Die regulatorisch bevorteilten Pensionskassen würden das Neugeschäft mit Hypotheken abgrasen, heisst es von Bankern schon seit Jahren. Eine neue Studie setzt solche Klagen nun in ein Verhältnis.

Anlagen in Immobilien und Hypotheken haben im Tiefzinsumfeld der letzten Jahre bei institutionellen Anlegern stark an Attraktivität gewonnen. Dies stellt eine neue Studie fest, welche die Hochschule Luzern (HSLU) im Auftrag der Grossbank UBS durchgeführt hat und am Donnerstag publizierte.

Damit bestätigten die Wissenschafter, was im Hypo-Geschäft schon länger für Aufregung sorgt: Weil die Vorsorgewerke mit Investments in Anleihen ihre Rentenversprechen kaum noch finanzieren konnten, schauten sie sich nach anderen Renditequellen um – und gingen verstärkt dazu über, selber Hypotheken zu vergeben oder Bestände via Fonds zu halten. Dem führenden Schweizer Hypothekenvermittler Moneypark zufolge steigerten sie allein im Jahr 2021 ihren Marktanteil um 2,37 Milliarden Franken oder 10 Prozent und waren damit die Wachstumsmeister.

Allokation zwischen 1 und 3 Prozent

Entsprechend wenig erfreut zeigen sich Banker über die umtriebige Konkurrenz, die aufgrund lockerer Vorgaben die Geldhäuser bei den Hypozinsen oftmals unterbieten. Martin Scholl etwa, der scheidende CEO der Zürcher Kantonalbank (ZKB), klagte wiederholt und auch bei finews.ch über die Aktivitäten der «Schattenbanken».

Doch wie die HSLU nun zeigt, nehmen sich die Hypotheken-Investments in der beruflichen Vorsorge nachgerade winzig aus. Bei den 160 befragten Pensionskassen und Sammelstiftungen beträgt die Allokation in Hypothekenanlagen zwischen 1 und 3 Prozent. Dies gemessen an einem versicherten Vermögen von über insgesamt 1’000 Milliarden Franken. Nur die grossen Pensionskassen vergeben dabei selber Hypotheken, wie die Erhebung weiter feststellt. Die allermeisten kleinen Kassen (97 Prozent) investieren stattdessen via Fonds.

Wer das Hypo-Geschäft wirklich dominiert

Demgegenüber steht ein Hypothekarmarkt, der Ende 2021 ein Volumen von 1'173 Milliarden Franken erreichte und klar von den Banken dominiert wird. Volumenmässig haben dabei die Kantonalbanken – die Schwesterinstitute der ZKB – den Löwenanteil für sich reklamiert. Hier stieg das Hypogeschäft um 5 Prozent oder rund 19,9 Milliarden Franken. Damit halten die Staatsbanken einen Marktanteil von 36 Prozent. Auf den weiteren Plätzen folgen die Grossbanken mit einem Anteil von 25 Prozent und die Raiffeisenbanken sowie die übrigen Banken mit je rund 17 Prozent.

Das setzt nicht nur die viel diskutierte Gefahr durch die Schattenbanken in Relation; wie die HSLU-Studie nahelegt, sind die Pensionskassen erst noch vorbildliche Anleger. 48 Prozent der institutionellen Anleger sind bereit, bei Immobilien-Investitionen kurzfristig zugunsten von Nachhaltigkeit zu verzichten. 28 Prozent sind sogar bereit, mittelfristig eine tiefere Rendite zu realisieren. 

Fehlt der gute Einfluss bald?

Mit dem 20-Milliarden-Franken-Hebel, über den sie am Schweizer Hypothekarmarkt schätzungsweise verfügen, sind die Kassen und Stiftungen demnach gewillt, den Kampf gegen den Klimawandel aufzunehmen. Das ist auch bitter nötig. Gebäude sind für rund ein Viertel der CO2-Emissionen und etwa 40 Prozent des Schweizer Energieverbrauchs verantwortlich.

Damit wäre es regelrecht zu bedauern, wenn ihr Einfluss am Hypothekarmarkt künftig abnehmen wird. Das liegt durchaus im Bereich des Möglichen: Mit der Zinswende und den Verschiebungen an den Finanzmärkten könnten sich für Pensionskassen dereinst neue Einstiegspunkte in Obligationen bieten. Auf die doch umständliche Investition in Schweizer Hypotheken wären die Vorsorgewerke damit weniger angewiesen.

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