John Bogle gründete das US-Fondshaus Vanguard und gilt als Erfinder der Indexfonds. Mit diesen hat er einen Trend ausgelöst, der die Vermögensverwaltung auf den Kopf gestellt hat. Ein Nachruf.

Im Alter von 89 Jahren verstarb er im Kreis seiner Familie zuhause in Bryn Mawr, Pennsylvania: Der amerikanische Gründer des Investmentkolosses Vanguard Group und Indexfonds-Pionier, John C. «Jack» Bogle ist tot. Das berichtete das amerikanische Fondshaus in einer Pressemitteilung.

Bogle verstarb in der Nacht auf den (heutigen) Donnerstag an den Folgen von Speiseröhrenkrebs, wie sein persönlicher Mitarbeiter gegenüber der «New York Times» bestätigte. Er geht als Mensch in die amerikanische Finanzgeschichte ein, der sich stets für die Interessen des Kleinanlegers gegen die Gier der Unternehmen und die Exzesse der Wall Street eingesetzt hat.

Steile Karriere

Bogle selber formulierte es 1987 so: «Wir sind mehr als nur eine Branche. Wir müssen uns an höhere Standards, Vertrauen und treuhänderische Pflichten halten. Wir brauchen Veränderungen, in unserer Kommunikation, unserer Preisstruktur, unserem Produkt und unseren Werbetechniken.» Eine Konsequenz daraus war, dass die genossenschaftlich organisierte Vanguard begann, sich an die Anleger direkt zu richten statt an Broker. Dies, um ersteren Gebühren im Wert von mehreren Hundert Millionen Dollar zu sparen.

Nach dem Studium an der Princeton Universität, das sich Bogle als Abkömmling einer armen Familie nur mit Stipendium und Nebenjob in der Kantine leisten konnte, begann er 1951 seine Karriere beim Wellington Fund in Philadelphia, den er 1967 schliesslich präsidierte. Wellington fusionierte im selben Jahr mit der Bostoner Investment-Firma Thorndike, Doran, Paine & Lewis (TDPL). Bogle gründete Vanguard 1974, nach einem Streit und Bogles darauffolgendem Ausstieg aus dem TDPL-Management.

Kritk an ETF

Eine steile Karriere, die auch ihren Tribut forderte: Seinen ersten Herzinfarkt hatte Bogle im Alter von 30 Jahren. Gemäss dem Philadelphia Inquirer riet ihm seine Arzt mit 37 Jahren, in Rente zu gehen. Bogle befolgte den Ratschlag nicht, sondern wechselte kurzerhand den Arzt. Fünf weitere Infarkte, drei Herzschrittmacher und eine Herztransplantation sollten folgen.

1976 legte Bogle bei Vanguard den ersten Indexfonds auf – eine der wenigen echten Innovationen am Finanzmarkt in den letzten Jahrzehnten. Das Vehikel stiess erst auf wenig Begeisterung, wurde aber vor allem nach der jüngsten Finanzkrise zu einer der beliebtesten Anlageklassen. Speziell die börsengehandelten Indexfonds, die sogenannten ETF, erfreuten sich in den letzten Jahren besonderer Beliebtheit. Und das missfiel Bogle, denn ETF führten seiner Meinung nach zu «exzessivem Trading», wie finews.ch 2016 berichtete. Dies, weil sie viel öfter die Hand wechselten als normale Aktien, woran vor allem Spekulanten verdienten, zu Lasten der der von Bogle stets vertretenen Kleinanleger.

Der Boom kühlt sich ab

Woran sich Bogle in den letzten Monaten möglicherweise trösten konnte, war der Dämpfer im Handel mit den börsengehandelten Indexfonds. Zu beobachten etwa bei Blackrock, dem grössten Indexfonds-Anbieter, der 2018 die Gebühren diverser Produkte deutlich senkte, wie finews.ch damals berichtete. Das, um der stark gesunkenen Nachfrage zu trotzen, die aus der Angst vor allzu volatilen Börsen resultierte. Um die Nachfrage zu erhöhen, müssen die Gebühren runter – das sahen auch die Konkurrenten so.

Dennoch: Die (börsengehandelten) Indexfonds haben ihren Vordenker überlebt. Ob sich der ETF-Boom mit Bogles Hinschied dauerhaft abkühlt, muss sich weisen.

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