Vanguard gehört zu den grössten Anbietern günstiger Passivprodukte. Nun testet das US-Fondshaus ein neues Tiefpreisangebot. finews.ch hat mit Vanguard-Europachef Sean Hagerty gesprochen.

Aktive Asset Manager kämpfen seit Jahren mit sinkenden Margen – und die sind nicht zu knapp den günstigeren Passivinvestments geschuldet, etwa den beliebten Indexfonds (ETF). Ein ETF-Anbieter der ersten Stunde ist die amerikanische Vanguard. Die hat nun für die europäischen Fondshäuser eine böse Überraschung parat: Sie stösst direkt zum Retailkunden vor.  

So hat Vanguard in Grossbritannien kürzlich eine Onlineplattform lanciert, über die Endkunden ETF von Vanguard direkt erwerben können. Die jährliche Gebühr beträgt 0,15 Prozent pro Jahr auf der investierten Summe, aber maximal 375 Pfund. Übersteigt die Anlagesumme 250'000 Pfund, entfallen die Gebühren ganz.

Dabei handelt es sich nach eigenen Angaben um die günstigste Investmentplattform überhaupt. In Grossbritannien hat die Lancierung des Angebots ein Beben in der Branche ausgelöst, wie die Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) kürzlich berichtete.

Rollout nach Kontinental-Europa möglich

Derzeit ist der Service nur für in Grossbritannien ansässige Anleger zugänglich. «Der Markt ist ein Testfall. Bewährt sich die Plattform, dann ist ein späterer Rollout in Kontinentaleuropa nicht ausgeschlossen», sagt Sean Hagerty, Chef von Vanguard Europa, im Gespräch mit finews.ch.

Das Potenzial für Vanguard in Europa ist gross. Derzeit verwaltet der Asset Manager aus dem US-Bundesstaat Pennsylvania in Europa 144 Milliarden Dollar, von weltweit über 4,2 Billionen Dollar.

Das neue Angebot setzt sowohl Retailbanken als auch andere Asset Manager unter zusätzlichen Stress. Erstere, weil Investoren so nicht mehr über ihre Hausbank zu teils teuren Transaktionsgebühren Vanguard-Produkte erwerben müssen. Und Asset Manager geraten bei den eigenen Gebühren noch stärker unter Druck.

Fünf Grosse verwalten 80 Prozent des Geldes

Dabei hat Vanguard einen gewichtigen Vorteil gegenüber seinen Rivalen: Das Unternehmen ist genossenschaftlich organisiert. Gewinne werden teils an die Anleger weitergegeben, und zwar in Form von tieferen Gebühren.

Konkurrenten wie beispielsweise Blackrock mit ihrer ETF-Tochter iShares sowie die Schweizer Grossbank UBS, Lyxor oder Deutsche Bank, die ebenfalls Indexprodukte anbieten, müssen hingegen in erster Linie ihre Aktionäre bedienen.

Das bedeutet, dass auch Passivanbieter nicht von der Konsolidierung ausgenommen sind. Dies zeigte sich etwa beim ETF-Anbieters Source, der auch in Zürich mit einer Niederlassung vertreten ist«Dennoch bleibt die Industrie genügend gross für vier bis fünf Grossanbieter», sagt Hagerty.

Seinen Einschätzungen zufolge werden die grössten Anbieter 80 Prozent der Assets verwalten. Die restlichen 20 Prozent werden sich auf Nischenanbieter verteilen.

Vanguard drückt Vanguard

Vanguard setzt nicht nur andere ETF-Anbieter unter Druck, sondern auch aktive Fondsmanager. Und damit sich selber. Denn das von Jack Bogle 1975 gegründete Fondshaus hat auch aktiv verwaltete Fonds im Portfolio. Dort verwaltet es Kundengelder von rund 1 Billion Dollar.

«Wir leiden, aber weniger stark als die Konkurrenten», gibt Hagerty zu. Innert Jahresfrist seien in aktiv geführte Fonds von Vanguard kaum neue Gelder geflossen, so der Europachef. Im Kontrast dazu strömten 2016 gut 315 Milliarden Dollar in Vanguard-ETF.

Dennoch hält Vanguard laut Hagerty an ihren aktiven Fonds fest und lancierte kürzlich vier solche Vehikel in Grossbritannien – demselben Markt, wo das Fondshaus gerade für ein Erdbeben sorgt.

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