Nicht lange ist es her, da war die Credit Suisse das grosse Sorgenkind auf dem Schweizer Finanzplatz. Inzwischen wurde es still um die Grossbank. Was ist geschehen?

Irgendwie ist er aus dem Rampenlicht verschwunden: Tidjane Thiam, CEO der Credit Suisse (CS), liess sich letztmals öffentlich im vergangenen Juli vernehmen, bevor er sich in die Ferien verabschiedete. Bei der CS werde es nach all den Stellen- und Ausgabenkürzungen künftig wieder vermehrt ums Geld verdienen gehen, liess der Chef seine Belegschaft damals wissen.

Seither ist Funkstille. Bloss einige personelle Veränderung in der Investmentbank sorgten noch für Schlagzeilen. Aber sonst? Die fast schon unheimlich anmutende Stille – selbst Kommunikationschef Christoph Meier wurde inzwischen durch Adam Gishen ersetzt – lässt sich als positives Zeichen deuten.

CS Kurs

Tatsächlich bestätigt die Börse diesen Eindruck: Die CS-Aktie hat im dritten Quartal 2017, also per Ende September, ganze 8 Prozent zugelegt. Im Gegensatz dazu stagnierte die UBS. Wie finews.ch bereits nach der ersten Hälfte des Geschäftsjahres schrieb, liegt das Momentum derzeit eindeutig bei der CS. Diese Punkte sprechen dafür.

1. Viel geredet – und geliefert

Er hatte eine Herkulesaufgabe übernommen – und die Gestaltung dieser Aufgabe in der Anfangszeit wortreich begleitet. Andere Manager wären eine solche Restrukturierung wohl schrittweise angegangen. Nicht so der ehrgeizige Thiam: Die Stärkung der Kapitalbasis ging einher mit einer Schrumpfung und Neuausrichtung der Investmentbank. Das internationale Wealth Management organisierte er völlig neu, und die Schweizer Einheit bereitete er zunächst für einen Börsengang vor, während ein massives Spar- und Jobabbauprogramm die CS zeitweise auszuhöhlen drohte.

Danach sieht es nun nicht mehr aus: Die Restrukturierung wie auch die verstärkte Ausrichtung auf das weniger riskante, dafür ertragsstabile Vermögensverwaltungsgeschäft greift. Thiam hat nicht nur viel geredet, er hat auch sein Programm nach dem vorgegebenen Fahrplan durchgezogen.

2. Ein vermeintlicher Flop

Viel Kritik und Häme steckten die CS und Thiam wegen des abgeblasenen Börsenganges (Initial Public Offering, IPO) der Schweizer Einheit ein. Anstatt dieses IPO nach der akribischen Vorbereitung auch durchzuführen, bat Thiam einmal mehr die Aktionäre zur Kasse und holte im zweiten Quartal rund 4 Milliarden Franken an frischem Kapital.

Thomas Gottstein kopie

Wer nun erwartet hätte, dass in der CS Schweiz Konsternation herrschen und das Management um Thomas Gottstein (Bild) reihenweise den Hut nehmen würde, sieht sich getäuscht.

Das Schweizer Geschäft läuft gut und ist der wichtigste Ertragspfeiler des Konzerns. Mit dem Verzicht auf den Börsengang hat Thiam die richtige Wahl getroffen. Ein Konstrukt mit einer bereits kotierten CS als Mehrheitseignerin wäre bei den Investoren nicht sonderlich gut angekommen.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.56%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.9%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.98%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.01%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.55%
pixel