Mit dem Rücktritt von UBS-Präsident Axel Weber geht nächste Woche eine Ära bei der UBS zu Ende. Die Grossbank wird künftig nicht nur zwei, sondern drei starke Männer an der Spitze zählen. Die Aufgaben haben sie bereits untereinander aufgeteilt.

Wer mag sich noch an den Tarantino-Moment von Sergio Ermotti und Axel Weber erinnern? Für die Image-Kampagne «We Are UBS» im Jahr 2016 schritten der UBS-Chef und sein Präsident durch die Gänge der Grossbank (siehe Bild unten). Schulter an Schulter, uniformiert in dunklem Anzug und Krawatte. Es fehlten nur noch die Sonnenbrillen zu «Reservoir Dogs», dem kultigen Gangster-Film des Regisseurs aus Hollywood.

Mit dem Rücktritt Webers nach zehn Jahren an der Spitze der grössten Schweizer Bank an der Generalversammlung vom 6. April 2022 ist das Duo «Webermotti» bei der UBS definitiv Geschichte.

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(Bild: Ausschnitt Youtube)

Mit Weber geht auch die extrovertierte Pose und der offen zur Schau getragene Stolz, mit der Vermögensverwaltungs-Bank eines der aktuell am besten funktionierenden Geschäftsmodelle der Branche umgesetzt zu haben. Wie wenn solche Zurschaustellung nach 100 Milliarden Dollar Neugeld im Jahr 2021 noch nötig wäre.

Kein «Kellehamers»

Für Weber soll am Aktionärstreffen von kommender Woche nun Colm Kelleher (Bild unten) zum Bankpräsidenten gewählt werden. Doch ein Duo «Kellehamers» mit dem amtierenden CEO Ralph Hamers (Bild weiter unten) wird es bei der Grossbank nicht geben.

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(Bild: Keystone)

Schon deshalb nicht, weil in den nächsten Monaten und Jahren ein Triumvirat die weltgrösste Pribatbank anführen wird: Neben Kelleher und Hamers nennen interne Quellen den designierten Vizepräsidenten Lukas Gähwiler (Bild ganz unten) als dritte Kraft an der Spitze des Instituts.

Hatte man das Gespann Ermotti-Weber auch als Beziehung begreifen können, in der es 2019 zu kriseln begann, dürfte das künftige Führungs-Trio nach klar abgesteckten Wirkungskreisen funktionieren. Jedenfalls, solange alles nach Plan läuft.

Besser als gedacht

Da ist einerseits Präsident Kelleher. Der Wall-Street-Banker, der drei Jahrzehnte im Sold der amerikanischen Grossbank Morgan Stanley stand und dort zeitweilig das gesamte operative Geschäft unter sich hatte, war bei seiner Ankündigung vom vergangenen November eine überraschende Personalie gewesen. Bei genauerem Hinsehen passt er aber besser zur Schweizer Nummer eins als gedacht.

Morgan Stanley gillt als der US-Bankenkonzern mit der grössten Vermögensverwaltung. Die USA, dem nach verwalteten Vermögen wichtigsten Markt für die UBS, kennt Kelleher in- und auswendig. Und dank seiner Vernetzung in der Branche lässt sich dies auch für die asiatischen Region erhoffen, einem weiteren Fokus-Markt der Grossbank.

Hände frei für Digitalisierung

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(Bild: UBS)

Wachstum und operatives Bankgeschäft: Darum soll sich Kelleher künftig bei der UBS kümmen – was CEO Hamers die Hände frei gibt für die digitale Transformation der Bank sowie der Art und Weise, wie das Personal dort arbeitet. So sollen bis Ende 2022 bereits 20’000 Mitarbeitende nach «agilen» Methoden für den Finanzriesen zugange sein.

Einen weiteren Schwerpunkt setzt Hamers bei der Nachhaltigkeits-Thematik. Diese ist schwerer greifbar als Bits und Bytes. Dennoch hat Hamers dem Institut diesbezüglich feste Ziele gesetzt. So sollen bis 2025 rund rund 400 Milliarden Dollar an Vermögen nach Nachhaltigkeit- und Impact-Kriterien investiert werden.

Intimer Kenner des Räderwerks

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(Bild: UBS)

Bleibt Vizepräsident Gähwiler. Zusammen mit Kelleher im vergangenen November angekündigt, wird er vor allem als Garant für die «Swissness» in der UBS-Führung gesehen. Doch glaubt man Beobachtern der Bank, handelt es sich bei Gähwiler um mehr als einen Alibi-Schweizer an der Seite des Iren Kelleher und des Niederländers Hamers.

Dank Posten bei der Vereinigung Digitalswitzerland, beim Verband Arbeitgeber Banken und Verwaltungsrats-Mandaten beim Medienhaus Ringier und dem Stanser Flugzeugbauer Pilatus bringt er die geforderte Vernetzung mit der hiesigen Wirtschaft mit. An ihm wird es auch sein, die Ämter des scheidenden Webers bei den einschlägigen Schweizer Branchenverbänden zu übernehmen.

Anderseits kennt der 56-Jährige den Heimmarkt à fonds. Noch von Ex-UBS-Chef Oswald Grübel von der Rivalin Credit Suisse im Jahr 2010 zur UBS geholt, leitete er bis 2016 deren Schweiz-Geschäft und präsidiert seither die Schweizer UBS. Die intimen Kenntnisse des «Räderwerks im Hause» werden ihm zugute kommen. Denn das Schweiz-Geschäft soll nach den Plänen Hamers in den kommenden Jahren stark digitalisiert werden.

Dannzumal dürfte Gähwiler sowohl als Wegweiser wie auch als Vermittler gefragt sein.

Wegeweisender Deal in den USA

Das ist auch die Stossrichtung, in der es die gesamte Bank in den nächsten Jahren ziehen wird. Die UBS strebt ein starkes Wachstum im Kerngeschäft mit der Vermögensverwaltung an, während über digitale Kanäle weitere Kundenkreise angesprochen werden sollen.

Als wegweisender Deal wird dabei die Übernahme des Robo-Advisors Wealth Front in den USA angesehen. Mit dem Fintech wollen die Schweizer dort ein jüngeres, wenn auch nicht superreiches Segment erreichen.

Ménage à trois?

Wie es heisst, haben sich Kelleher, Hamers und Gähwiler inzwischen mehrmals getroffen und kennengelernt. Der eigentliche Startschuss fällt aber mit der Bestätigung des Präsidenten und Vizepräsidenten am 6. April 2022 durch die UBS-Aktionäre. Dann wird sich weisen, ob das Dreiergespann am selber Strang zieht – oder ob in einem Ménage à trois die Fetzen fliegen.

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