Die Grossbank Credit Suisse hat jüngst den Ausstieg aus den Geschäft mit verschwiegenen Trusts in Steueroasen angekündigt. Ein prominenter Prozess in Singapur lässt auf überraschend large Praktiken in dem Business schliessen.

Im Schadenersatz-Prozess gegen eine Tochterfirma der Credit Suisse (CS) in Singapur sind neue Details ans Licht gelangt. Der in der fraglichen Zeit zuständige Manager für das Trust-Geschäfts der Grossbank im asiatischen Stadtstaat musste in den Zeugenstand treten.

Vor den Schranken wurde er befragt, warum der ehemalige CS-Banker Patrice Lescaudron Hunderte Millionen Dollar aus dem Vermögen des georgischen Milliardärs Bidzina Ivanishvili unentdeckt veruntreuen konnte.

Ex-Trust-Chef vor den Schranken

Wie die Agentur «Bloomberg» aus dem Gerichtsaal berichtete, hatte der Manager Kenntnis von Bezügen aus dem Trust-Vermögen. Er registrierte auch, dass bei Auszahlungen keine formelle Vorabgenehmigung des Verwalters des Trust-Vermögens vorgelegen hatte.  «Wir haben dies nicht nachgeprüft», erklärte der frühere Trust-Chef. Er sei davon ausgegangen, dass Ivanishvili nur mit seinem Kundenberater Lescaudron kommunizieren wolle. Der Trust-Manager selber hatte Ivanishvili nach eigenen Aussagen nicht kontaktiert.

Ausserdem sei es unter den rund 1’500 Trusts, die damals in Singapur verwaltet wurden, «nicht ungewöhnlich» gewesen, dass Zahlungen ohne formelle Genehmigung des Verwalters des Trust-Vermögens ausgelöst worden seien.

Nicht zur Überwachung  verpflichtet

Tatsächlich hat sich die CS-Trust-Tochter im Prozess darauf berufen, dass sie als Treuhänderin vertraglich nicht zur Überwachung von Ausschüttungen aus den Trusts verpflichtet gewesen sei. Rein technisch ist es auch so, dass bei so genannt unautorisierten Zahlungen der Settlor (der Auftraggeber des Trusts) den Transfer veranlasst und dieser stattfindet, bevor der Trustee (der Vermögensverwalter) die Ausschüttung formell genehmigt, dies jeweils gestützt auf die Instruktion des Settlor.

Gleich zu Beginn forderte das Unternehmen das Singapurer Gericht auf, die Klage abzuweisen, da sie sich gegen den falschen Beklagten und auf der falschen Grundlage richte. Die CS hat im Lescaudron-Komplex immer wieder betont, dass dieser ein Einzelkämpfer gewesen war, der von keinem anderen Mitarbeiter der Bank unterstützt wurde. Das Institut sieht sich selber als geschädigte Partei.

Dass Lescaudron den Mechanismus mit den unautorisierten Trust-Zahlungen offenbar für Straftaten ausnutzen konnte, wirft allerdings kein gutes Licht auf die Einheit. Sinnigerweise hat die Grossbank vor wenigen Tagen angekündigt, ganz aus dem oft in Steueroasen angesiedelten Business mit Trust-Strukturen auszusteigen. Käufer sind die Bank of N.T. Butterfield & Son auf den Bermuda-Inseln und die Liechtensteiner Treuhänderin Gasser Partner Trust.

Verschwiegenes Geschäft

Zu welchem Preis der Bereich abgestossen wird und wieviel Vermögen dort schlummert, ist nicht bekannt. Dem Vernehmen nach hat das Trust-Geschäft CST seit Beginn der Weissgeld-Ära seine besten Zeiten hinter sich. Innerhalb der «alten» CS aus Zeiten vor der Finanzkrise gehörte CST neben der seither integrierten Privtbanken-Tochter Clariden Leu zu den verschwiegendsten Bereichen innerhalb des Konzerns.

Der Urteilsspruch in Singapur wird nun im ersten Quartal 2023 erwartet. Für die Tochterfirma – und damit den Bankkonzern – hat sich der Einsatz aber jetzt schon deutlich erhöht. Wie auch finews.ch berichtete, beziffert Ivanishvili den ihm entstandenen Schaden neuerdings auf 1,27 Milliarden Dollar.

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