Beim Projekt Helvetia handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt mit der SIX/SDX und dem Schweizer Zentrum des BIS Innovation Hub in Basel. Das Schweizer Zentrum umfasst insgesamt 8 Mitarbeitende, von denen sind 5 Personen von uns delegiert sind. Im Weiteren haben wir eine Person angestellt, welche für die Koordination zwischen dem Zentrum und der SNB verantwortlich ist, und darüber hinaus gibt es noch eine Anzahl von Mitarbeitenden über die ganze Bank verteilt, die einen Teil ihrer Arbeitszeit für dieses Thema aufwenden.

Wir partizipieren natürlich auch an internationalen Arbeitsgruppen und profitieren stark von der Zusammenarbeit mit anderen Zentralbanken und Unternehmen. Wir teilen uns die Ressourcen und das gewonnene Wissen.

Würden Sie es schätzen, wenn zum Beispiel die Schweden eine E-Krona lancieren würden?

Es wäre sicher interessant zu beobachten, wie ein grösseres Land ein solches Projekt lanciert.

Die SNB hat bislang betont, dass sie die Einführung einer digitalen Währung für Konsumenten ablehnt, weil dies das bewährte zweistufige Bankensystem gefährden würde. Ist dieses System durch die aktive Fintech-Szene nicht sowieso in Frage gestellt?

Natürlich gibt es neue Herausforderungen für unsere Banken, aber wir begrüssen den Wettbewerb grundsätzlich. Unterschätzen Sie die Banken nicht! Hinter den Enterprise Blockchains, wie zum Beispiel Corda, steckt ein Konsortium von Banken. Die Banken erleben Druck, aber sie passen sich auch an. Banken können die Blockchain-Technologie relativ schnell selber kommerziell nutzen.

Wie sehen Sie persönlich die Rolle des Privaten und diejenigen des Staatlichen in der Fortentwicklung des Finanzplatzes?

Der Staat und der private Sektor haben bei der Bereitstellung von Geld schon immer Hand in Hand gearbeitet. Firmen stehen im Wettbewerb zueinander, sie müssen neue Lösungen suchen und Kundenbedürfnisse befriedigen. Der private Bereich hat deshalb oft die Innovationen beigesteuert.

«Der private Sektor kommt immer wieder mit neuen innovativen Ideen»

Sogar die Banknoten wurden ja ursprünglich zuerst von Banken herausgegeben. Irgendwann entstanden Probleme, weil es unübersichtlich wurde und weil es seriöse und weniger seriöse Herausgeber gab. Die Konsumenten erlitten Verluste und man begann, die Bargeldausgabe zu regulieren. Schliesslich wurden die Banknoten nationalisiert, auch in der Schweiz, und es wurde die SNB als Zentralbank ins Leben gerufen.

Wie sieht es bei den neuen Kryptowährungen aus? Da gibt es noch wenig Regulation.

Das dürfte sich ändern, die Entwicklung könnte bei den Stablecoins ähnlich verlaufen wie bei den Banknoten. In einer ersten Phase werden Stablecoins frei herausgegeben, sobald die Nutzer Geld damit verlieren, kommt der Ruf nach Regulierung auf und es werden Vorschriften gefordert, wie stark die Coins gedeckt sein müssen.

«Viele Leute dachten vor der Einführung des Euro, dass der Franken verschwinden könnte»

Der private Sektor kommt immer wieder mit neuen innovativen Ideen. Der Staat schaut dazu, dass diese sicherer werden. Wir vertreten die Position, dass dieselben Dienstleistungen auch gleich reguliert werden sollten, unabhängig davon, wer sie anbietet.

Könnte dieses System nicht durch grosse multinationale Unternehmen ausgehebelt werden, welche eigene Währungen lancieren?

Vom Grundkonzept ist Währungswettbewerb nicht völlig neu, auch unter staatlich herausgegebenen Währungen – denken Sie an den Euro. Viele Leute dachten vor der Einführung des Euro, dass der Franken verschwinden könnte. Ich habe schon damals die Ansicht vertreten, dass es für die Menschen kaum einen Anreiz gibt, sich anders zu orientieren, solange die SNB ihren Job gut macht und den Wert des Frankens stabil hält. Mit Diem (vormals Libra) wäre es meiner Ansicht nach ähnlich. Solange die SNB zum Franken Sorge trägt, wird eine von einer multinationalen Unternehmung herausgegebene Währung die Schweizer Währung im Inland nicht ernsthaft bedrohen.


Thomas Moser ist seit Anfang 2010 stellvertretendes Direktoriumsmitglied der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Er ist für die operative Führung der Bereiche Geldmarkt und Devisenhandel, Asset Management, operatives Bankgeschäft und Informatik sowie für die Finanzmarktanalyse und die Niederlassung in Singapur verantwortlich. Er ist Mitglied des geschäftsleitenden Ausschusses des Schweizerischen Instituts für Banken und Finanzen der Universität St. Gallen und Mitglied des Advisory Boards des Swiss International Finance Forum SIFF. Er hat ein Doktorat in Wirtschaftswissenschaften von der Universität Zürich. Im Jahr 1999 wechselte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Internationale Währungsbeziehungen zur SNB. Von Anfang Mai 2006 bis Ende 2009 war Moser Exekutivdirektor der von der Schweiz angeführten Stimmrechtsgruppe beim IWF in Washington.

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