Mit seinem abrupten Abgang bei der Credit Suisse pokert Iqbal Khan hoch. Anekdoten aus seiner Zeit als Wealth-Management-Chef der Schweizer Grossbank deuten darauf hin, dass seine Rechnung aufgehen könnte. 

Philipp Wehle wurde letzte Woche überraschend zum Nachfolger von Iqbal Khan an der Spitze der internationalen Vermögensverwaltung der Credit Suisse (CS) ernannt. Doch bei seinem ersten internen Anlass war es Khan, der den Applaus der Mitarbeiter bekam. 

Khan, der am 1. Juli von seinem Posten zurücktrat, schaute beim «Town Hall Meeting» seines Nachfolgers vorbei, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» am Donnerstag berichtete. Auch CS-CEO Tidjane Thiam, mit dem Khan zuletzt das Heu nicht auf derselben Bühne hatte, lobte den Manager intern, hiess es in dem Artikel. 

Khan pokert hoch

Obwohl er für seine Leistung in den knapp vier Jahren an der Spitze des International Wealth Management von Mitarbeitern, Management und Konkurrenten Anerkennung bekommt, pokert Khan mit seinem Abgang hoch: Auf der Suche nach einem – noch prestigeträchtigeren – Job wird er zum Bittsteller. 

Mit seinen Erfolgen und einem gesunden Selbstbewusstsein als Grundlage, dürften die Chancen für einen Top-Job allerdings intakt sein: «Als wir anfingen, dachten alle, IWM sei das Überbleibsel», sagte er laut «Bloomberg» letztes Jahr.

«Was ist das? Welche Regionen deckt es ab? Wer ist dieser Iqbal? Dann lieferten wir 2017 ein perfektes Jahr. Ich hatte die Zeit meines Lebens.»

Händchen für Kunden

Dabei zeigte Khan, der bis 2013 Partner beim Wirtschaftsprüfer EY war, eine steile Lernkurve. So gelang es ihm, für die CS wichtige Milliardäre vom Angebot der Bank zu überzeugen – obwohl er vor seinem Antritt als Wealth-Management-Chef im Herbst 2015 keine Erfahrung als Private Banker hatte. 

Neben seinem Händchen für Kunden sprechen auch die Zahlen für den Schweiz-Pakistaner. Während in der Branche viel über sinkende Margen und mangelndes Wachstum gejammert wird, lieferte er in beiden Bereichen. 

Kandidat für Spitzenjobs

In den drei Turnaround-Jahren von 2016 bis 2018 steigerte er den Profit seiner Division um 80 Prozent, holte netto 45,4 Milliarden Franken Neugeld an Bord und erreichte seine Ziele. Damit bot er einen Ausgleich zur Strategie Thiams, welche stark von Kostensenkungen und dem Gesundschrumpfen der Handelsabteilung geprägt war. 

Der CEO-Posten bei Julius Bär, für welchen Khan zeitweise als Kandidat gegolten hatte, wurde eine Woche nach seiner Demission bei der CS anderweitig besetzt. Doch sollte in der Finanzbranche ein wichtiger Job frei werden, ist mit dem ehemaligen CS-Manager zu rechnen – auch über die Schweiz hinaus. 

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