Der mit Spannung erwartete Expertenbericht zu den Lehren aus der Notrettung der Credit Suisse liegt nun vor. Das Papier weist auf reelle Gefahren für den Schweizer Bankenplatz hin.

Die achtköpfige Expertengruppe «Bankenstabilität» hat in ihrem Bericht Lücken in der Bankenregulierung geortet. Laut der am Freitag in Bern vorgestellten Analyse muss beim Krisenmanagement, bei der Liquidität, der Aufsicht und den Eigenmitteln für systemrelevanten Banken nachgearbeitet werden, wie die Agentur «AWP» von der Konferenz berichtete.

Untaugliches «Too big to fail»

Mit Blick auf der Zwangsübernahme der Credit Suisse (CS) vom vergangenen 19. März wiesen die Experten darauf hin, dass bei einer allfälligen Krise der neuen, kombinierten UBS die Fusionslösung mit einer anderen grossen Schweizer Bank nicht mehr zur Verfügung stehen werde. Deshalb sei es entscheidend, dass eine Sanierung funktionieren würde.

Die Expertengruppe war im vergangenen Juni unter die Leitung von Yvan Lengwiler, Professor für Nationalökonomie an der Universität Basel, gestellt und mit einer epochalen Aufgabe betraut worden: die Lehren aus der CS-Rettung zu ziehen. Die «Too big to fail»-Regulierung, die nach der Staatsrettung der UBS im Jahr 2008 und der Finanzkrise entstanden war, hatte sich nämlich im März als nur bedingt tauglich erwiesen. Die CS stand nicht wegen einer mangelnder Kapitalstärke, sondern wegen fehlender Liquidität vor dem Aus.

Ball liegt bei der Politik

In der Folge hatte der Bundesrat entschieden, die Übernahme der CS durch die UBS aufzuarbeiten und das «Too big to fail»-Regelwerk vom Expertengremium um Lengwiler evaluieren zu lassen. Dieser Bericht wird als Grundlage dienen für den Bericht zu den systemrelevanten Banken gemäss Bankengesetz sowie für die Erfüllung von Postulate, die von Parlamentariern im Rahmen der Sondersession zur CS-Rettung eingereicht wurden. Der Ball liegt also wieder bei der Politik.

Die Gruppe um Lengwiler forderte in Bern nun ausserdem periodische Krisensimulationen, schärfere Liquiditätsvorschriften – und mehr Macht für die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma). Damit unterstützt sie den seit der CS-Rettung laut geäusserten Wunsch der Behörde. Die Finma möchte insbesondere das Instrument von Bussen und die Möglichkeit, das Vorgehen gegen fehlbare Akteure offener kommunizieren zu können.

So blieb vergangenen Herbst im Dunkeln, dass die CS schon damals kurz vor der Zahlungsunfähigkeit gestanden war.

Droht das Island-Szenario?

Wenn aber Lengwiler & Co periodische Stresstests und Krisensimulationen fordern, so liesse sich das gleiche auch für die Aufsicht postulieren. Die Krise der zweitgrössten Schweizer Bank CS hatte Bund, Nationalbank und Finanzaufsicht auf dem falschen Fuss erwischt. Damit wird der Bankencrash vom März auch ein Stresstest für die Regulierung werden, wie finews.ch unlängst analysierte.

Wird die Debatte rund um Regulierung und Bankenstabilität nicht ernsthaft geführt, droht die Schweiz bei der nächsten Grossbanken-Krise ohne Auffanglösung dazustehen, wie die Experten richtig bemerkten. Dem Land würde es damit gleich ergehen wie Island in seiner Bankenkrise von 2008.

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