Trotz der Hausse von Bitcoin & Co. zögern viele Schweizer Banken, aufs Thema aufzuspringen. Die Verwahrungs-Spezialistin Custodigit sucht nun im Ausland nach Kunden, wie finews.ch erfahren hat.

Der Run auf Kryptowährungen lässt nicht nur die Preise von digitalen Token und Coins rasant steigen – er ist auch gut fürs Image der Branche. «Die Sparte verliert zusehends ihren etwas anrüchigen Ruf», sagt Peter Hofmann zu finews.ch.

Hofmann ist Chef des Fintechs Custodigit, das regulierten Finanzintermediären eine Plattform für die Verwahrung und das Trading von digitalen Anlagen zur Verfügung stellt, sowie für die Einbuchung in Fiat-Währungen. Die Plattform kann via digitale Schnittstelle (API) ins Online-Banking oder ins Kernbanken-System der Kunden integriert werden.

Beschränktes Potenzial

Den Betrieb der Plattform übernimmt übrigens Swisscom. Der Telekom-Konzern ist Mehrheits-Eigner der Zürcher Jungfirma und dreht auch als Zulieferer der Schweizer Banken ein grosses Rad.

Indes: der zunehmende Appetit auf Kryptoanlagen, den Hofmann seit sechs Monaten feststellt, hat die hiesigen Geldhäuser und Vermögensverwalter nicht richtig gepackt. «Viele Schweizer Finanzakteure», berichtet er, «haben noch nicht entschieden, ob sie überhaupt ein Krypto-Angebot stellen wollen.» Das schränke das Potenzial des hiesigen Markts ein.

Entsprechend muss Hofmann in die Ferne schweifen. «Custodigit befindet sich in Gesprächen mit diversen deutschen Finanzakteuren», kündet er an.

Reges Interesse an deutscher Lizenz

Lange im Hintertreffen gegenüber Schweizer Clustern wie dem «Crypto Valley» im Kanton Zug, macht der nördliche Nachbar nun vorwärts. Seit Anfang 2020 kann bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) eine so genannte Kryptolizenz beantragt werden. Über 50 Finanzdienstleister sollen an einer solchen interessiert sein, weiss der Custodigit-CEO.

«Wir sehen im deutschen Markt sehr viel Potenzial und planen, selektiv auch andere europäische Staaten zu beliefern.» Da das Startup als reiner Technologie-Anbieter nicht reguliert sein muss, kann die Jungfirma diese neuen Märkte bis auf Weiteres von der Schweiz aus bedienen.

Konkurrenz für Daura

In der Schweiz agiert das Startup vorläufig im kleinen Kreis. Die einzige Kundin, die Hofmann derzeit beim Namen nennen kann, ist die hiesige Kryptobank Sygnum. Letztere ist wie Custodigit, Swisscom und die Schweizer Börse SIX Teil des Konsortiums Daura, das die gleichnamige Schweizer Kryptoaktie herausgibt.

Bei der «Tokenisierung» von Wertschriften, wo Daura hierzulande Pionierarbeit geleistet hat, tummelt sich inzwischen ein weiterer Akteur: Die Vereinigung Capital Markets and Technology Association (CMTA) arbeitet an einem neuen Krypto-Standard für die Schweiz, und hat kürzlich den Testlauf einer eigenen Kryptoaktie gemeldet. Hinter CMTA stehen Banken wie Swissquote, Vontobel und Pictet sowie die Custodigit-Rivalin Taurus. Daura-Mitglied Sygnum ist ebenfalls mit von der Partie.

Keine Zeit verlieren

Bald auch Custodigit? «Wir sind offen für andere Standards wie das CMTA-Token», sagt der Chef. Allerdings hält er am Ende eine Konsolidierung für wünschenswert. Die Tokenisierung befindet sich seiner Meinung nach in einem Gärprozess. «Aus den vielen Varianten sollte sich aber schnell ein einzelner Standard herauskristallisieren. Ansonsten verschwendet die Branche viel Zeit mit dem Kampf um die Adaption.»

Damit droht der Standort seinen Vorsprung zu verspielen. Laut Hofmann bietet die sichere Verwahrung von Krypto-Assets und Finanzinformationen eine grosse Chance für die Schweiz. «Jenes Geschäft ist hierzulande bereits weiter entwickelt als im Ausland, und es gilt als Gütesiegel in der Kryptoszene, wenn eine Firma aus der Schweiz heraus operiert», sagt er.

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