Nach dem Verkauf von Avaloq hat Gründer Francisco Fernandez nun mehr Zeit und vor allem mehr Geld. Der Aufbau eines Family Offices ist auf dem Weg. Und Fernandez ist auch in den Kunstmarkt eingestiegen.

Francisco Fernandez ist einer der erfolgreichsten Unternehmer der Schweiz der vergangenen Jahrzehnte: Mit viel Risiko und Engagement hatte er zusammen mit Ronald Strässler Avaloq nach einem Management-Buy-Out aus Martin Ebners BZ Gruppe in über 30 Jahren zum führende Banken-Software-Dienstleister für Privatbanken aufgebaut.

Im Herbst vergangenen Jahres folgte der Exit: Der japanische NEC-Konzern kaufte Avaloq für 2,05 Milliarden Franken auf. Diesen Februar war dann der sogenannte «Liquidity Event» bei den Avaloq-Aktionären: Fernandez alleine erhielt rund 570 Millionen Franken ausbezahlt – die Summe bemisst sich an seinem Avaloq-Anteil von 27 Prozent. Damit dürfte der schweizerisch-spanische Doppelbürger den Milliardärs-Status erreicht haben.

Eigenes Family Office

Sein Reichtum beschäftigte Fernandez auch im exklusiven Interview, das er Ende letzten Jahres finews.ch gab. «Was mich im Moment am meisten beschäftigt ist, wie ich dieses Geld sinnvoll einsetzen kann», sagte der 57-Jährige. Und fügte an, er wolle einen guten Teil in weitere unternehmerische Aktivitäten investieren. «Denn so bin ich. Die andere Frage ist, wie ich etwas Geld auf die Seite legen kann, um meine Familie abzusichern».

Inzwischen hat Fernandez das Avaloq-Präsidium an Masakazu Yamashina übergeben, der als Vice President im Management von NEC sitzt, und begnügt sich mit der Rolle des einfachen Verwaltungsrates.

Mit seinen unternehmerischen Aktivitäten hat Fernandez inzwischen vorwärts gemacht. Dem Vernehmen nach hat er mit 4b Capital in Zug sei eigenes Family Office gegründet.

Blockchain und Kunst

Gemäss Handelsregister ist Fernandez dort nicht als Organ vertreten. Im Verwaltungsrat sitzen aber mit Enrico Ardielli und Elisabeth Truöl zwei lange Fernandez-Weggefährten. Ardielli kam vor 18 Jahren zu Avaloq und ist dort für M&A verantwortlich. Truöl ist Fernandez' langjährige persönliche Mitarbeiterin.

Ebenfalls frisch ist Fernandez Engagement bei einem Basler Unternehmen namens Myartbank. Dabei handelt es sich um ein auf der Blockchain-Technologie basierende Plattform für Kunstsammler und -händler, die so den etablierten Auktionshäusern wie Christies und Sotheby's Konkurrenz machen will. Fernandez gehört zu den Investoren des knapp ein Jahr alten Unternehmens und sitzt im Verwaltungsrat.

Musikindustrie revolutionieren

Fernandez pflegte während seiner Jahre als CEO und später als Verwaltungsratspräsident immer auch weitere Leidenschaften. Eine davon ist der Jazz. Er selber ist ein begnadeter Pianist – in seinem Büro im Zürcher Stadtteil Leimbach steht ein Konzertflügel.

Bei dem schwedisch-schweizerischen Unternehmen Utopia Music gehört er ebenfalls zu den Geldgebern. Auch hier verbindet er Technologie mit Leidenschaft: Utopia Music will gemäss eigenen Angaben die Musikindustrie revolutionieren und effizienter gestalten. Auch hier auf Basis der Blockchain-Technologie; Fernandez gehört ja auch zu den Investoren von Metaco, einem in der Aufbewahrung von Crypto Assets tätigen Westschweizer Unternehmen.

Formel 1 und Car-Sharing

Ähnlich verhält es sich mit Fernandez' weiterer Leidenschaft: Jener für schnelle Autos. Bei Formel-1-Spielsimulator Racing Unleashed ist er ebenfalls unter den Geldgebern. Carvolution ist ein weiteres Auto-Engagement von Fernandez: Bei einer im Februar erfolgten Finanzierungsrunde über 15 Millionen Franken war er Leadinvestor. Carvolution ist ein Startup in Bern, das mit Auto-Abonnementen Teil der neuen «Sharing Economy» werden will.

Immobilien mögen weniger eine Leidenschaft als ein von Fernandez schon länger betriebenes Anlagegeschäft sein. Am Zürcher Stadtrand hat er eine riesige Immobilien-Anlage gebaut und mit dem Startup Crowdhouse, in welchem er investiert ist, macht er Immobilien-Investments auch für weniger gut betuchte Privatinvestoren zugänglich.

Mit Implenia-Investor im Boot

Ganz frisch ist die Gründung von Nokera, einem Unternehmen mit Sitz in Zug, das ebenfalls im Bereich von Immobilien tätig sein soll. Gegründet hat Fernandez Nokera zusammen mit Norbert Ketterer, einem deutschen Immobilieninvestor, der signifikante Anteile am Baukonzern Implenia und am Entwickler Peach Property hält. Ketterer war auch zuletzt auch Besitzer der Zürcher 4-Sterne-Hotels Ascot gewesen.

Dieses musste Ende letzten Jahren wegen der Corona-Krise seine Pforten schliessen, nachdem Ketterer gegenüber dem Pächter hart geblieben war und den Mietzins trotz unverschuldeten leeren Betten eingefordert hatte. Ein Entscheid, den er wenig später bereute.


 Reporting von Katharina Bart, Senior Contributor finews.com

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