Jürg Zeltner rührt bei der luxemburgischen KBL mit der grossen Kelle an, während die Strategie der Privatbankengruppe nebulös bleibt. finews.ch-Recherchen zeigen, was er und die Geldgeber aus Katar vorhaben.

Seit Jürg Zeltner, der frühere Wealth-Management-Chef bei der luxemburgischen Privatbankengruppe KBL das Ruder übernommen hat, sind die Geldschleusen offen. Mit Bellevue kaufte er eine Schweizer Bank, um eine Präsenz im wichtigsten Offshore-Banking-Zentrum der Welt zu erlangen.

Er schart eine laufend grösser werdende Truppe von ehemaligen UBS-Kollegen um sich und plant gemäss mehreren Personen, mit welchen finews.ch gesprochen hat, Ausgaben in der Höhe von mehreren hundert Millionen Dollar für die Expansion der KBL-Gruppe.

Anfangsinvestment ist nun weniger wert

Die Strategie der bislang aus acht (mit Bellevue werden es neun) europäischen Privatbanken bestehenden KBL wird Zeltner zu Beginn des kommenden Jahres bekannt geben – zusammen mit einer neuen Ausrichtung für die Bank. Das Ziel: Die von der katarischen Herrscherfamilie kontrollierte Bank mit ihren bislang rund 72 Milliarden Euro verwalteten Vermögen neu zu beleben.

Die Mittel dafür kommen aus Katar und der Familie al-Thani. Diese kaufte die KBL von der damals kriselnden belgischen Bank KBC im Jahr 2011 für stolze 1,05 Milliarden Euro (rund 1,2 Milliarden Franken).

Es soll sich lohnen

Die KBL ist heute sicher weniger wert. Beobachter sehen die Expansionspläne darum vor dem Hintergrund, dass Katar mehr Wert aus der KBL pressen will. Gemäss Kennern soll Zeltner sechs bis acht Jahre Zeit bekommen haben, um die KBL-Braut herauszuputzen. Diese Zeit werde der 52-Jährige brauchen, müsse er doch zunächst mit mindestens zwei Verlustjahren rechnen, bevor er die Früchte seiner Anstrengungen ernten könne, sagen diese gegenüber finews.ch.

Denn für den früheren UBS-Topmanager soll sich das Engagement lohnen: Er und sein früherer UBS-Kollege Jakob Stott, der bei der KBL nun das Private Banking leitet, sowie COO Colin Price haben in ein Vehikel namens Pioneer investiert. Über dieses sind sie indirekt an der KBL beteiligt, die Kataris halten weiterhin 99,9 Prozent der Aktien.

Partner-System mit Gewinnbeteiligung

Etabliert hat Zeltner zudem ein «Partner»-System, an welchem unter anderem Schweiz-Chefin Dagmar Kamber-Borens sowie Skandinavien-Chef Søren Kjær beteiligt sind und die gemäss Insidern auf «attraktive» Gewinnbeteiligungen hoffen dürfen. Geplant sei, mehrere Dutzend solcher «Partner» an Bord zu holen; Zeltner schwebt in eine Art zweite Pictet vor, wie er in Gesprächen schon fallen gelassen hat.

Bei seiner Rekrutierungsoffensive liegt der Fokus derzeit vor allem an der Kundenfront. «Da ist eine gewisse Incentivierung notwendig, um die richtigen Leute zum Wechsel zu bewegen», sagt eine mit den Vorgängen vertraute Person.

Und sie kommen in Scharen: In den vergangenen Monaten stiess Risikoexperte Thomas Siegenthaler zur KBL sowie Bryan Crawford als Co-Chef für Produkte.

Auch die Sekretärinnen kommen von der UBS

Rekrutiert wird vor allem von der UBS: Zeltner und Stott holten auch ihre früheren Sekretärinnen. Vom Konkurrenten J.P. Morgan (Schweiz) kam Fanny Lavigne, wie ein KBL-Sprecher bestätigte.

Die Expansionspläne umfassen neben der Schweiz und Skandinavien auch den Nahen Osten und Asien, wie Insider berichten. Der Plan bestehe in erster Linie darin, entsprechende Teams anzuheuern anstatt Onshore-Buchungsplattformen aufzubauen.

Füllhörner können nicht alles bewirken

Der Weg zur führenden Privatbankengruppe KBL hält bereits einige Stolpersteine parat. Die deutsche Tochter-Bank Merck Finck steckt tief in der Verlustzone und erhielt von der KBL eine Finanzspritze. Die IT-Struktur der Bankengruppe ist verzettelt und möchte von Zeltner vereinheitlicht werden.

Er selber wurde kürzlich von der deutschen Bankenaufsicht Bafin zurück gepfiffen: Seinen vom Grossaktionär Katar eingeforderten Sitz im Aufsichtsrat der Deutschen Bank durfte Zeltner nicht behalten. Die Episode zeigt, dass die Füllhörner der al-Thanis eben auch nicht alles bewirken können.

 

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