Das von der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) ausgerichtete jährliche Branchen-Stelldichein sollte sich ganz um Cyberrisiken drehen. Aber natürlich wurde am Bankiertag auch über den Zusammenschluss der Grossbanken diskutiert.

Für den (gestrigen) traditionellen Bankiertag der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) in Schlieren ZH war das Thema Cybersicherheit traktandiert. Doch kamen die geladenen Bankerinnen und Banker nicht um die Diskussion rund um die Übernahme der Credit Suisse (CS) und ihre Folgen herum. 

Vor diesem Hintergrund stellte Marcel Rohner, Präsident der SBVg, das Vertrauen in den Finanzplatz ins Zentrum seiner Rede: «Das Vertrauen in einen Finanzplatz entsteht auf drei Ebenen: dem Land, dem Finanzsystem und der einzelnen Bank.» Für den Finanzplatz finde das ungebrochene Vertrauen in die Schweiz seinen Ausdruck im Zustrom ausländischen Kapitals und in den dauerhaft tieferen Realzinsen, so der ehemalige UBS-CEO.

Mehr Mittel für die Finma

Die zweite Ebene des Vertrauens, das Finanzsystem, basiere auf der Stärke und der internationalen Wettbewerbsfähigkeit seiner institutionellen Ausprägung sowie einer unabhängigen Nationalbank und Finanzmarktaufsicht. Mit Blick auf die Aufsicht plädierte Rohner für eine Stärkung dieser Ebene, sollte die noch laufende Aufarbeitung der Ereignisse rund um die CS erhärten, dass zusätzliche Instrumente der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) die Krise hätten verhindern können.

Das entspricht auch den Forderungen, welche die vom Bundesrat eingesetzte Expertengruppe «Bankenstabiliät» kürzlich präsentierte.

Im Banne des «Bank run»

Auch bei der Geldpolitik, spezifischer bei ihrer Umsetzung in Form der Geldschöpfung und insbesondere dem Mindestreservensystem, identifizierte Rohner im Zuge der Digitalisierung der Informationsmärkte wie auch der Finanzdienstleistungen Reformbedarf. So hätten die Geschwindigkeit eines möglichen Vertrauensverlusts bei einer Bank und der dadurch ausgelöste Einlagenabzug völlig neue Dimensionen erreicht.

Rohner forderte deshalb: «Es ist ausserordentlich wichtig, dass das Liquiditätsmanagement an die neuen Gegebenheiten angepasst wird. Damit das Ziel erhöhter Stabilität erreicht wird, braucht es sodann den weiteren Schritt der De-Stigmatisierung der Liquiditätshilfe.»  

Willkommener Vorschlag der Experten

Den Vorschlag der Expertengruppe Bankenstabilität, die Gewährung von zusätzlicher Liquidität mit dem normalen geldpolitischen Instrumentarium zu verschmelzen, erachtet Rohner als äusserst prüfenswert. «Dies wäre hinter der Einlagensicherung ein zweites Sicherheitsnetz und würde aus den Aktiven der Banken finanziert. Dies würde für alle Banken gelten und damit die Systemstabilität insgesamt wesentlich erhöhen.»

Der Bundesrat hat Anfang September in einer Botschaft an das Parlament gefordert, die bei der CS-Rettung eingesetzte staatliche Liquiditätssicherung (Public Liquidity Backstop, PLB) in ordentliches Gesetz zu überführen. Sämtliche systemrelevanten Grossbanken – UBS, Raiffeisen, Postfinance, Zürcher Kantonalbank – könnten dann im Notfall von staatlich besicherten Geldern profitieren, ohne selber Sicherheiten hinterlegen zu müssen.

«Keine Alternative zur Null-Toleranz»

Diese neue Art der Staatsgarantie ist unter Bankern in der Regel sehr willkommen, während eine wesentliche teurere Erhöhung des Eigenkapitals weitherum abgelehnt wird.

Zuletzt redete Rohner auch seinem Publikum ins Gewissen. «Die Durchsetzung und strikte Einhaltung von Limiten und Regeln für alle Risikokategorien sind der unverzichtbare Kern einer glaubwürdigen Risikokultur. Es gibt im Bankgeschäft bei der Durchsetzung von Limiten und Regeln keine Alternative zur Null-Toleranz.»

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