Der Klimawandel bewegt nicht nur die Schweizer Politik, sondern hat auch die hiesige Finanzbranche mit Wucht erfasst. finews.ch nennt sieben Trends, welche Banken und Versicherer in den nächsten Monaten bewegen werden.

Die «Grüne Welle» mag am gestrigen Mittwoch zwar nicht bis in den Bundesrat geschwappt sein – dort scheiterte die Kandidatur der Grünen-Präsidentin Regula Rytz am Widerstand der Regierungsparteien. Umso deutlicher findet der Klimawandel in der Wirtschaft Widerhall, zumal in der Finanzbranche. So verkündete die Grossbank Credit Suisse (CS) gleichentags, dass sie künftig keine Kohlekraftwerke mehr finanzieren werde, und produzierte damit trotz verfehltem Jahresziel einiges Echo.

Dabei mehren sich die Anzeichen, dass die Thematik bald dem Hype-Stadium entwächst und in der Welt der Finanzmärkte institutionalisiert wird. Denn dies ist bis jetzt das grosse Dilemma der Investoren: So lange nicht klar ist, worin investiert wird und nach welchen Regeln, können die Milliarden nicht in Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung (ESG) fliessen. Das könnte sich jedoch 2020 grundlegend ändern, glaubt man den Vordenkern der Branche. Dies sind die wichtigsten Trends, die dorthin führen:

1. Wettlauf der Standards

Wenn nicht Grün drin ist, wo Grün drauf steht, spricht man vom «Greenwashing»: Der Etikettenschwindel gilt als eine der grossen Gefahren für den Erfolg der aufstrebenden ESG-Investments. Entsprechend ruft die sonst eher regulierungsfeindliche Finanzbranche nach klaren Standards. Davon zeichnen sich nun gleich mehrere ab. Das US-Fondhaus State Street Global Advisors schätzt etwa, dass sich das Regelwerk des Sustainability Accounting Standards Board (SASB) durchsetzen wird. Innert Jahresfrist hat sich dessen Anhängerschaft verdoppelt, auch weil die Richtlinien auf die Bedürfnisse von Investoren eingehen.

In Europa hingegen blickt alles auf die EU, die dieser Tage eine «Taxonomie» verabschiedete. Dies, um dem «Greenwashing» vorzubeugen und gleichzeitig die Grundlagen etwa für die gesteigerte Emission grüner Wertschriften zu schaffen

2. Nachhaltigkeit wird allgegenwärtig

Standards sind umso wichtiger, als die ESG-Kriterien möglichst breit in der Welt der Finanzprodukte verankert werden sollen. Nur so lassen sich nach dem Glauben der Akteure die mehreren Billionen Dollar einspielen, die für die Uno-Nachhaltigkeitsziele (SDG) bis 2030 jährlich benötigt werden. Die CS etwa hat deshalb bereits begonnen, ihre gesamte Fondspalette auf Nachhaltigkeit hin auszurichten.

Der Nachteil an der neuen Allgegenwärtigkeit ist allerdings, dass sich Finanzinstitute vermittels ESG nicht mehr von der Konkurrenz abheben können. Damit verliert ein wichtiger Treiber für den «grünen» Wandel zunehmend an Kraft.

3. Das schafft neue Komplexität

Funktionierten frühe ESG-Investments vorab nach Ausschlusskriterien – keine fossilen Brennstoffe, keine Rüstungsfirmen – erwarten Beobachter bald viel mehr Komplexität. So werden Anleger gewisse Branchen ausschliessen wollen, das Portefeuille zusätzlich gegen Klimarisiken absichern und auch noch an Generalversammlungen Einfluss nehmen wollen.

4. Grüne Wiese für Roboter

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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