Mit fingierten Aufträgen wurden die Gold-und Silberpreise über Jahre hinweg manipuliert. Im Fall wurde auch ein ehemaliger Edelmetallhändler der Credit Suisse wegen Betrugs schuldig gesprochen.

Ein ehemaliger Edelmetallhändler von J.P. Morgan und Credit Suisse (CS) ist im US-Bundesstaat Illinois wegen Betrugs im Zusammenhang mit einem «Spoofing»-Schema auf den Gold- und Silber-Terminmärkten verurteilt worden. Laut Gerichtsunterlagen hat Christopher Jordan betrügerische Aufträge für Edelmetall-Futures erteilt.

Nach einem achttägigen Prozess befand ein Geschworenengericht in Chicago am vergangenen Freitag Jordan für schuldig. Er wurde wegen Betrugs zum Nachteil eines Finanzinstituts verurteilt. Das Urteil soll zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen und sieht eine Höchststrafe von 30 Jahren Gefängnis vor.

Tausende von Scheinaufträgen

Der mittlerweile 51-jährige Händler handelte laut Anklageschrift von März 2006 bis Dezember 2009 bei der US-Grossbank J.P. Morgan und von März 2010 bis August 2010 beim Schweizer Kredithaus CS mit Edelmetallen.

Zwischen 2008 und 2010 erteilte Jordan Tausende von Scheinaufträgen. Er gab Aufträge auf, die er vor der Ausführung zu stornieren beabsichtigte. So wollte er die Preise in eine Richtung manipulieren, deren Niveau für Aufträge günstiger war, die er auf der Gegenseite ausführen wollte. Mit diesen fingierten Aufträgen wollte er den Eindruck einer hohen Nachfrage oder eines hohen Angebots erwecken.

Jordan wandte diese betrügerische Spoofing-Strategie beim Handel mit Gold- und Silber-Terminkontrakten an der US-Terminbörse Comex an, die von der CME Group betrieben wird. Mit diesen betrügerischen Aufträgen sollten falsche und irreführende Informationen über das tatsächliche Angebot und die Nachfrage nach Gold- und Silber-Terminkontrakten in die Märkte eingespeist werden. Die Comex ist der weltgrösste Handelsplatz für Goldfutures.

Aggressives Vorgehen der US-Justiz

Vier weitere ehemalige Edelmetallhändler von J.P. Morgan wurden zuvor in ähnlichen Fällen verurteilt. Sie hatten den Gold- und Silberpreis über Jahre hinweg manipuliert. Die US-Grossbank erklärte sich im Jahr 2020 bereit, mehr als 920 Millionen Dollar zu zahlen und räumte Fehlverhalten ein, um sich mit dem Justizministerium und der Commodity Futures Trading Commission zu einigen.

Der Fall gilt als der bisher aggressivste des US-Justizministeriums gegen Spoofing und beschuldigte die vier Angeklagten des Verstosses gegen das Gesetz zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität, das 1970 zur Bekämpfung der Mafia erlassen wurde.

Goldcoup auch in Zürich

Vor kurzem landete J.P. Morgan einen Goldcoup, wie finews.ch berichtete. Das von CEO Jamie Dimon geführte Finanzhaus wird neben HSBC zusätzlicher Verwahrer für den weltgrössten Gold-ETF SPDR Gold Trust (GLD). Damit beendet sie die alleinige Vorherrschaft des britischen Konkurrenten über die rund 50 Milliarden Dollar an Goldbarren.

Auch der Schweizer Finanzmarkt gehört zu den Profiteuren der Neuregelung der Lagerhaltung. Das von GLD gehaltene Gold, bislang nur im Londoner Tresor der HSBC gelagert, soll laut Angaben des Branchenverbands World Gold Council künftig teilweise in Zürich verwahrt werden.