme zu seinem Weggang bei der Credit Suisse gab er jedoch nicht ab. Auch ein Sprecher der Schweizer Grossbank wollte sich nicht dazu äussern.

Dafür kommentierte der Finanzexperte die jüngsten Schritte der US-Notenbank. Die Fed habe extreme Massnahmen ergriffen, um die Turbulenzen bei den Regionalbanken einzudämmen, damit sie sich auf die Inflation konzentrieren könne, liess er verlauten. Seiner Meinung nach werden die Zinsen weltweit stärker steigen, als viele Händler erwarten.

In Marktkreisen geniesst der in Ungarn geborene Stratege Kultstatus. Sein Ruf wuchs, nachdem er die Marktturbulenzen des Jahres 2019 präzise vorausgesagt hatte. Pozsar ist bekannt für seine prosaischen, eloquenten und scharfsinnigen Finanz- und Marktanalysen.

Von Wall-Street-Insidern und Finanz-Nerds verehrt

Wegen dieser Qualitäten wurde er auch schon als HG Wells oder Jules Verne bezeichnet, der in seinen Schriften skizziert, wie die Zukunft der globalen Finanzwelt aussehen könnte. Nicht immer lag er mit seinen kontroversen Analysen richtig, weshalb ihm Kritiker gelegentlich «Financial Fiction» vorwarfen. Sein Einfluss und seine Ausstrahlung auf die Finanzwelt sind jedoch unbestritten.

Für viele Händler, Fondsprofis und Portfoliomanager sind seine Texte Pflichtlektüre. Auch unter Finanz-Nerds geniesst der Ungar hohes Ansehen. Sein Vorname kursiert beim Kurznachrichtendienst Twitter unter dem Hashtag #Zoltan.

Eifrig seziert

Wall-Street-Insider und Reddit-Nutzer haben seine Texte so eifrig seziert und digitale Kopien getauscht wie Musikfans ihre Bootlegs, hält das WSJ fest.

Der Ökonom, der 2002 in die USA zog, arbeitete unter anderem für die Federal Reserve Bank of New York und das US-Finanzministerium. 2015 wechselte er als Global Head of Short-Term Interest Rate Strategy zur Credit Suisse.

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