Unternehmen wie etwa Ethereum versuchen zurzeit die geringe Anzahl von Transaktionen pro Sekunde mit einem umfassenden Upgrade zu erhöhen, indem sie die Blockchain unterteilen und den Konsensus-Mechanismus anpassen.

«Die Masse der Anwender ist nicht an der Ideologie interessiert»

Mittlerweile gibt es aber auch Enterprise Blockchains wie zum Beispiel Corda des Konsortiums R3 oder die Hyperledge Fabric von Linux. Diese sind für Geschäftszwecke gedacht und weisen eine viel bessere Performance auf. Solche Blockchains sind aber geschlossene Systeme mit einer begrenzten Anzahl von Nodes, die alle klar identifizierbar sind. Dafür braucht es keinen aufwendigen Konsensus-Mechanismus.

Geht dadurch etwas verloren?

Die starke Dezentralisierung geht verloren, also die ursprüngliche Vision der Bitcoin Blockchain. Aber beim Internet war die Entwicklung ähnlich. Am Anfang betonten die Gründer den Wert eines dezentralen Peer-to-Peer Systems. Aber auch dieses System wurde zunehmend durch eine hierarchischere, zentralisiertere Architektur ersetzt, weil damit die Skalierungs- und Nutzerbedürfnisse einfacher zu befriedigen waren. Die Masse der Anwender ist nicht an der Ideologie interessiert. Sie sucht die Einfachheit und möchte neue Dienstleistungen einfach nutzen.

Tönt etwas desillusioniert?

Die ursprüngliche Idee hinter der Blockchain, nämlich dass jedes Individuum seine eigene Bank sein kann, tritt in den Hintergrund. Heute wird versucht, Performance und Convenience zu maximieren.

«Ob es für ein System, eine Infrastruktur oder ein Produkt künftig aber wirklich die Blockchain braucht, ist eine offene Frage»

Dies bedeutet aber nicht, dass es keine starken Veränderungen geben wird. Die Blockchain wird wohl nicht die ganze Gesellschaft verändern und dezentralisieren, aber langfristig kann sie auf den Ablauf von Geschäftsprozessen einen grossen Einfluss haben.

Welchen Einfluss wird die Blockchain auf unser alltägliches Leben haben?

Das ist natürlich noch schwer abzuschätzen, was das Thema auch so interessant macht. Die SNB beschäftigt sich aus der Perspektive ihrer gesetzlichen Aufgaben mit dem Thema, insbesondere in Zusammenhang mit der Bargeldversorgung und dem bargeldlosen Zahlungsverkehr.

Ob es für ein System, eine Infrastruktur oder ein Produkt künftig aber wirklich die Blockchain braucht, ist eine offene Frage. Darum besteht auch ein Interesse daran, Fintechs für den Wettbewerb in diesem Ökosystem zuzulassen, deren Produkte nicht auf der Blockchain basieren.

Mit der Fintech-Lizenz erlauben wir Unternehmen, direkt am SIC (Swiss Interbank Clearing) teilzuhaben und bei uns ein Settlement-Konto zu besitzen. Die Fintechs können ihre Services damit unabhängig vom Bankensystem vertreiben.


Thomas Moser ist seit Anfang 2010 Stellvertretendes Direktoriumsmitglied der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Er ist für die operative Führung der Bereiche Geldmarkt und Devisenhandel, Asset Management, operatives Bankgeschäft und Informatik sowie für die Finanzmarktanalyse und die Niederlassung Singapur verantwortlich.

Moser ist Mitglied des geschäftsleitenden Ausschusses des Schweizerischen Instituts für Banken und Finanzen der Universität St. Gallen und Mitglied des Advisory Boards des Swiss International Finance Forum SIFF. Er hat ein Doktorat in Wirtschaftswissenschaften von der Universität Zürich.

1999 wechselte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Internationale Währungsbeziehungen zur Nationalbank. Von Anfang Mai 2006 bis Ende 2009 war Moser Exekutivdirektor der von der Schweiz angeführten Stimmrechtsgruppe beim IWF in Washington.

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