Die Stimmung gegen die Negativzinsen ist gekippt. Anders lassen sich die Erkenntnisse der jüngsten Unternehmensumfrage der UBS nicht interpretieren. Dass die Postfinance den Schwellenwert für ihre Strafzinsen halbiert, verschärft die Lage zusätzlich.

Zwei von drei Unternehmern finden, dass die Kosten der Negativzinsen mittlerweile grösser sind als deren Nutzen. Dieses Fazit einer Umfrage unter 2'500 Geschäftsleuten zeigt, wie umstritten das vor fünf Jahren von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) eingeführte geldpolitische Instrument geworden ist.

Die Mehrheit der Geschäftsleute ist von den Negativzinsen nicht direkt betroffen, und nur eine Minderheit muss einen Strafzins auf liquide Mittel bezahlen, wie die UBS in ihrem Bericht zur halbjährlichen Unternehmensumfrage weiter feststellt.

Verschärfung bei der Postfinance

Das wird sich allerdings ändern. Denn am Donnerstag bestätigte die Postfinance einen Bericht des Schweizer Fernsehens «SRF», wonach sie den Grenzwert für die Strafzinsen von einer halben Million Franken Liquidität auf 250'000 Franken senkt.

Dies führt unter anderem dazu, dass sich selbst nicht-gewinnorientierte Organisationen (NGO) damit anfreunden müssen, einen Zins auf ihrem Barmittelbestand zu bezahlen. Die Postfinance ist eine der grössten Anbieterinnen von Geschäftskonten in der Schweiz.

Sorgen um die berufliche Vorsorge

Noch aber sind die meisten Umfrageteilnehmer gemäss UBS bezüglich der Auswirkungen auf ihr Geschäft indifferent. Warum sie trotzdem glauben, dass die Kosten grösser sind als der Nutzen, liegt mehrheitlich an den Auswirkungen auf die finanzielle Situation der beruflichen Vorsorge und die Sparzinsen, die bei den meisten Banken praktisch abgeschafft worden sind.

Auch die Immobilienpreise rufen Bedenken hervor, da die Leerbestände in den Agglomerationsgemeinden steigen. Hier haben die Banken schon verschiedentlich Massnahmen ergriffen, um den Druck auf die Immobilien zu senken. Solange aber Immobilien noch eine zuverlässige Rendite versprechen, werden sie eine bevorzugte Anlage bleiben – gerade für die Vorsorgeunternehmen.

Vergebliche Mühe von Thomas Jordan

Vergangene Woche bemühte sich Thomas Jordan, der Präsident der SNB, die Vertreter von Pensionskassen dafür zu gewinnen, dass der Kampf gegen einen stärkeren Franken nach wie vor vonnöten ist und bei einer Aufhebung der Negativzinsen die Schweizer Währung wieder erstarken würde, wie auch finews.ch berichtete.

Mit einer Stärkung des Franken ginge auch eine Schwächung der Wirtschaft einher – mit höheren Arbeitslosenquoten und damit noch grösseren Problemen für die berufliche Vorsorge, so Jordan.

Exporteure gegen Negativzinsen

Auch wenn seine Argumentation einer gewissen Logik entspricht, scheint sie gerade in der Geschäftswelt immer weniger zu verfangen. Von den befragten 2'500 Unternehmern ist nur ein Fünftel exportorientiert und damit besonders an einem schwachen Franken interessiert. Aber, selbst Exporteure sind mittlerweile nicht mehr einheitlich für die Negativzinsen. Und das überrascht die Experten.

«Bemerkenswert ist, dass sogar die Mehrheit der Unternehmen mit einem Exportanteil von mehr als 50 Prozent die Negativzinsen als insgesamt schädlich beurteilt», schreibt Daniel Kalt, Chefökonom der UBS Schweiz, zur Analyse der Umfrage.

 

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
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