Die Seba Bank ist ein Schweizer Startup, das sich am globalen Wettbewerb mit Crypto Assets orientiert, sagt Verwaltungsratspräsidentin Päivi Rekonen im Gespräch mit finews.ch. Die internationalen Wachstumspläne sind geschmiedet – doch die Mittel fehlen noch.

Der vergangene Mai hat sich als Bewährungsprobe für Krypto-Banken, -Broker und -Börsen erwiesen. Das Handelsvolumen an den Exchanges explodierte in diesem Monat auf 2,3 Billionen Dollar.

Im Vergleich zum Februar und März, als bereits Volumenrekorde gebrochen worden waren, stellte dies nochmals eine Verdoppelung dar – mit entsprechenden Folgen: Manche Handelssysteme waren von der Auftragsflut überfordert. Coinbase, Binance und andere Exchanges und Broker hatten temporäre Aussetzer zu beklagen.

Zero «Downtime»

Für die Zuger Seba Bank eine Genugtuung. Denn ihre Systeme hielten dem Ansturm stand und handelten während dieses turbulenten Monats Krypto-Volumen im Wert von mehr als einer Milliarde Dollar.

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«Wir haben Seba immer auch als Technologieunternehmen bezeichnet», sagt Seba-Verwaltungsratspräsidentin Päivi Rekonen (Bild oben) im Gespräch mit finews.ch. «In diesem Zusammenhang sind wir sehr stolz, dass sich unsere Systeme in der im Mai erfolgten Marktkorrektur als sehr stabil erwiesen. Wir hatten Zero ‹Downtime›.»

Klassische Startup-Turbulenzen

Mehr Angaben zum bisherigen Geschäftsverlauf der Seba Bank lässt sie sich jedoch nicht entlocken. Die – zusammen mit Sygnum – erste Krypto-Bank der Schweiz ist seit rund 18 Monaten operativ tätig, bietet ihren Kunden Handel, Vermögensverwaltung, Finanzierungslösungen und Custody-Services an – alles mit Kryptowährungen oder tokenisierten Vermögenswerten (Assets).

Wie bei Startups nicht ungewöhnlich, hatte Seba in seiner Startphase interne Turbulenzen zu überstehen. Im vergangenen Juli stieg der damalige Verwaltungsratspräsident Andreas Amschwand abrupt aus, weitere Mitarbeiter in führenden Positionen verliessen Seba ebenfalls.

Neuerliche Kapitalaufnahme

Gleichzeitig trieb CEO Guido Bühler, ein ehemaliger UBS-Manager, die Ausweitung des Dienstleistungs- und Produkteangebotes unablässig voran und schloss Ende 2020 eine Finanzierungsrunde über 20 Millionen Franken ab.

Gut fünf Monate später will Seba erneut Mittel beschaffen, wie Rekonen bestätigt. So wie es die frühere UBS- und Credit-Suisse-Bankerin beschreibt, ist es allerdings weniger die «Burnrate», also das bei Startups übliche Verbrennen von Eigenmitteln, die den neuerlichen Rundgang bei bestehenden Aktionären und neuen Investoren notwendig macht.

Mit mehr Druck in die Wachstumsmärkte

Seba hat einen Fahrplan und die Entwicklungen in den Kryptomärkten veranlassen die Bank nun zu einer druckvolleren Umsetzung. «Die Strategie von Seba ist klar: Wir wollen aus der Schweiz herauswachsen und einen globalen Markt bedienen», erklärt Rekonen.

«Dazu müssen wir weiter in Technologie und Personal investieren sowie eine internationale Präsenz aufbauen.» Angaben zur Höhe der benötigten Mittel macht Rekonen jedoch nicht.

Hongkong, Singapur, Naher Osten

Doch scheinen die Pläne ausgereift: Gemäss Rekonen will Seba Präsenzen in Hongkong, in Singapur und im Nahen Osten eröffnen. Ein hohes Tempo ist vonnöten, denn die Kryptomärkte und mit ihnen die internationalen Wettbewerber entwickeln sich rasant.

«Wir befinden uns in einem perfekten Sturm: Die Nachfrage nach digitalen Assets steigt enorm. Institutionelle Investoren werden immer aktiver, und das internationale Regulierungsumfeld hilft ebenfalls, den Markt zu etablieren», so Rekonen, die 2018 die UBS verliess und sich seither ihren verschiedenen Mandaten widmet – seit Herbst 2020 auch bei Seba. «Gleichzeitig wartet da draussen eine ständig wachsende Konkurrenz.»

Vier im gleichen Boot

Die Konkurrenz ist auch in der Schweiz: Die zweite hiesige Krypto-Bank Sygnum verfügt bereits über einen Sitz in Singapur und hat dort eine Asset-Management-Lizenz. Sygnum baut mit hoher Schlagzahl die Angebotspalette aus.

Auch die Crypto Finance Gruppe hat bereits eine Präsenz in Asien, während der Broker Bitcoin Suisse über Niederlassungen in Vaduz und in Kopenhagen verfügt.

Alle vier Anbieter sitzen im gleichen Boot: Die Schweiz bietet global eine der fortschrittlichsten Regulierungen für digitale Assets. Doch sind Heimmarkt und Volumen für alle vier Schweizer Player zu klein.

Geld von Institutionellen 

Ihre Strategien ähneln sich und bauen darauf, dass sich Kryptowährungen und digitale Assets als feste Grössen in den Finanzmärkten etablieren, und dass sie ihren Vorsprung gegenüber traditionellen Banken und Asset Managern nutzen können.

Aber das internationale Umfeld entwickelt sich rasant und sowohl in den USA als auch in Asien beginnen selbst die grössten Banken und Asset Manager mit dem Aufbau von Crypto-Services. In den vergangenen Monaten ist bereits viel Geld von institutionellen Investoren in die Kryptomärkte geflossen, insbesondere von Family Offices und Hedgefonds.

Kleine Bank will global werden

Wie stark dieser Trend nun durch die jüngeren Marktturbulenzen unterbrochen ist, wird sich weisen. Doch Seba will bereit sein, um die erwartete grosse Welle von institutionellen Geldern, welche in die Kryptomärkte fliessen sollen, aufzufangen und baut entsprechend die Infrastruktur weiter aus.

Die kleine Bank mit Sitz in Zug und bislang 80 Mitarbeitern zielt hoch. Aber ein Startup mit globalen Ambitionen benötigt immer wieder frische Mittel und Investoren, die den Willen und die Geduld aufbringen, solche Wachstumspläne zu unterstützen.

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