In Singapur hat der Prozess eines schwerreichen Osteuropäers gegen eine örtliche Tochterfirma der Credit Suisse begonnen. Jetzt legt der Kläger seine Forderungen auf den Tisch.

Bidzina Iwanishvili, Milliardär, Ex-Premierminister von Georgien und Ex-Kunde der Credit Suisse (CS), hat sich zum Prozessauftakt am gestrigen Montag in Singapur persönlich per Videochat zugeschaltet. «Ich dachte, ich sei zu den Experten gekommen, die sich für den Schutz meines Kapitals und meiner Familie einsetzen werden», zitierte die Agentur «Reuters» aus seinen Vorwürfen gegen die Schweizer Grossbank und gegen deren örtliche Tochterfirma Credit Suisse Trust.

Massiv waren dann die Schadenersatzforderungen, die Iwanishvili und seine Anwälte geltend machten: Durch die Betrügereien des ehemaligen CS-Bankers Patrice Lescaudron und die angebliche Nachlässigkeit der Bank soll ein Verlust von 1,27 Milliarden Dollar entstanden sein.

Forderungen schlagen auf die Bank durch

Das ist eine happige Summe, die über die bisher bekannten Forderungen von rund 1 Milliarde Dollar deutlich hinausgeht. In einem Prozess auf den Bermuda-Inseln, den das Lager von Iwanishvili im vergangenen März gewann, wurden der dortigen CS-Tochter ein Schadenersatz von über 600 Millionen Dollar aufgebrummt. Die nötigte die Bank, für das erste Jahresquartal einen Verlust auszuweisen. Die Grossbank hat angekündigt, das Urteil anzufechten.

Die neuen Forderungen belaufen sich nun auf das Doppelte jenes Betrags, was auch aufseiten des Instituts offenbar überraschend kam. Laut «Reuters» bezifferte die Singapurer Banken-Tochter den durch Lescaudron verursachten der Fehlbetrag auf 818 Millionen Dollar. Im Falle einer weiteren Niederlage drohen den CS-Aktionären wohl erneut Verluste.

CS Trust forderte das Singapurer Gericht auf, die Klage abzuweisen, da sie sich gegen den falschen Beklagten und auf der falschen Grundlage richte. Die CS hat im Lescaudron-Komplex immer wieder betont, dass dieser ein Einzelkämpfer gewesen war, der von keinem anderen Mitarbeiter der Bank unterstützt wurde. Das Institut sieht sich selber als geschädigte Partei.

Millionen abgezweigt

Zwischen 2005 und 2015 war Iwanishvili Kunde der CS; spätestens ab 2011 hatte der CS-Berater Lecaudron reichen Klienten, darunter Iwanishvili, Millionenbeträge aus dem vom ihm betreuten Vermögen abgezweigt, um diese in eine Lebensversicherungs-Struktur der CS zu investieren.

Lescaudron war 2015 bei der CS fristlos entlassen worden und 2018 in Genf wegen Betrugs zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden. Er hatte während acht Jahren die Unterschriften von ehemaligen Kunden wie Iwanishvili gefälscht, sich auftürmende Verluste verheimlicht und Millionen in die eigene Tasche gesteckt. Im Jahr 2020 nahm Lescaudron sich das Leben.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.52%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.95%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    8.94%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.59%
pixel