Alles ist noch viel schlimmer im Asset Management, warnt eine renommierte Beratungsfirma. Als schier unlösbares Dilemma erweisen sich die hohen Löhne der Fondsbranche.

Wenn es darum geht, ein möglichst schwarzes Bild zu malen, sind Berater meist schnell zur Stelle. Sie wissen: Krisen schaffen Beratungsbedarf. Die neueste Studie über den Zustand des weltweiten Asset Management der Experten von Casey Quirk dürfte aber selbst hartgesottene Kollegen erblassen lassen; die Beratungsfirma stellt fest, dass die Disruption der Fondsbranche schon begonnen hat.

Das finstere Fazit unterlegen die Studienautoren mit alarmierenden Zahlen. Sie haben den Geschäftsgang von 95 Asset Managern mit insgesamt 37'000 Milliarden Dollar an Vermögen zwischen 2014 und 2017 untersucht. Sie folgern draus, dass nur noch jedes vierte Unternehmen profitabel wächst. Ein Drittel schrumpfe ungebremst, und 44 Prozent der Fondshäuser würden ins Geschäft investieren, ohne irgendwelche Wirkung zu erzielen.

Giftiges Gemisch

Die Expertise von Casey Quirk hat dabei durchaus Gewicht in der Branche. Die Firma fädelte den wohl wichtigsten Deal der jüngeren Asset-Management-Geschichte ein: Den Verkauf des führenden Indexfonds-Riesen iShares von Barclays Global Investors an den weltgrössten Vermögensverwalter Blackrock, der 2009 über die Bühne ging.

Seit damals hat der Siegeslauf der «passiven» Indexfonds (ETF) gegenüber den aktiv verwalteten Investmentvehikeln erst so richtig eingesetzt. Heute vermengt sich der Konkurrenzdruck aus dem Passiv-Lager mit der Digitalisierung und der Regulationswelle zu einem giftigen Gemisch, dass die Erträge der Fondsbranche wegäzt. Dabei, schreibt Casey Quirk, könnte alles bald noch viel schlimmer werden.

Bullenmarkt auf der Kippe

Denn in den letzten drei Jahren haben sich die Börsen sehr zugunsten der Fondsindustrie entwickelt. Sollte der langjährige Bullenmarkt einbrechen, was viele Experten in den nächsten Jahren erwarten, könnten die strukturellen Defizite viel schmerzhafter zu Tage treten. Und das Lager der Gewinner noch kleiner werden.

Die guten Börsen sind laut den Studienautoren für ein weiteres Dilemma mit verantwortlich, mit dem sich die Branche auseinandersetzen muss: Die hohen Löhne, insbesondere an der Unternehmensspitze, haben zuletzt noch zugenommen.

Dies nicht nur, weil sich mit steigenden Kursen auch die verwalteten Vermögen mehren. Sondern weil die Aktienpakete der Chefs an Buchwert gewinnen. Laut der Studie sind die CEO-Löhne kotierter Fondsfirmen im Schnitt so hoch wie noch nie. Die Lohnpakete bei privat gehaltenen Asset Managern sind oftmals noch viel dicker.

Der erste verliert seine Leute

Dabei ist allen in der Branche klar, dass die Löhne die grössten Kostenstelle im Asset Management ausmachen. Die Lohnkosten zu senken, wäre demnach die vordringliche Aufgabe der Fondsfirmen. Die frei gewordenen Mittel liessen sich in die digitale Aufholjagd investierten, wo sie dringend benötigt werden.

Doch das geht nicht. Wie die Banken haben auch die Fondsfirmen stets gepredigt, dass sie «branchenkonforme», das heisst hohe Löhne zahlen müssen. Ansonsten wanderten die besten Talente zur Konkurrenz. Jetzt haben sich die Asset Manager in ihrem eigenen Argument verfangen. «Der erste, der die Löhne senkt», warnt Casey Quirk, «wird alle seine besten Leute an die Konkurrenz verlieren.»

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