Die Beteiligung an der Schweizer Börse SIX, die von der Bellevue-Group im Juli abgestossen wurde, fungiert als Spielball von Rivalitäten. Wie finews.ch erfahren hat, handelt es sich bei der neuen Besitzerin um eine Schweizer Grossbank.

Florian Wicki und Katharina Bart

Nun kommt Licht in jene Transaktion, die diesen Sommer viele überrascht hat: Mitte vergangenen Juli trat die Bellevue-Gruppe vor die Medien und verkündete, sie habe ihre Beteiligung an der Schweizer Börsenbetreiberin SIX verkauft.

Wie Recherchen von finews.ch ergeben haben, war der Käufer der 1,175-Prozent-Beteiligung – die in der Bellevue-Bilanz einen Buchwert von 53,4 Millionen Franken hatte und entsprechend teurer verkauft wurde – niemand geringeres als die Schweizer Grossbank Credit Suisse (CS).

Und das war nicht der erste Coup der Grossbank. Weitere Recherchen haben ergeben, dass die CS schon jene SIX-Aktien kaufte, die sich im Besitz der ehemaligen Privatbank Notenstein La Roche befunden hatten. Allem Anschein nach waren an diesem Anteil weder die einstige Notenstein-Besitzerin Raiffeisen noch Vontobel interessiert, welche das Institut 2018 kaufte.

Akt der Rivalität

Damit dürfte die Differenz zwischen den beiden grössten SIX-Eignern, den Grossbanken UBS und CS, deutlich kleiner ausfallen als noch letzten Dezember. Da besassen die beiden gemeinsam rund 30 Prozent der Stimmen, die UBS 17 Prozent, die CS 13 Prozent. Hat die CS mit den Käufen den Vorsprung der Erzrivalin im SIX-Aktionariat verkleinern wollen?

Die CS teilte auf Anfrage von finews.ch mit, sie kommentiere ihre Beteiligungen an anderen Unternehmen üblicherweise nicht.

Klare Regeln für den Verkauf

Fest steht, dass die Anteile an der Börsenbetreiberin nicht frei austauschbar sind. Im Gegenteil, laut Statuten ist im Falle eines Kaufs oder Verkaufs von eigenen Aktien die Zustimmung des Verwaltungsrats nötig. Und der hat zu schauen, dass die 130 Aktionäre der Gesellschaft die Anteile einigermassen proportional untereinander aufteilen. 

Die Grösse der Beteiligung soll dabei auch mit der Menge an Geschäften übereinstimmen, die die jeweilige Bank über die Börse abwickelt. Und nicht zuletzt lockt auch der Einfluss auf Zukunftsprojekte wie die digitale Börse SDX; auch deshalb dürfte es sich lohnen, die Mitspracherechte im Aktionariat zu steigern.

Lockende Dividende

Ein weiteres Motiv dürfte das liebe Geld sein. Vergangenes Jahr resultierte ein Aufwertungsgewinn und das Geschäft wird sich finanziell früher oder später auszahlen, ist doch die SIX eine zuverlässige Dividendenzahlerin.

Aus der Sicht von Bellevue gab es Recherchen zufolge noch einen weiteren Grund für den Verkauf der SIX-Beteiligung: Mit dieser Position in den Büchern wäre der diesen August erfolgte Verkauf der Bank am Bellevue an die luxemburgische KBL-Gruppe unter Ex-UBS-Banker Jürg Zeltner nicht möglich gewesen.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.22%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.76%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.98%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.41%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
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