Der scheidende Chef des Norwegischen Staatsfonds kennt seinen Nachfolger – etwas zu gut, wie sich jetzt herausstellt. Darüber droht die Stabübergabe zu scheitern.

Eigentlich ist der Hedgefonds-Milliardär Nicolai Tangen als Chef von Norges Bank Investment Management (NBIM) gesetzt. Im September soll er Yngve Slyngstad auf dem Posten beerben, der nach zwölf Jahren an der Spitze des weltgrössten Staatsfonds den Stab weiter gibt. Doch der von langer Hand vorbereitete Chefwechsel droht nun zu scheitern: Am morgigen Dienstag entscheidet ein Ausschuss der norwegischen Nationalbank Norges Bank, ob bei der Rekrutierung Tangens alles mit rechten Dingen zugegangen ist.

Wie unter anderem das britische Blatt «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, ist ein Spesenskandal um den noch-Chef und seinen Nachfolger geplatzt. Slyngstad gibt zu, dass Tangen ihn vergangenen November für einen Flug von New York zurück nach Oslo eingeladen hatte. Zuvor war Slyngstad an ein Seminar gereist, dass Tangen an der Wharton School of Business im US-Bundesstaat Pennsylvania ausgerichtet hatte.

Bei den andern auf gute Geschäftsführung pochen

Nun erhitzen sich im kalten Norwegen die Gemüter über der Frage, wie die Wahl Tangens zustande kam – und ob der schwerreiche Gründer des Hedgefonds Ako Capital der richtige Mann ist, um den Ölfonds mit knapp 1 Billion Dollar an Volksvermögen zu lenken.

Dies insbesondere, da NBIM als Investor besonders strikt auf Nachhaltigkeit und gute Geschäftsführung achtet. Aufgrund der schieren Grösse ihres «Ölfonds» ist die Norwegische Nationalbank auch in der Schweiz die wohl gewichtigste Investorin nach dem weltgrössten Vermögensverwalter Blackrock, zumal in der hiesigen Finanzbranche.

Zu den Positionen der Norweger zählen hierzulande die Privatbanken Julius Bär und Vontobel sowie die Versicherer Zurich, Swiss Re und Swiss Life – und die Grossbanken UBS und Credit Suisse (CS). An der CS hält die Norges Bank knapp 5 Prozent und ist seit 2012 in Besitz der CS-Büros im Zürcher Üetlihof. An der UBS hält sie gut 3 Prozent.

Beste Kontakte

Slyngstad gibt sich reuig. Er hätte den Rückflug von New York wie gewohnt auf Kosten seines Arbeitgebers antreten sollen, blickt er zurück. Die NBIM wiederum betont, dass der amtierende Fondschef nicht in die Wahl Tangens involviert gewesen sein. Es ist allerdings bekannt, dass der ehemalige Geheimdienstler Tangen enge Kontakte zur norwegischen Elite in Wirtschaft und Politik pflegt.

So oder so kommen auf Tangen herausfordernde Zeiten zu. Wegen der Coronakrise plant der Ölfonds erstmals in seiner Geschichte, in grossem Stil Anlagen zu verkaufen und damit die Ausgaben der Regierung auszugleichen. Wie die Agentur «Bloomberg» berichtete, verschlimmert der Sturz des Ölpreise die Lage der Norweger noch.

Zahlen, um bezahlt zu werden

Auch privat könnte der Wechsel von London nach Oslo Tangen in Schwitzen bringen. Wie ebenfalls die «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) ausrechnete, wird er seinen Arbeitgeber dafür bezahlen, dass er seinen Posten antreten darf: Weil er nach Norwegen zügelt, muss er Vermögenssteuern von fast 7 Millionen Dollar zahlen – deutlich mehr, als er beim Staatsfonds verdienen wird.

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