Anleihenmarkt im Juli: PSP bringt Floater zurück in die Schweiz
Der Juli ist am Schweizer Kapitalmarkt traditionell ein Monat, in dem ferienbedingt wenig läuft. Der Juli 2025 bestätigt und widerlegt diese Regel zugleich.
Zum einen sank das Emissionsvolumen (ohne Anleihen der Eidgenossenschaft) in- und ausländischer Schuldner von 6,1 Milliarden im Juni auf noch 4,6 Milliarden Franken. Die Sommerflaute sei damit aber weniger prononciert ausgefallen als in den beiden Vorjahren, konstatiert Tim Schmucki vom Kapitalmarktteam der Zürcher Kantonalbank (ZKB). So lag das Volumen 81 Prozent über demjenigen vom Juli 2024.
Rekordvolumen der Pfandbriefzentrale
Doch auch zwei weitere Beobachtungen passen nicht so richtig ins Bild eines uninspirierten Primärmarkts. Die Pfandbriefzentrale nahm so viel Geld auf wie noch nie zuvor mit einer (über vier Tranchen gestreuten) Transaktion: Sie beschaffte im Dienste ihrer Mitglieder (Kantonalbanken) 1'858 Millionen Franken.
Und eine weitere Emission verdient das Prädikat «bemerkenswert», wenn auch nicht ihrer Grösse wegen. Die Immobiliengesellschaft PSP Swiss Property lancierte eine zweijährige Anleihe über 155 Millionen Franken, wobei die Obligationen nicht wie gewohnt fest, sondern variabel verzinst werden. Gemäss dem ZKB-Newsletter handelt es sich damit um die erste auf Saron-Basis verzinste kotierte Anleihe am Schweizer Kapitalmarkt überhaupt.
Erster Floater auf Saron-Basis
Der Saron ist der wichtigste kurzfristige Zinssatz am Geldmarkt, der auch von übergeordneter Bedeutung ist. Zum einem ist der Satz im Hypothekargeschäft eine wichtige Referenz für die Preisgestaltung, zum anderen verfolgt die Schweizerische Nationalbank (SNB) bei der Umsetzung der Geldpolitik das Ziel, den Saron möglichst nahe zum SNB-Leitzins zu bewegen.
Floaters gehörten bis zur Finanzkrise zum Repertoire am Frankenanleihenmarkt. Sie basierten damals allerdings auf dem Libor, der aufgrund von Manipulationsvorwürfen und Liquiditätsproblemen in Verruf geriet und vom neuen Referenzsatz Saron abgelöst wurde. Erschwerend kam das anhaltende Tiefzinsumfeld dazu. Der bislang allerletzte Floater, damals noch auf Libor-Basis, war im November 2019 von Swiss Life Holding lanciert worden. Die Berechnung des Franken-Libors wurde Ende 2021 definitiv eingestellt.
Ein ausgetrockneter Markt
Heute ist gemäss dem Anleihen-Explorer der SIX kein Franken-Floater mehr ausstehend – PSP hat also ein ausgetrocknetes Marktsegment neu eröffnet. Das Instrument ist für eher kurzfristig ausgerichtete Anleger, die ihr Geld ohne Zinsänderungsrisiko sicher anlegen wollen, eine attraktive Alternative.
Aussser der Pfandbriefzentrale und PSP waren im Inlandsegment im Juli die Pfandbriefbank, die Graubündner Kantonalbank und die Stadt Lugano aktiv.
Im Auslandsegment dominierten Supras und staatsnahe Schuldner. Zu der ersten Kategorie zählen die nachhaltige Anleihe der Inter-American Development, die International Finance Corporation mit einem Green Bond und die Asian Development Bank. Zur zweiten gehören die Nederlandse Waterschapsbank und die BNG Bank mit Social Bonds sowie die Landwirtschaftliche Rentenbank.
Positive Renditen auf hochwertigen Schuldner einloggen
Zugegen waren aber auch die Provinz Ontario, die Republik Österreich mit einem Green Bond und die Financials Toronto-Dominion Bank sowie die Münchner Hypothekenbank mit einem Covered Bond.
Auffällig ist die hohe Kreditqualität der im Juli präsenten Schuldner. «Gefragt waren insbesondere qualitativ hochwertige Anleihen, weil die Investoren angesichts drohender Negativzinsen versuchen, positive Renditen einzuloggen», hält die ZKB erläuternd fest.
Damoklesschwert US-Zoll
Zudem geht sie davon aus, dass die Aktivitäten bereits nächste Woche (und damit vor dem Ende der Schulferien in der Kapitalmarktmetropole Zürich) anziehen werden. Die Pipeline sei gut gefüllt, und einige Emittenten wollten sich den «First-Mover-Advantage» sichern, hält die selber im Emissionsgeschäft versierte Staatsbank fest. Das spricht für einen August, der seinem Ruf als schwacher Monat Lügen strafen könnte – allerdings dräut das Damoklesschwert eines Zollsatzes von 39 Prozent für Schweizer Ausfuhren in die USA, das, wenn der seidene Faden reissen sollte, auch den Primärmarkt spürbar bremsen würde.
Am Montag hat die SIX die Juli-Umsatzzahlen an der SIX Swiss Exchange und der BME Exchange publiziert. Demnach wurden am Sekundärmarkt Obligationen über 10,4 Milliarden Franken gehandelt. Damit lag das Volumen nur geringfügig unter dem des Vormonats (–0,8 Prozent) und deutlich über dem der Vorjahresperiode (+4 Prozent).
Auch am Sekundärmarkt läuft's rund
Auch das Jahr 2025 kann sich bisher sehen lassen. Von Januar bis Juli wurden Obligationen über 77,4 Milliarden Franken umgesetzt, ein Plus von 10 Prozent zum Vorjahr.
Allerdings gibt es Zweifel an der Aussagekraft der SIX-Statistiken. So hat Richard Mooser, Anlagechef von Axa Investment Managers, im Juni in einem Interview mit finews.ch darauf hingewiesen, dass die Reporting-Pflicht der SIX Swiss Exchange immer mehr ausgehöhlt und z.B. über Singapur oder London gehandelt wird. Mooser schätzt, dass heute etwa die Hälfte der Volumen gar nicht mehr rapportiert wird.