Neue Helvetia-Studie: Wie Unwetter das Geschäft verhageln

Ab Mitte Juni beginnt in der Schweiz die Saison der Sommerstürme. Helvetia Schweiz zeigt anhand einer Statistik, die auf internen Unwetter- und Schadenmeldungen zu Elementarschäden in der Schweiz basiert, wie sich die Schäden durch Naturereignisse in den letzten dreissig Jahren entwickelt haben. Beobachtet wird ein aussergewöhnlich starker Anstieg von Schäden durch Unwetterereignisse in den letzten 10 Jahren. Zwischen 2015 und 2024 stieg die Zahl der Schadenfälle im Vergleich zur Dekade 1995-2004 um 126 Prozent. Die Schadenssummen stiegen im gleichen Zeitraum gar um 133 Prozent. Dies geht aus der am Donnerstag veröffentlichen Medienmitteilung hervor.

Dabei zeigt sich, dass die Anzahl der wichtigsten Naturereignisse deutlich gestiegen ist. Am moderatesten fiel der Anstieg bei Hochwasser aus, mit 26 Prozent mehr Fällen und 33 Prozent höheren Schadenvolumen. Der Hauptgrund dafür sei die Wertsteigerung versicherter Gebäude und Güter. Dank Milliardeninvestitionen in den Hochwasserschutz konnten grössere Schäden verhindert werden. Dennoch machten Hochwasser und Überschwemmungen zwischen 2015 und 2024 rund einen Viertel der gesamten Naturschäden aus.

Hagel dominiert die Schadensbilanz

Besonders ins Auge fällt der Anstieg von Hagelschäden. Um 366 Prozent stiegen die gemeldeten Hagelschäden in den letzten 10 Jahren gegenüber der Vergleichsperiode, die Schadenshöhe um 490 Prozent. So entwickelte sich Hagel mit einem Anteil von über 51 Prozent an allen von Helvetia geleisteten Entschädigungen zwischen 2015 und 2024 zum grössten Kostentreiber. «Neben der gestiegenen Häufigkeit und Intensität der Hagelereignisse ist vor allem die zunehmende Grösse der Hagelkörner für die exponentiell wachsenden Schadensummen verantwortlich.», erklärt Patrick Rohner, Leiter Schaden-Center Nicht-Leben bei Helvetia Schweiz. Hinzu kommen höhere Sachwerte und höhere Investitionen in Anlagen wie Solarpanels.

Auch Stürme (+38 Prozent Fälle, +50 Prozent Kosten) sowie Erdrutsche und Steinschläge (+24 Prozent Fälle, +72 Prozent Kosten) verzeichnen steigende Zahlen, wobei die Schadenssummen deutlich stärker gestiegen sind, als die Ereigniszahlen.

Klimawandel als Treiber

«Wir erwarten, dass die Schadensummen infolge des Klimawandels künftig weiter ansteigen werden. Die anhaltende Erwärmung führt nicht nur zu häufigeren und intensiveren Stürmen; vor allem das Abschmelzen des Permafrosts im Alpenraum verändert die Bedrohungslage grundlegend», sagt Adrian Kollegger, Verantwortlicher Nicht-Leben und Mitglied der Geschäftsleitung von Helvetia Schweiz.

Auch der Ausbau von Infrastrukturen, die zunehmende Urbanisierung und die Erschliessung neuer Flächen würden die Risiken in Zukunft erhöhen.

Modelle unter Anpassungsdruck

Die Versicherungsbranche konnte bislang durch präzise Modellierung Naturgefahren einschätzen und die Prämien entsprechend steuern. Laut Helvetia stossen klassische Modelle, die vor allem auf historischen Daten basieren, angesichts zunehmender Extremereignisse aber an ihre Grenzen. Die Zunahme von Naturkatastrophen verlange nach einem strategischen Wandel. Künftig brauche es vorausschauende Ansätze, den Einsatz von Künstlicher Intelligenz und intensiven Austausch zwischen Erst- und Rückversicherern.

Durch neue, verbesserte Modelle lassen sich Risiken realistisch bewerten und nachhaltige Prämien auch im nicht regulierten Bereich gewährleisten, heisst es weiter. Gleichzeitig wächst der Bedarf an Prävention, persönlicher Beratung und lokaler Betreuung.