In der aktuellen Gesundheitskrise können die Währungshüter meist nur im Hintergrund wirken. Nationalbank-Präsident Thomas Jordan erntet dabei Lob.

Mit der überraschenden Senkung der Leitzinsen auf Null hat die US-Notenbank (Fed) die Finanzmärkte vor allem verunsichert: Auf die Massnahme erfolgte Mitte März ein weiteres Börsenbeben, das auch die Aktienkurse von Schweizer Finanzunternehmen mit sich riss.

Dass sich die Fed mit Zentralbanken wie der Schweizerischen Nationalbank (SNB), der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Bank of Japan zusammentat, um weltweit die Liquiditätsversorgung zu sichern, erinnerte die Investoren dann zu sehr an die Finanzkrise von 2008 – und löste erneut Ängste aus.

Der Staat muss ran

Vor allem aber zeigte sich seither, dass die Wirkung der Geldpolitik auf die vom Coronavirus ausgelöste Krise begrenzt ist. Denn die Pandemie betriff vor allem das Gesundheitswesen und die Realwirtschaft. Beobachter wie Thomas Stucki, der langjährige Investmentchef der St.Galler Kantonalbank (SGKB), mahnen deshalb: Diesmal greife das auf eine Stärkung des Finanzsystems ausgerichtete Instrumentarium der Zentralbanken zu kurz.

Gefordert seien stattdessen staatliche Hilfen, um den Kollaps einer Vielzahl von Unternehmen zu verhindern.

Die Notenbanker, so Stucki, müssten in der Folge aus dem Hintergrund steuern. Etwa, indem sie zumindest die Stabilität des Finanzsystems mit genügend Mitteln abstützen, wie es die SNB letzten Mittwoch bei den Begleitmassnahmen zum Notkredit-Paket des Bundesrats demonstrierte. Dabei machen die Währungshüter eine unterschiedlich gute Figur.

1. Thomas Jordan: Kritik gewohnt

Lob kriegt die Arbeit der Schweizerischen Nationalbank. Das von Thomas Jordan geleitete Direktorium ist sich harsche Kritik gewohnt, weil sie seit mehr als fünf Jahren an den Negativzinsen festhält, was vor allem die Banken und Pensionskassen ärgert. Nun kommt für einmal Unterstützung: «Eine souveräne Figur geben die SNB und Thomas Jordan ab», schreibt Stucki in seinem Bericht. «Man spürt keinen hektischen Aktivismus, sondern ein wohl überlegtes Vorgehen».

Im Inland sichert die SNB mit verschiedenen Massnahmen die Liquidität der Finanzindustrie, während sie mit gezielten Devisenmarktinterventionen gegen eine weitere Aufwertung des Frankens ankämpft. Sie beweist unter Druck ihre Flexibilität, indem sie den antizyklischen Kapitalpuffer für die Banken ausser Kraft gesetzt hat. Gleichzeitig zeigt die Teilnahme an einem globalen Programm zur Stärkung der Dollarliquidität, dass die SNB nach wie vor zu den wichtigsten Zentralbanken der Welt zählt.

2. Christine Lagarde: Bazooka ohne Ziel?

Weniger gute Noten gibts für Christine Lagarde (Bild unten), die neue Präsidentin der EZB. Laut Stucki agiert diese «nicht sehr vertrauenserweckend». So segnete sie zwar ein geldpolitisches Lockerungsprogramm im Umfang bis zu 750 Milliarden Euro ab – aber es ist unklar, wie genau diese «Bazooka» verwendet werden soll.

Lagarde 500

Und während die EZB die Schulden des von der Pandemie schwer getroffenen Italien erst nicht finanzieren wollte, sollen die Ausgaben der südlichen Eurozone-Länder nun mit Corona-Bonds berappt werden. Die Diskussionen über solche Instrumenten drohen die Hilfeleistungen erneut zu verzögern.

3. Jerome Powell: Zu alter Form aufgelaufen

Derweil hat Präsident Jerome Powell (Bild unten) bei der Fed nach der Hektik der vergangen Tage zur «whatever it takes»-Formel zurückgefunden, welche die US-Geldpolitik schon in der Finanzkrise so überzeugend hatte aussehen lassen. So kaufte die amerikanische Notenbank bei Bedarf unbeschränkt Anlegihen auf – darunter auch jene Schatzanleihen, die zur Finanzierung der US-Hilfsprogramme emittiert werden. «Die Auftritte von Fed-Präsident Powell strahlen auch wieder die nötige Ruhe und Souveränität aus», urteilt Stucki von der SGKB.

Powell 500

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
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