Seit dem Greensill-Debakel ranken sich Verkaufsgerüchte um das Asset Management der Credit Suisse. Es rumort immer lauter, zumal manche Grossinvestoren nunmehr schnelles Geld sehen wollen.

Für Aktionäre der Credit Suisse (CS) war das Jahr bisher höchst verdriesslich. Die Aktie hat seit vergangenem Januar 16 Prozent an Wert verloren; infolge des Doppelschlags Greensill-Archegos vom vergangenen März kürzte die Grossbank zudem die Dividende und hat den Rückkauf eigener Aktien ausgesetzt.

Kurzfristige Treiber für den Titel sind nicht in Sicht – das Institut ist operativ bis auf Weiteres gelähmt, wie finews.ch analysierte.

Entsprechend dünn ist der Geduldsfaden bei den Investoren geworden. In einer mehr als 30 Seiten starken Studie zur Bank stellen nun Analysten des britischen Finanzinstituts Barclays ultimative Forderungen an die Schweizer Kollegen. Über den Report, der auch finews.ch vorliegt, hatte das Schweizer Börsenportal «Cash» zuerst berichtet.

Finma hat ein Wörtchen mitzureden

Die CS müsse ihr Fondsgeschäft abspalten; mit der Erlös liesse sich laut Berechnungen der Briten eine Verbesserung der Kernkapital-Quote um 1 bis 2 Prozentpunkte erzielen. Und, noch wichtiger aus Anlegersicht: Die Bank hätte wieder Geld, um neue Aktienrückkäufe zu tätigen.

Solche Forderungen kann man nur als sehr kurzfristig bezeichnen. Über den Sinn von Aktienrückkauf-Programmen lässt sich trefflich streiten, und die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma), die der CS kürzlich zusätzliche Kapitalpuffer von fast 2 Milliarden Franken verordnete, hätte bezüglich der abfliessenden Mittel wohl auch ein Wörtchen mitzureden.

Weit offene Planspiele

Strategisch steht eine Abspaltung hingegen auf einem ganz anderen Blatt. Jahrelang hat die CS ihr Fondsgeschäft zwar durchaus gewinnbringend betrieben, damit aber nie die kritische Grösse erreicht. Mit der im vergangenen April erfolgten Herauslösung aus dem Internationalen Private Banking (IWM) und der Kommando-Übernahme durch Ex-UBS-Banker Ulrich Körner (Bild unten) ist das Feld für Planspiele mit dieser Division weit offen.

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Das dürfte auch dem Bankpräsidenten António Horta-Osório aufgefallen sein, der seine neue Charge nun gründlich durchleuchten lässt.

Die Krux der Sammelklagen

Als Paarungen für einen möglichen Verkauf wurde bereits über einen Merger mit der Deutsche-Bank-Tochter DWS, mit dem Asset Management der UBS, gleich mit beiden zusammen oder als Ergänzung beim führenden europäischen Fondshaus Amundi spekuliert. Zu solchen Kombinationen passt, dass im europäischen Fondsgeschäft derzeit eine neue Konsolidierungswelle rollt.

Allerdings hängt das Greensill-Debakel auch diesbezüglich gleich einem Schatten über dem CS Asset Management. Wie auch finews.ch berichtete, sind wegen wegen der Affäre um die gesperrten CS-Greensill-Fonds in den USA bereits mehrere Sammelklagen eingereicht worden. Ein Käufer des Fondssparte wird sich also ganz genau überlegen müssen, was für eine Braut er sich da anlacht.

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