Schweizer Banken und Versicherer streben danach, den Frauenanteil in ihren Führungsetagen zu erhöhen. Doch entspricht dieses Ziel den Interessen der Aktionäre? Eine Studie zeigt: Nein.

Diese Studie ist Stoff für die Förderer der Geschlechter-Diversität in den Verwaltungsräten und Geschäftsleitungen der Schweizer Banken und Versicherer: In «Gender Penalty in Board Composition» stellten die an der Elite-Schule Insead tätigen Wissenschafterinnen Isabelle Solal und Kaisa Snellman fest, dass die Aktienkurse von Unternehmen sanken, sobald diese eine Frau in den Verwaltungsrat berufen hatten.

Liefert diese Studie nun mögliche Gründe für die eher verhaltene Aktienperformance der Schweizer Grossbanken wie UBS und Credit Suisse, der Versicherer Zurich Insurance und Swiss Re, die sich starken Diversitäts-Zielen verschrieben haben?

Höherer Frauenanteil: Qui bono?

Viele Förderer solcher Ziele postulieren nicht nur den Gleichheits- und Gleichbehandlungsgedanken von Frauen und Männern in ihren Laufbahnen und Karrierechancen. Es gilt als erwiesen, dass ein höherer Frauenanteil in Führungsgremien für einen nachhaltigeren und für Aktionäre erfolgreicheren Geschäftsgang der jeweiligen Unternehmen sorgen.

In Erinnerung ist der Ausspruch der früheren Währungsfonds- und heutigen EZB-Chefin Christine Lagarde zur Finanzkrise von 2008: «Wenn es die Lehman Sisters anstatt der Lehman Brothers gewesen wäre, sähe die Welt heute wohl anders aus.»

Aktienkurse sanken 

Eine subjektive Wahrnehmung zur Entwicklung auf dem Schweizer Finanzplatz ist, dass in jüngerer Zeit tatsächlich mehr Frauen in Top-Positionen von Banken und Versicherern aufrückten und in Verwaltungsräte gewählt worden sind. finews.ch stellte vor Jahresfrist allerdings fest, dass der durchschnittliche Frauenanteil in der Geschäftsleitung einer Schweizer Bank weiterhin bloss 11 Prozent beträgt. Besser sieht der Frauenanteil mit 21 Prozent in den Verwaltungs- und Bankräten der Finanzinstitute aus.

Doch wie hat sich dies auf die Performance der entsprechenden Institute ausgewirkt? Solal und Snellman tauchten tief in die Daten ein: Sie untersuchten die Entwicklungen von 1'600 amerikanischen Unternehmen an der Börse über die letzten 14 Jahre, wie die «Financial Times» nun schrieb. Das beunruhigende Fazit: Die Marktbewertung eines Unternehmens, das eine Frau in den Verwaltungsrat berief, fiel in den folgenden zwei Jahren über 6 Prozent zur Vergleichsgruppe.

Angst vor Fokus auf Work-Life-Balance?

Der Befund verstärkte sich noch durch die Feststellung, dass die Aktienkurse von Unternehmen noch stärker unter die Räder kamen, welche mit Massnahmen zur Förderung der Geschlechter-Diversität warben und Rahmenbedingungen schafften, um beispielsweise die Work-Life-Balance zu verbessern.

Eine stichfeste Erklärung für den negativen Rendite-Effekt von Frauen haben die Studienautorinnen nicht. Eine Möglichkeit wäre der sogenannte «Glass Cliff Effect», wonach Frauen erst dann in Führungspositionen kommen, wenn die Unternehmen in eine Krise schlittern.

Klar ist: Frauen beeinflussen Performance nicht...

Doch die Daten von Solal und Snellman belegen dies nicht. Denn die Profitabilität der Unternehmen erfuhr mit mehr Frauen in den Verwaltungsräten keinen Knick oder feststellbare Veränderungen.

Dies belegt: Es gibt keinen rational erklärbaren Frauen-Effekt auf Performance und Rendite. Die Studienautorinnen vermuten denn auch, dass sich vielmehr die Erwartungen von Investoren ändern, wenn sich der Verwaltungsrat eines Unternehmens in Richtung Geschlechtergleichgewicht entwickelt.

..., sondern die Erwartungen der Investoren

Sie glauben, dass sich eine Firma nun stärker auf soziale und gesellschaftliche Ziele verlegt, als den Aktionärswert steigern zu wollen.

Ein Test war aufschlussreich: 200 Studenten und Alumni sollten eine Pressemitteilung einer fiktiven Firma bewerten, die ein neues Verwaltungsratsmitglied ankündigten. Einmal einen Jack Smith, einmal eine Marilyn Clark, aber beide mit identischen Lebensläufen.

Die Testteilnehmer nahmen tatsächlich an, dass ein Unternehmen mit Marilyn Clark im Verwaltungsrat den «Shareholder Value»-Gedanken nun weniger stark verfolgen würde als mit Jack Smith.

Fazit: Es braucht mehr Frauen

Was zeigt dieser Wahrnehmungs-Bias bezüglich Geschlechter-Diversität? Die Studienautorinnen empfehlen Unternehmen, verstärkt auf die Qualifikationen anstatt auf das Geschlecht von beförderten Personen zu fokussieren.

Allerdings, so stellt die «Financial Times» fest, nütze das wohl wenig. Beförderungen und Berufungen von Frauen seien nach wie vor so selten, dass sie automatisch in die Schlagzeilen gerieten.

Es gibt wohl nur eine Lösung: Es müssen so viele Frauen in die Führungsetagen aufsteigen, bis die Geschlechterfrage dort keine mehr ist.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.34%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.81%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.88%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.3%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.67%
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