Die Berührungsängste der Schweizer Banken gegenüber Kryptofirmen schwinden, wie Recherchen von finews.ch zeigen. Sogar die UBS und die Credit Suisse öffnen die Tür nun vorsichtig.

Die Kritik kam aus berufenen Munde: «Die Schwierigkeit für Krypto-Fintechs, Bankpartner zu finden, ist der wesentliche Grund, warum die Ambitionen des Zuger Crypto Valley bisher nicht verwirklicht wurden», klagte Niklas Nikolajsen vergangenen September gegenüber finews.ch. Nikolajsen ist Gründer und Präsident des Brokers Bitcoin Suisse, der grössten Firma im als «Crypto Valley» bekannten Zuger Blockchain-Cluster.

Doch nun macht sich im Swiss Banking Tauwetter gegenüber Blockchain-Firmen bemerkbar. Mittlerweile zeigen sich auch die besonders zurückhaltenden Grossbanken UBS und Credit Suisse (CS) bereit, unter bestimmten Bedingungen etwa Firmenkonti für hiesige Krypto-Startups zu eröffnen. Ein Entrepreneur aus der Blockchain-Szene berichtet gar: die Banken, welche sich gegenüber Krypto komplett verschliessen, seien nur noch eine kleine Minderheit.

Interne Weisungen bei der UBS

Bei der Marktführerin UBS existiert inzwischen ein Factsheet und Weisungen, die den Umgang mit Blockchain-Firmen und Anbietern von Krypotwährungen regeln. Diese internen Richtlinien sind für die Kundenberater an der Front bindend, wie es im Umfeld der Grossbank heisst. Die Bank habe zudem zwei Kompetenzzentren mit ausgewiesenen Experten aufgebaut, die sich mit Firmen im Blockchain-Bereich beschäftigen.

Gleichzeitig ist man sich bei der UBS der Risiken bewusst, die sich etwa aus der Anonymität der von Blockchain-Transaktionen ergeben. So ist schwierig zu eruieren, wer die Eigentümer der gehandelten Coins und Token sind. Und bekanntermassen können Kryptowährungen ein Magnet für Gelder zweifelhafter Herkunft sein. Das erklärt auch weitestgehend, warum das Thema für hiesige Banken aus Compliance-Gründen lange viel zu heiss gewesen ist.

Kein No-go für die Credit Suisse

Weiterhin zurückhaltend gegenüber Kryptofirmen gibt sich die CS. Dort liess Schweiz-Chef Thomas Gottestein kürzlich verlauten, die Bank agiere sehr vorsichtig. «Wir schauen jede Anfrage ganz genau an.» Allerdings weiss finews.ch aus sicherer Quelle, dass die CS schon Firmenkonten für Startups aus jenem Bereich eröffnet hat. Auch für die CS ist Krypto offenbar kein «No-go» mehr.

Nicht voll verlassen will sich CEO Gottstein hingegen auf den Krypto-Leitfaden der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg). Wie auch finews.ch berichtete, soll dieser den Mitgliedern die Eröffnung von Firmenkonti erleichtern.

Misstrauen gegenüber Token und Coins

Schon zuvor hatten kleinere Institute wie die Zürcher Privatbanken Maerki Baumann und Falcon sowie die Hypothekarbank Lenzburg offen um Geschäft aus der Schweizer Kryptoszene geworben. Die Westschweizer Zeitung «Le Temps» berichtete zudem, dass auch die Genfer Bank UBP vereinzelt Devisenkonti mit Verbindung zu Kryptotransaktionen eröffnet hat.

Wie es im Crypto Valley heisst, halten sich die Banken jedoch mit Geschäftsbeziehungen zu Firmen zurück, deren Kapital nur aus digitalen Währungen besteht. Ebenfalls auf Granit beissen ausländische Akteure, die lediglich über eine Stiftung in der Schweiz vertreten sind. «Aber deswegen darf man den Banken keinen Vorwurf machen», findet ein Kenner des Szene.

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