Gold hat jüngst den Rückwärtsgang eingelegt. Doch die Liechtensteiner Edelmetallexperten von Incrementum bleiben zuversichtlich. Sie sehen eine einzigartige Situation und fundamentale Weichenstellungen.

Seit nunmehr 17 Jahren veröffentlicht der Liechtensteiner Vermögensverwalter Incrementum seine Studie «In Gold We Trust». Der jährlich erscheinende, diesmal rund 420 Seiten starke Bericht zählt in Anlegerkreisen zu den meistbeachteten Goldstudien. In diesem Jahr trägt die am Mittwoch veröffentlichte Publikation den vielsagenden Titel «Showdown».

Zunehmenden Fragilität

Die Analogie des Showdowns sei eine treffende Beschreibung der aktuellen Situation, in der wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Entwicklungen auf eine fundamentale Weichenstellung zusteuern. Die Situation sei auch deshalb so einzigartig, weil es sich nicht um einen singulären Showdown handele. «Vielfältige Eskalationen finden zeitgleich statt und haben das Potenzial, sich gegenseitig zu verstärken», beobachten die beiden Autoren Ronald-Peter Stöferle und Mark Valek. Themen wie Geopolitik, Inflation und Entdollarisierung werden hier angesprochen.

«Aufgrund der zunehmenden Fragilität von Banken, Realwirtschaft und Finanzmärkten wird es angesichts der sich abschwächenden Konjunktur und der weiterhin deutlich zu hohen Kerninflationsraten zu einem geldpolitischen Showdown kommen», prognostizieren die Edelmetallspezialisten. Eine Abkehr von der restriktiven Geldpolitik hätte weitreichende Folgen für die Inflation, das ohnehin angeschlagene Vertrauen in die Notenbanken und den Goldpreis, sind sie überzeugt.

Zweite Welle

Auch wenn die Inflationsraten in den USA und im Euroraum zuletzt gesunken sind, gehen die Autoren davon aus, dass eine weitere Inflationswelle folgen wird. Eine zweite Inflationswelle sei umso wahrscheinlicher, je mehr die restriktive Geldpolitik aufgegeben werde. Die exorbitante Verschuldung sei letztlich der Hauptgrund dafür, dass der Druck auf die Notenbanken, die Zinsen nicht weiter zu erhöhen oder sogar bald wieder zu senken, von Tag zu Tag zunehme.

Bereits im letztjährigen Report «Stagflation 2.0» argumentierten Stöferle und Valek, dass die Teuerung da sei - und sie sei gekommen, um zu bleiben. Das stagflationäre Umfeld werde noch länger anhalten, so die beiden Autoren damals.

Allzeithoch in Sichtweite

Auch das Einfrieren der russischen Währungsreserven im Februar 2022 hatten sie bereits im Vorjahr als historischen Moment in der internationalen Währungsgeschichte thematisiert. Eine Rekordnachfrage der Zentralbanken nach Gold im Jahr 2022 sei eine der Reaktionen darauf, betonen die Incrementum-Profis. «Die strukturell höhere Goldnachfrage der Zentralbanken wird als wesentlicher Treiber des Gold-Bullenmarktes wirken», sind sie überzeugt.

Unter der Annahme einer einsetzenden Rezession rechnen die Autoren mit neuen Allzeithochs beim Goldpreis und Kursen von 2'300 bis 2'400 Dollar auf Sicht von zwölf Monaten. Am Zehn-Jahres-Kursziel von 4’800 Dollar halten sie angesichts der geld-, geo- und fiskalpolitischen Situation fest.