Der neue Präsident der Saxo Bank Schweiz heisst Andreas Amschwand. Im Gespräch mit finews.ch sagt der Handelsprofi, wie er die Online-Bank zum Hafen für jene Kunden machen will, die nicht in die schöne Mandate-Welt anderer Finanzinstitute passen.

Das Coronajahr 2020 mit seinen nervösen Börsen hat sich auch für die Saxo Bank Schweiz bezahlt gemacht. Wie die hiesige Niederlassung der chinesisch-kontrollierten Online-Bank aus Dänemark am Dienstag meldete, vermochte das Institut das Handelsvolumen um 50 Prozent und die aktive Kundenbasis gar um 57 Prozent zu steigern.

Der Reingewinn erreichte mit 11,4 Millionen Franken mehr als das Zehnfache des Vorjahreswerts – das Jahr 2019 war allerdings durch hohe Investitionen in die Handels-Plattform geprägt gewesen.

Investitionen zahlen sich aus

Von diesen Vorleistungen vermag die Saxo Bank auch in diesem Jahr zu profitieren. «Im ersten Quartal ist es trotz den hohen Volumen zu keinen grösseren Verzögerungen beim Onboarding von Kunden gekommen», sagt Andreas Amschwand im Gespräch mit finews.ch.

«Wir sind nun in der Lage, auch grosse Skalen zu bewältigen.» Im vergangenen April hat der bisherige Vize das Präsidium des von CEO Renato Santi operativ geführten Instituts übernommen; nun will er die Festigung der Position von Saxo in der Schweiz in den Mittelpunkt seines Wirkens stellen.

Abseits des Tagesgeschäfts

Für die Auslandsbank bricht damit eine neue Ära an. Amschwand blickt auf eine lange und illustre Karriere im Banking zurück: Ein Vierteljahrhundert diente der heute 61-jährige Handelsprofi der Grossbank UBS, unter anderem als Chef des Devisenhandels und zuletzt als weltweiter Leiter Investment Products & Services. Von 2012 bis 2018 sass er im Verwaltungsrat des Zürcher Traditionsinstituts Julius Bär.

Klar in der Rolle des Strategen sieht er sich nun auch bei Saxo. «Als Präsident halte ich mich ganz bewusst aus dem Tagesgeschäft heraus und fokussiere ausschliesslich auf die Strategie. Rund 90 Prozent meines Mandats werde ich damit verbringen, deren Umsetzung zu überwachen.»

Jung und vermögend

Im Fokus stehen dabei nicht allein die angestammten Trading-Kunden des Hauses, sondern eine Klientel, die bei Saxo «Investmentkunden» heisst. Gemeint sind vermögende Privatanleger aus dem «Affluent»-Segment mit Vermögen zwischen einigen 100’000 Franken bis 3 Millionen Franken, die auf eigene Faust investieren wollen. Ein grosser Teil dieser Zielkundschaft ist laut Amschwand unter 40 Jahre alt.

Mit der im vergangenen Dezember angekündigten Übernahme des Kundenstamms der Genfer Konkurrentin Strateo – die Schweizer Tochter der französischen Online-Bank Arkéa Direct Bank – hat dieses Segment nochmals deutlichen Zuwachs erhalten und insgesamt bei Saxo Bank Schweiz am schnellsten zugenommen.

«Das kommt natürlich schlecht an»

Sinnigerweise ist diese Kundschaft, die sich bei Investments nicht dreinreden lässt und eher kleine Volumen bewegt, bei Schweizer Wealth-Akteuren nicht mehr besonders willkommen. Gepusht werden stattdessen diskretionäre Mandate, die den Anbietern stabile Erträge versprechen. «Wir stellen fest, dass Execution-only-Kunden oftmals als zweitklassig behandelt werden und für viele Vermögensverwalter strategisch nicht mehr relevant sind», beobachtet Amschwand. «Das kommt natürlich schlecht an bei dieser Klientel und begünstigt den Wechsel auf unsere Plattform.»

Für Saxo seien sie jedoch die ideale Zielkundschaft, findet der neue Präsident. Mit der automatisierten Plattform könne die Bank Execution-only-Kunden umfassend und durchaus profitabel bedienen, versichert er.

Direkter Handel mit Kryptowährungen

Die digitale Plattform bietet sich auch an fürs White-Labeling im Dienst von externen Vermögensverwaltern. Dieses Geschäft will Amschwand ebenfalls forcieren. «Die unabhängigen Vermögensverwalter sind aufgrund des Kundendrucks inzwischen gezwungen, digitale Dienste anzubieten.»

Aufs dritte Quartal 2021 hin soll zudem ein weiterer Geschäftszweig ausgebaut werden, wie weiter zu erfahren war: das Krypto-Brokerage. Saxo plant, einen direkten Handel mit den wichtigsten Kryptowährungen gegen Dollar, Yen und Euro aufzuziehen. In einer nächsten Phase soll der Handel gegen Franken folgen.

Paukenschlag bei Seba

Auch im Krypto-Bereich bringt Amschwand einschlägige Erfahrung ins Präsidium ein. Im Jahr 2018 übernahm er das Verwaltungsrats-Präsidium beim Zuger Fintech Seba, das 2019 zusammen mit der Konkurrentin Sygnum die erste Krypto-Banklizenz der Schweiz erhielt. Allerdings schied er dort im vergangenen Juli überraschend und in einer Weise aus, die nur als Paukenschlag bezeichnet werden kann. Nun hat er bei Saxo wieder den Sitz des obersten Aufsehers erklommen.

Von dort aus beobachtet der Banking-Veteran im zweiten Quartal 2021 eine allmähliche Beruhigung der Börse. «Die Volumen sind aber immer noch höher als im Jahr zuvor», stellt Amschwand fest. Mit einer radikalen Trendumkehr rechnet er nicht. «Solange die Leitzinsen tief bleiben, ist mit einer regen Börsentätigkeit zu rechnen – der Anlagenotstand hält an.»

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