«Klempnerarbeiten für Institutionelle» will Zoltan Pozsar künftig anbieten. Der ehemalige Starökonom der Credit Suisse meldet sich mit einem «kryptischen» Research-Unternehmen zurück.

Die Krise als Chance nutzen! Vor wenigen Monaten verlor die Credit Suisse (CS) einen Rockstar der Finanzwelt. Nun ist die einstige CS-Ikone zurück. Der Investmentguru Zoltan Pozsar, von Wallstreet-Profis und Finanz-Nerds in den Sozialen Medien gleichermassen bewundert, meldet sich mit einem eigenen Unternehmen zurück.

In Marktkreisen geniesst der in Ungarn geborene Stratege Kultstatus. Pozsar ist bekannt für seine prosaischen, eloquenten und scharfsinnigen Finanz- und Marktanalysen. Wegen dieser Qualitäten wurde er schon mit HG Wells oder Jules Verne verglichen, der in seinen Schriften skizziert, wie die Zukunft der globalen Finanzwelt aussehen könnte.

Kryptisch wie eh und je

Für viele Händler, Fondsprofis und Portfoliomanager sind seine Texte Pflichtlektüre. Seine literarische Ader zeigt sich auch in dem kryptischen Namen, den Pozsar für sein eigenes Research-Unternehmen gewählt hat: Ex Uno Plures. Der Name bedeute ins Englische übersetzt «aus einem viele», erklärt er im Podcast «Odd Lots» von «Bloomberg». Er soll zwei Gedanken zusammenfassen.

Zum einen steht er dafür, worauf sich seine Forschung konzentrieren wird: auf die zunehmend fragmentierte Topographie der internationalen Finanzmärkte und die täglichen Abläufe des Dollarsystems.

Zum anderen spielt der Name auf das Motto «e pluribus unum» an, das auf allen US-Dollarnoten und -Münzen zu lesen ist. Er beschreibt die Vision von «Bretton Woods III», die Pozsar im vergangenen Jahr zu entwickeln begann – eine Theorie, wonach der Dollar in den kommenden Jahrzehnten eine weit weniger dominante Rolle spielen wird.

«Klempnerei» für Institutionelle

Er werde institutionellen Investoren Analysen zur Verfügung stellen und sie «mit dem Klempnerhandwerk» beraten, wie er es schon immer getan habe, so der Zinsstratege. Sein Ruf ist gewachsen, nachdem er die Turbulenzen am US-Repo-Markt im Jahr 2019 präzise vorhergesagt hat. Auch sein neues Research dürfte schnell eine grosse Fangemeinde finden.

Pozsar wird sich auf zwei Publikationsreihen konzentrieren, wie er erklärt. Die erste wird «Money, Banks and Bases» sein, wie es auch auf der ungarischen Domain seiner Website heisst. «Das wird die Publikation sein, mit der mich die meisten Leute identifizieren», verrät der Starökonom.

Zwei Hauptrichtungen

Er werde sich intensiv damit beschäftigen, was die grossen Banken machen, was sie in ihren Portfolios haben und wo die Bilanzrestriktionen liegen. Im Grunde werde es ein Forschungsbericht über das «tägliche Funktionieren des Dollarsystems, wie wir es heute kennen».

In der zweiten Publikation «Money and World Order» will er verfolgen, wie sich «Bretton Woods III» entwickelt. Themen wie die Entdollarisierung, die Remonetarisierung des Goldes oder der Einsatz von digitalen Zentralbankwährungen für den Aufbau eines neuen Finanzsystems stehen auf der Agenda.

Immer für Gesprächsstoff gut

Mit seinen Analysen lag der Ungar in der Vergangenheit nicht immer richtig, was ihm bisweilen den Vorwurf der «Financial Fiction» einbrachte. Sein Einfluss und seine Ausstrahlung auf die Finanzwelt sind jedoch unbestritten, und seine Analysen regen immer wieder zum Nachdenken an.

Seine Popularität brachte ihm einen Hashtag auf Twitter und Spitznamen wie «das Orakel der Marktanalyse» ein. Als er bei der Credit Suisse absprang, hinterliess er eine Online-Fangemeinde, die gespannt auf seinen nächsten Schritt wartete. Im Mai nahm er an einer Konferenz der New Yorker Fed teil, lehnte aber Fragen zu seinen Plänen ab, wie finews.ch berichtete.

Der Ökonom, der 2002 in die USA zog, arbeitete unter anderem für die Federal Reserve Bank of New York und das US-Finanzministerium. 2015 wechselte er als Global Head of Short-Term Interest Rate Strategy zur CS, die er dieses Jahr noch vor deren Zusammenbruch verliess.