Der Krypto-Broker Bitcoin Suisse sieht sich nach einem starken Halbjahresergebnis und einer Kapitalerhöhung gerüstet, eine Bank zu werden. Das Ziel lautet nun: Unicorn.

Bitcoin Suisse hat im letzten Halbjahr ungeachtet der weltweiten Corona-Krise erfolgreich am Fundament gearbeitet: In einem ersten Schritt hatten im Mai Ex-Vontobel-Banker Roger Studer sowie weitere Investoren durch den Kauf von Aktien die Bewertung von Bitcoin Suisse auf 275 Millionen Franken gehoben. Nun hat das 2013 gegründete Krypto-Unternehmen die Finanzierungsrunde abgeschlossen, wie es am Freitag mitteilte.

Das Ergebnis: Das Eigenkapital stieg um 45 Millionen Franken auf 100 Millionen und die Bewertung von Bitcoin Suisse liegt nun bei über 302 Millionen Franken.

Handel boomte

Aber Bitcoin Suisse ist derzeit nicht bloss eine Investment-Story. Wie es weiter hiess, waren die Geschäftsergebnisse im ersten Halbjahr 2020 sehr gut. Das Handelsvolumen habe sich im Vergleich zur Vorjahresperiode verdoppelt, die Anzahl Order gar verfünffacht. Zudem verzeichnete Bitcoin Suisse einen Kundenzuwachs von 20 Prozent – pro Monat. Dabei habe der Broker auch von einem verbreiterten Angebot für private und institutionelle Investoren profitiert.

Wie finews.ch bereits früher berichtet hat, folgt Bitcoin Suisse einem Fahrplan, der über die Kapitalerhöhung und das Erlangen einer Banklizenz bis an die Börse führen soll.

Breite Schweizer Konkurrenz

Niklas Nikolajsen, der das Unternehmen im Jahr 2013 in einem Zuger Hinterzimmer gegründet hat und Verwaltungsratspräsident ist, nannte nun ein weiteres Ziel: Bitcoin Suisse soll die Bewertung von 1 Milliarde Franken erreichen. «Sieben Jahr nach nach der Gründung unseres Unternehmens sind wir auf dem besten Weg, das erste europäische Unicorn in der Digital Asset-Branche zu werden», sagte Nikolajsen gemäss Mitteilung.

Bitcoin Suisse muss dabei einiges an Konkurrenz auf Abstand halten: Die Crypto Finance Group in Zürich verfolgt ebenfalls internationale Expansionspläne und hat mit Rainer Marc Frey einen potenten Investoren im Rücken. Die Seba Bank in Zug verfügt, wie auch die in Zürich und Singapur ansässige Sygnum Bank, bereits über die Finman-Lizenz. Auch sie haben für dieses Jahr Kapitalerhöhungen geplant.

Anzahl Mitarbeiter verdoppelt 

Bitcoin Suisse erwartet nach wie vor die Banklizenz der Finma in diesem Jahr – kann aber diesen Prozess nicht mehr gross beeinflussen.

Der Weg zum Milliarden-Krypto-Broker ist allerdings in groben Zügen vorgezeichnet: Zunächst will Bitcoin Suisse das Erlös aus der Kapitalerhöhung in die weitere Entwicklung des Geschäftes stecken und die internationale Präsenz ausbauen. Das Unternehmen hat anhaltend in Personal investiert: Mit 150 Mitarbeitern hat sich der Personalbestand im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.

Erhält Bitcoin Suisse die Banklizenz, sind die Kundeneinlagen bereits gemäss Gesetz gesichert. Eine entsprechende Bankgarantie über 45 Millionen Franken sei bei einem grossen Staatsinstitut gesichert worden.

Für die Tochtergesellschaft Swiss Crypto Vault ist mit Markus Perdrizat ein neuer CEO eingesetzt worden. Er füllt die Lücke von Philipp Vonmoos, der in die Bitcoin-Suisse-Geschäftsleitung wechselte. Perdrizat kommt von der Beratungsgesellschaft PwC.

Erst ein STO, dann ein IPO

Sodann will Bitcoin Suisse ein sogenanntes Security Token Offering (STO) durchführen: Dieses soll der weiteren Stärkung des Eigenkapitals dienen, entspricht aber auch der Unternehmensphilosophie eines Spezialisten für Digital Assets, das breitere Publikum dezentral über eigene Token am Erfolg teilnehmen zulassen.

Als letzter Schritt ist der Börsengang geplant. Die personellen Weichen dafür sind gestellt: Im Verwaltungsrat bringt Roger Studer seine Erfahrungen als Investmentbanker ein.

CEO Arthur Vayloyan wird mit den Geschäftsleitungsmitgliedern Vonmoos, Head Corporate Development und Strategy, sowie CFO Rolf Gätzi, den IPO vorbereiten. Ein fixer Terminplan besteht weder für STO noch für IPO – nach der letzten Kapitalerhöhung steht Bitcoin Suisse auch nicht unter Zugzwang. Doch werden für Bitcoin Suisse die kommenden zwei Jahre, was den Weg zur Milliardenbewertung betrifft, spannend.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.55%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.23%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.64%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.33%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.25%
pixel